Besser auf Ungarn hören

„Kanzlerin Merkel hätte 2015 auf die Warnungen der Ungarn hören sollen, statt unsere Grenzen für die Massenzuwanderung zu öffnen.“

2 Antworten auf “Besser auf Ungarn hören

  1. Es wird immer das Szenario der Bedrohung durch eine alternde Gesellschaft an die Wand gemalt und behauptet, dass eine Gesellschaft, die altert, wirtschaftlich und demografisch relativ schnell stirbt.

    Deshalb sind alternde Gesellschaften angeblich auf die Migration angewiesen. Ist das wirklich so? Hierzu hat Prof. Dr. Gerd Bosbach eine völlig andere Meinung, die er auch begründen kann:

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    1. Prof. Dr. Gerd Bosbach sagte bereits 2013 folgendes der Tagesschau:

      Ich schaue in die Vergangenheit, ins letzte Jahrhundert. Schon damals sind wir älter geworden. Der Jugendanteil ist gesunken und der der Rentner hat sich mehr als verdreifacht. Trotzdem sind wir nicht ausgestorben und der Sozialstaat wurde auch nicht abgebaut. Im Gegenteil: Der Sozialstaat wurde massiv ausgebaut, die Arbeitszeit verkürzt und der Wohlstand für alle erhöht. Aber auch im vergangenen Jahrhundert hat man versucht, Panik zu schüren. In der Weimarer Republik sprach und schrieb man vom “aussterbenden deutschen Volkskörper”.

      1953 befürchtete Konrad Adenauer gar das Aussterben. Ebenso war schon in den 1950er-Jahren die Annahme weit verbreitet, dass niemand mehr die Renten von heute würde zahlen können. Die Alterung jagt Angst ein. Dabei ist die Bevölkerung mehr als eine Anzahl von Menschen. Diese Menschen leisten auch etwas. Und wenn es nur auf den Anteil der Jugend ankäme, dann müsste es vielen afrikanischen Ländern sehr gut gehen. Tut es aber nicht.

      Wer hat Interesse daran, dass wir vor dem demografischen Wandel vor allem Angst haben? Da gibt es diverse Gruppen, und das macht die Sache auch so gefährlich. Die Arbeitgeber haben zum Beispiel ein großes Interesse daran, die Lohnnebenkosten zu senken. Die Beiträge für die Rente sind der größte Posten der Lohnnebenkosten. Ohne die Angst vor dem demografischen Wandel wären die Arbeitgeber nie aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung herausgekommen. Deswegen ist diese Angst schon bereits Ende der 1990er-Jahre massiv geschürt worden. Die arbeitgebernahe “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” gehörte zu den ersten treibenden Kräften, die die Demografie hof- und panikfähig gemacht haben.

      Das Versicherungsgewerbe profitiert natürlich auch. Die gesetzliche Rentenversicherung mit ihren Staatszuschüssen macht ein Geschäft von über 250 Milliarden Euro aus, das lange am privaten Versicherungsmarkt vorbei lief. Seit 1999 wurde also massiv Einfluss genommen: auf den Finanzminister, den Wirtschaftsminister und die Bundestagsausschüsse. Nachdem die Riester-Rente beschlossene Sache war, gingen die Parteispenden der Versicherungen wieder zurück. Und für die Politiker ist der demografische Wandel die willkommene Universalentschuldigung für alles, was schief läuft.

      Zum Fachkräftemangel sagt er, man kann darüber streiten, ob es ihn gibt. Aber wenn es ihn gibt, dann ist er hausgemacht und nicht der demografischen Entwicklung geschuldet. Wir haben es zwischen 1990 und 2005 massiv versäumt, Jugendliche auszubilden. Das wurde auf Arbeitgeberseite sogar so formuliert: Es gibt zu viele Jugendliche, und für 700.000 Jugendliche haben wir keine Ausbildungsstellen. Das können Sie in den Zeitungen von damals nachlesen.

      Und jetzt ist auf einmal der demografische Wandel schuld, wie auch am Ärztemangel. Diese Argumentation ist offensichtlich bescheuert. Der Numerus Clausus für ein Medizinstudium liegt zwischen 1,0 und 1,4. Das heißt: Viele Menschen, die Arzt werden wollen, haben gar keine Chance, sich ausbilden zu lassen. Das ist ein schlechter Witz, über den aber mittlerweile niemand mehr lacht.

      Aber warum wird die Argumentation “demografischer Wandel” so anstandslos übernommen? Dazu sagt Bosbach, die schon erwähnten Interessensgruppen beeinflussen über Dutzende von Forschungseinrichtungen, die öffentlichkeitswirksame Studien veröffentlichen, die in ihrem Sinne argumentieren. Und die werden zum Teil ungeprüft übernommen. Zum Beispiel wird gern der Altenquotient mit dem prozentualen Anteil der Alten verwechselt oder gleich gesetzt. Wenn 60 Rentner 100 Erwerbsfähigen gegenüber stehen, ist das etwas anderes, als wenn es 60 Prozent Rentner gibt. Dann stehen nämlich 60 Rentner weniger als 40 Erwerbsfähigen gegenüber.

      Es gilt also nach wie vor der Satz von Voltaire, dass man einer hundert Mal gehörten Lüge mehr glaubt als einer einmal gehörten Wahrheit. Neben den falschen Fakten spielt das Gefühl eine große Rolle: Wenn der Mensch geht, kommt der Wolf… Da wird mit einer Urangst gespielt. Prognosen über lange Zeiträume hinweg können nicht zuverlässig sein. Blicken wir mal zurück: Adenauer wusste 1960 nichts über das Leben von heute, außer der Jahreszahl. Der erste IBM-Computer ließ auch nicht vermuten, dass wir heute mit Internet, Bankautomaten und Datenaustausch per USB leben. Wer also behauptet, über 50 Jahre in die Zukunft blicken zu können, ist ein Traumtänzer.

      1960 war die Antibabypille zwar schon entwickelt, aber noch nicht in Gebrauch. Auch deren Folgen hat man nicht bedacht. Der Trend zur Kleinfamilie, zum Single-Dasein ist frühestens mit der 68er-Bewegung entstanden. Der Jugoslawien-Krieg, die Auflösung des Ostblocks mit mehr als drei Millionen Aussiedlern – all das konnte man 1960 nicht sehen, obwohl die Zeit damals viel langsamer war als heute. Von daher ist eine Prognose über 50 Jahre von heute an besonders abstrus.

      Auf die Frage, ob er eine Prognose wagt, antwortet er: Ja. Ich wage die Prognose, dass bald Weihnachten ist, wenn ich ein Weihnachtsgeschenk für meine Frau kaufe.

      Heute gibt es dazu einen Artikel bei Capital Online, allerdinhgs hinter der Bezahlschranke. Inhaltlich wird er eine ähnliche Meinung vertreten wie 2013.

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