Ehrung für Forscher
Viren, Bakterien, Phagen
Antibiotikaresistenzen stellen ein zunehmend ernsteres Problem dar, die dadurch verursachten Krankheiten könnten bis 2050 eine der häufigsten Todesursachen sein, erklärte Kintses in einem Vortrag. Die Untersuchung des systemischen Ansatzes zur bakteriellen Resistenz begann vor 20 Jahren in Szeged unter der Leitung von Balázs Papp und Csaba Pál; derzeit arbeiten rund 50 Forscher am SZBK auf diesem Gebiet.
Wo Antibiotika nicht mehr wirken
Bakterien werden genau wie Menschen von verschiedenen Viren befallen, allerdings sind diese Bakteriophagen für den Menschen harmlos und vermehren sich nur in Bakterien. Diese Viren sind in der Lage, Bakterien zu zerstören, gegen die die in den letzten Jahrzehnten entwickelten Antibiotika nicht mehr wirken. Der Forscher erinnerte daran, dass Phagen bereits seit 100 Jahren zur Therapie eingesetzt werden, das Verfahren jedoch mit dem Erscheinen der Antibiotika in den Hintergrund geriet. Dies liegt zum Teil daran, dass diese Viren sehr wirtsspezifisch sind, d. h. dass ein bestimmter Phage gegen einen bestimmten Bakterienstamm eingesetzt werden kann.
Sekundärinfektion am Beatmungsgerät
Im Mittelpunkt der in der Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlichten Forschungsergebnisse stand der multiresistente Acinetobacter baumannii (MACI), der laut WHO zu den kritischsten antibiotikaresistenten Krankheitserregern zählt. Dieser tritt vor allem bei Patienten auf, die mit einem Beatmungsgerät behandelt werden. Laut veröffentlichten Daten könnten in Mitteleuropa mehr als 10.000 Covid-Patienten eine solche Sekundärinfektion erlitten haben, meinte Kintses.
Durch die Untersuchung der Genetik von Krankheitserregern erstellten Forscher einen Stammbaum, um nachvollziehen zu können, wo und wie schnell sich eine Variante verbreitet. Die Phagentherapie kann eingesetzt werden, wenn die Standardbehandlung nicht mehr wirksam ist. Zukünftig sollen die Studien auf andere Bakterienarten ausgeweitet werden, die Krankenhausinfektionen verursachen. Zudem wird an der Einführung einer Phagenproduktion in pharmazeutischer Qualität gearbeitet. Das Ziel soll es sein, anhand der genetischen Ausstattung der Bakterien festzustellen, welcher Phage gegen ein bestimmtes Bakterium wirksam sein kann.
