Medizinische Forschung
Neue Behandlung, statt Antibiotika
Die Ergebnisse der im Biologischen Zentrum HUN-REN in Szeged durchgeführten Forschung können ein neues Kapitel im Kampf gegen antibiotikaresistente Krankenhausinfektionen aufschlagen. Mithilfe der Karte entwickeln die Forscher eine Bakteriophagen-basierte Behandlung, die auf die am weitesten verbreiteten Superbakterien abzielt – als vielversprechende Alternative zu wirkungslos gewordenen Antibiotika. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Cell veröffentlicht.
Forschungsgruppen um Bálint Kintses und Balázs Papp erzielten mit diesem neuen Ansatz erhebliche Fortschritte bei der Eindämmung des weltweiten Problems der Krankenhausinfektionen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Gesundheitseinrichtungen in fünf osteuropäischen Ländern wurden eine einzigartige Karte eines der gefährlichsten Krankenhauserreger (Acinetobacter baumannii) in Osteuropa und weltweit sowie die Ausbreitungsmuster einzelner Varianten erstellt. Wenn diese Informationen systematisch gesammelt werden, sind sie für epidemiologische Vorhersagen und die Arzneimittelentwicklung von unschätzbarem Wert.
Grundlage der von den Forschern in Szeged entwickelten Superbakterien-Karte ist eine detaillierte Analyse des Gensatzes von Bakterien, die genaue Informationen über die Vielfalt der untersuchten Superbug-Arten liefert. Innerhalb einer bestimmten Spezies kann es Hunderte von Varianten antibiotikaresistenter Bakterien geben. Dies ist ein ernstes Hindernis für die Phagentherapie, die auch gegen mehrere arzneimittelresistente Krankheitserreger wirksam ist. Mithilfe der Karte stellten die Forscher fest, dass in jeder Region nur wenige Bakteriensorten dominieren. Wenn mindestens 8-10 verschiedene, auf die jeweilige Region zugeschnittene Bakteriophagen-Präparate verfügbar wären, könnten 80% der Krankenhausinfektionen behandelt werden.
Damit sich die Phagentherapie flächendeckend durchsetzen kann, müssen nach den Regeln der Arzneimittelzulassung die Wirksamkeit und Sicherheit der Präparate an einer ausreichenden Anzahl von Patienten nachgewiesen werden. Die Superbakterien-Karte könnte hier einen Durchbruch bringen und gibt Hoffnung, dass die Phagentherapie in nicht allzu ferner Zukunft ein fester Bestandteil der personalisierten Patientenversorgung sein wird, so wie es Mitte des letzten Jahrhunderts Antibiotika wurden.