Krebsforschung

Ein versteckter Feind

Der dunklen Seite von therapiebedingter Seneszenz sind hiesige Forscher auf die Schliche gekommen.

Ungarische Forscher haben einen spannenden, aber auch erschreckenden Mechanismus entdeckt. Sie fanden heraus, wie Krebszellen eine Chemotherapie überleben und dann erneut Brustkrebs verursachen können. Jahrzehntelang glaubte man, dass die therapiebedingte Seneszenz (TIS) ein irreversibler Prozess sei, der geschädigte Zellen in einen dauerhaften Ruhezustand zwingt, bevor sie schließlich absterben.

„Zombie-Zustand“ bietet Schutz

Durch die Kartierung von TIS-Zellen mittels Einzelzellsequenzierung hat eine ungarische Forschungsgruppe jedoch gezeigt, dass Krebszellen diesem Zustand entkommen und innerhalb weniger Monate das Tumorwachstum wieder in Gang setzen können. Den alarmierenden Ergebnissen zufolge bot der „Zombie-Zustand“ Schutz gegen die Hälfte der getesteten, von der FDA (United States Food and Drug Administration) zugelassenen Medikamente und verwandelte TIS, die zuvor als Zelltodmechanismus galt, in eine vollwertige Überlebensstrategie. Die in der Fachzeitschrift „Molecular Cancer“ veröffentlichten Ergebnisse bieten die Möglichkeit, neue Therapien zu entwickeln, die auf TIS abzielen, stellen aber auch eine ernste Warnung für Ärzte dar.

Immunantwort wird unterdrückt

„Was wir für unseren Verbündeten in der Krebsbehandlung hielten, war die ganze Zeit über ein versteckter Feind“, erklärte Eszter Bajtai, die Erstautorin der Studie, die sechs Jahre lang an dem Projekt arbeitete. Das Forschungsteam untersuchte auch, wie TIS-Tumorzellen spezifische Signalwege aktivieren und Proteine produzieren, um die Immunantwort zu unterdrücken. Dies bedeutet, dass Zombiezellen nicht nur gegen Chemotherapie und gezielte biologische Therapien resistent sind, sondern auch in der Lage sind, natürliche Angriffe des Immunsystems abzuwehren.

Um die dunkle Seite von TIS aufzudecken, war eine umfassende Zusammenarbeit erforderlich, an der das HUN-REN Naturwissenschaftliche Forschungszentrum TTK, das Nationale Institut für Onkologie (OOI), das HUN-REN Forschungszentrum für Energiewirtschaft, die Universität Szeged und zwei nationale Labore beteiligt waren, betonte József Tóvári, Leiter der Abteilung für Pharmakologie am OOI. Nun könne die Arbeit ihren Anfang nehmen, das besagte Phänomen zu bekämpfen.

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