Außenhandel
Zwölf Milliarden verfehlt
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In der zweiten Schätzung des Zentralamtes für Statistik (KSH) fällt der im Übrigen üppige Überschuss um 145 Mio. Euro bescheidener aus. Das Exportvolumen brach im fünften Monat gegenüber dem Vorjahr um knapp 6%, das Importvolumen „nur“ um 5% ein. Im Vergleich zum April gingen die Exporte um 3% zurück. Der Forint zeigte sich im Mai wieder katastrophal schwach (-4% zum Euro, -4,5% zum US-Dollar), die Tauschverhältnisse gaben leicht nach, woraufhin die Gesamtleistung der Exporteure unter 12 Mrd. Euro blieb.
Die Ausfuhren bei Pkw brachen im Mai um ein Fünftel, jene von Batterien und Elektromotoren nur halb so dramatisch ein. Nahrungsmittel (+20%), darunter vor allem Getreide, Energieträger (+8,5%) und Medikamente sorgten für ein Gegengewicht. Der Anteil von Autos und Batterien an den Gesamtexporten fiel im Mai unter ein Drittel zurück.
Die Schwäche Deutschlands als Hauptaufnahmemarkt für ungarische Güter offenbaren jene -7%, die beim Exportgeschäft in Relation der EU-27 fabriziert wurden. In den ersten fünf Monaten fiel die kumulierte Exportleistung um nahezu 5% auf 61 Mrd. Euro, die Importseite um heftigere 11,5% auf 54,4 Mrd. Euro. In der heimischen Währung stellt sich die Statistik ein wenig freundlicher dar: Gesamtausfuhren in Höhe von 23.725 Mrd. Forint (-3%) stehen Gesamteinfuhren von 21.150 Mrd. Forint (-10%) gegenüber. Der Handelsüberschuss hat sich im Vergleich zum Basiszeitraum in 2023 um 1.550 auf 2.575 Mrd. Forint verbessert.
Schwache US-Konjunkturdaten lassen Rezessionsängste wieder aufleben und schicken die weltweiten Börsen am Freitag erneut auf Talfahrt. Bisher hatten die meisten „Analysten“ mit einer sanften Landung in den USA gerechnet.
Nun könnte es plötzlich deutlich schneller mit den Zinssenkungen in den USA gehen als bisher erwartet. An den Terminmärkten gilt eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed am 18. September für so gut wie sicher, mehr noch: Mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 70% rechnen die Marktteilnehmer mit einer Senkung der Federal Funds Rate um 50 Basispunkte auf 4,75 bis 5%.
Ein weiterer Indikator sendet Warnsignale. Brent Öl ist von 87 auf jetzt 77 $ innerhalb eines Monats gefallen. Die Wirtschaft ist der Hauptnachfrager nach Öl und wenn der Preis fällt, fragt die Wirtschaft weniger Öl nach. Wenn die Wirtschaft weniger Öl nachfragt, wird weniger produziert usw.
Hinzu kommen eine Reihe weiterer enttäuschender Konjunkturindikatoren, schlechte Gewinn- und Umsatzmitteilung vieler Unternehmen. Vielfach angekündigte Stellenreduzierungen wie neulich von Intel verkündet, führen in der Regel zu positiven Werten, doch diesmal nicht. Die deutlich negativen Börsenreaktionen am Freitag haben wohl bei vielen zu einem Umdenken geführt.
Was bedeutet das für Europa? Den Tag nicht vor dem Abend loben und die alte Weisheit, wenn Amerika einen Schnupfen bekommt, bekommt Europa die Grippe. Neben einer weltweiten Rezession mit Konsequenzen für den Arbeitsmarkt droht auch wieder ein Anstieg der Inflation.
Man sollte sich nicht die ungarischen Exporte anschauen, sondern die massiv zurückgegangenen Importe. Das kann an mangelnden Investitionen liegen, aber auch am rückläufigen Konsum, meist an beidem. Entweder haben die Konsumenten und Betriebe nichts mehr oder sie sind verunsichert und legen mehr Geld zurück. Wenn Erzeugerpreise fallen, steckt größtenteils auch ein Nachfrageproblem dahinter. Darüber kann China bereits ein Lied singen. Dort hat man schon länger deflationäre Entwicklungen, die vorhandene wirtschaftliche Probleme immens verschlimmern können.