Industrieproduktion
Zahlen verdienen großen Respekt
Dieser Artikel ist Teil unseres Bezahl-Angebots BZ+
Wenn Sie ein Abo von BZ+ abschließen, dann erhalten Sie innerhalb von 12 Stunden einen Benutzernamen und ein Passwort, mit denen Sie sich einmalig einloggen. Danach können Sie alle Artikel von BZ+ lesen. Außerdem erhalten Sie Zugang zu einigen speziellen, sich ständig erweiternden Angeboten für unsere Abonnenten.
Nach Kalendertagen bereinigt erreichte der Anstieg im Jahresvergleich immerhin noch 5,1%, meldete das Zentralamt für Statistik (KSH) am Mittwoch. Da es sich um die erste Schätzung handelt, fehlen noch die Details. Die Standbeine Fahrzeugbau und Elektronikindustrie schnitten aber neuerlich stark ab, wohingegen die Nahrungsmittelbranche eine Schwächephase durchlebt.
Noch keine dramatische Wende
Im August und September übertraf die Industrieproduktion die Basiswerte aus dem Vorjahr bereinigt um rund 10%, weshalb ein weniger dynamischer Oktober noch keine dramatische Wende bedeutet. Die Leistung der Industrie eingangs des Winters lässt sich am ehesten mit dem Niveau vergleichen, das im II. Quartal erreicht wurde. Über die ersten zehn Monate hinweg legte der Industrieausstoß um durchschnittlich 6,6% zu. Diese Zahl verdient in Zeiten von Ukraine-Krieg, Energiekrise und explodierenden Kosten großen Respekt.
Beinahe ein Viertel weniger Gas verbraucht
Die Industrie-Zahlen sind auch im Kontext des Gasverbrauchs interessant. Die hohen Gaspreise ließen den industriellen Gasbedarf im September bereits um 18% sinken. Für Oktober liegen die detaillierten Angaben des Energieamtes MEKH noch nicht vor, der Gesamtbedarf stürzte aber um mehr als 40% auf 5,8 TWh ab. Der normale langjährige Oktober-Bedarf des ganzen Landes an Erdgas bewegte sich im vergangenen Jahrzehnt um 8-9,5 TWh, der tägliche Spitzenbedarf um 350-400 GWh. Weil der Oktober 2022 eine ausgesprochen milde Witterung brachte, fiel der gewöhnliche Start der Heizsaison zur Monatsmitte weitgehend aus, der tägliche Spitzenbedarf blieb unter 250 GWh. Abgesehen davon ging der Gasverbrauch um die Temperaturen bereinigt aber immer noch um 23% zurück. Wie viel von dieser Einsparung die privaten Haushalte auf sich nahmen, und wie viel die Industrie am Beginn ihres neuen Gaswirtschaftsjahres (mit seinen extrem gestiegenen Tarifen), ist also noch nicht bekannt.