Wirtschaftskrieg
Wirtschaftsminister Márton Nagy: „An die Stelle der Globalisierung tritt die Lokalisierung. Ausgerechnet jene Progressiven, die sich gestern noch um die Dritte Welt sorgten, setzen nun auf Protektionismus.“ Foto: MTI/ Lajos Soós

Wirtschaftsminister kritisiert USA:

Panzer gegen Industrie?!

"Der globale Wirtschaftskrieg gefährdet, insbesondere über die US-Subventionen, das Gewicht und den Status unserer Automobilindustrie."

Diese Meinung brachte Wirtschaftsminister Márton Nagy in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenportal index.hu zum Ausdruck.

Offener Wirtschaftskrieg

Mit dem zum 1. Januar scharf gestellten Inflation Reduction Act (IRA) werden die noch unter US-Präsident Donald Trump eingeleiteten Bestrebungen für eine Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten in ihrer Intensität nochmals verdoppelt, schreibt der Minister. Nicht von ungefähr wird dies in Europa von immer mehr Politikern als offener Wirtschaftskrieg verstanden.

„Für Europas Wirtschaft ist es das denkbar schlechteste Szenario, wenn die USA Panzer bringen

und die Industrie mitnehmen.“

„Biden ist in der Praxis noch „trumper“ als Trump, wobei er seine wahren Ziele grün-progressiv umhüllt.“ Der im Konsens aus Washington gesteuerte Neoliberalismus werde nun von Seiten der USA durch einen „Kriegs-Keynesianismus“ abgelöst. „Ausgerechnet jene Progressiven, die sich gestern noch um die Dritte Welt sorgten, setzen nun auf Handelsblöcke, Protektionismus, ja sogar Merkantilismus, um die Bürger und das Klima zu retten“, mokiert sich Nagy. An die Stelle der Globalisierung tritt die „Lokalisierung“.

Auf der Sonnenseite des Krieges

Im Mittelpunkt des neuen Wettbewerbs um Investitionen steht die Elektromobilität. Trump versuchte es mit Importzöllen, Biden gewährt den Kunden eine Kaufprämie von 7.500 USD beim Kauf eines Elektroautos „made in US“ bzw. lockt Automobilhersteller und Batteriewerke mit vierfachen Ansiedlungsprämien. Amerika bietet den europäischen Firmen niedrige Energiepreise, Stabilität und Sicherheit, kurz gesagt die Sonnenseite des Krieges.

Eine Brücke, um die Blöcke zu verbinden

Allerdings sieht der Wirtschaftsminister Ungarn im Wettlauf um die Schlüsselindustrien deshalb im Vorteil, weil Budapest bereits vor zehn Jahren auf die Reindustrialisierung setzte. „Bei uns schließt der Automobilbau des Westens und des Ostens gerade einen Bund“, wobei nicht mehr eindeutig zuzuordnen sei, wer das Kapital und wer das Knowhow mitbringt.

In Sachen Batterieproduktion werde Ungarn bis 2027 hinter China, den USA und Deutschland der viertgrößte Akteur im globalen Rund sein. In diesem Sinne schlägt Ungarn eine Brücke, über die es die Blöcke verbinden will. Das Gewicht der Automobilindustrie innerhalb der Volkswirtschaft könnte von heute 20% einschließlich Batterieproduktion auf 30% zunehmen, Ungarns Industrie würde den Status einer regionalen Mittelmacht erlangen.

Weil der globale Wettbewerb aber genau auf diesem Gebiet besonders hart geführt wird, muss auch Ungarn seine Zuwendungen für diese Branchen vervielfachen. Obendrein verlangt Nagy den Unternehmen eine „Zwillings-Transformation“ ab, denn bei Energieeffizienz und Digitalisierung liegt das Land heute zurück.

Ein Gedanke zu “Panzer gegen Industrie?!

  1. Demokarten und Republikaner in den US sind sich in einer Sache einig:
    Die hohen Handelbilanzdefizite der USA müssen gesenkt werden. Im Sinne eines stabilen Welthandels ist dies auch richtig.

    Was nun aber droht ist ein Subventionswettlauf, der die Inflation weiter befeuern würde.

    Wenn Márton Nagy nun das Ziel ausgibt, die ungarische Volkswirtschaft zu einem Drittel von der Automobilindustrie abhängig machen zu wollen, dann ist dies unklug.
    Diversität bringt Sicherheit und Souveränität.

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