MNB-Präsident:
„Wir haben den Forint gerettet“
„In der Währungskrise vom Oktober 2022 hätte der Forint nach unseren Berechnungen an Stelle des Rekordtiefs bei 430 Forint zum Euro bis auf einen Kurs von 500-700 HUF/EUR durchgereicht werden können“, teilte der einst als strategischer Vordenker hochgelobte, zuletzt aber in Ungnade gefallene MNB-Präsident ein letztes Mal aus.
Ein Gegengewicht zur Regierung
Matolcsy bleibt überzeugt davon, dass die Notenbank in den fetten Jahren für das Gros des Wachstums sorgte und in der Krise ein Gegengewicht gegen die verfehlte Wirtschaftspolitik der Regierung bildete. Indem die MNB dem Willen der Orbán-Regierung zuwiderhandelte, habe sie die ungarische Wirtschaft gerettet. „Als wir im Oktober 2022 den Leitzins auf einen Schlag um 500 Basispunkte anhoben, wurden in der Regierung und in gewissen Politikkreisen Stimmen laut, die Notenbank arbeite gegen die Regierung. Richtig ist, dass wir mit diesem Handeln gerade die Regierung schützten.“ Während die Politik der MNB vorwarf, man könne sich nicht auf die Währungshüter verlassen, retteten jene in Wirklichkeit den Forint, das Geldsystem und den Ministerpräsidenten.
Politiker auf Irrwegen
Im Anschluss an diese Aktion musste er die Unabhängigkeit der Notenbank gegen verstärkte Attacken der Politik verteidigen. Ohne dieses Handeln hätte sich die Forint-Krise von Ende 2022 in der Folgezeit noch mehrfach wiederholt. Matolcsy betonte in seiner Abschiedsrede, die Unabhängigkeit der MNB sei Grundbedingung für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik. Er dankte namentlich Erik Bánki „und weiteren Fidesz-Freunden“, dass sie ihm in dem Kampf um die Bewahrung der Unabhängigkeit helfend zur Seite standen. Gleichzeitig ließ er nicht die Spitze aus: „Es ist nun mal so, dass sich Politiker mitunter auf Irrwege begeben.“
Das früher enge Bündnis zwischen MNB und Orbán-Regierung sei nach 2020 – „nicht nur wegen der Corona-Pandemie“ – in die Brüche gegangen. Die Inflation wurde zum Hauptfeind, ähnlich der in den 1970er Jahren erlebten Preisschocks. Dabei hatte die Notenbank frühzeitig gewarnt, nur wollte niemand auf sie hören. Dennoch schaut György Matolcsy, der sich nach viereinhalb Jahrzehnten aus der Gestaltung der Wirtschaftspolitik zurückzieht, optimistisch in die Zukunft, denn mit Reformen und Innovationen könne Ungarns Wirtschaft wieder auf den Konvergenzpfad zurückkehren.
Realisten und Rechner wie Ihn bräuchte man in der EU.