Inflationsbericht
Wieder Kritik an der Regierung
Im aktuellen, nach drei Monaten aufgefrischten Inflationsbericht gibt die MNB die mittlere Verbraucherpreisinflation für 2023 mit 15-19,5% an, nach einer Schätzung von 11,5-14% noch im September. Der Wert für das laufende Jahr wurde kurz vor Toresschluss logischerweise nur noch minimal, auf 14,5-14,7% angepasst. Den BIP-Zuwachs erwarten die Währungshüter unverändert bei 0,5-1,5% für das kommende Jahr, die freilich hinsichtlich 2022 zu pessimistisch waren und die diesbezügliche Erwartung nunmehr von 3-4% auf 4,5-5% korrigieren durften. In den Folgejahren könnte Ungarns Wirtschaft wieder um die langfristig erwarteten 4% pro Jahr wachsen, die Inflation ab 2024 in das geduldete Band von 2-4% zurückkehren.
Inflationsspitze von 26% in Aussicht
Zunächst aber folgen harte Monate für die Bevölkerung, denn Anfang 2023 wird eine Inflationsspitze von 26% in Aussicht gestellt. In den Folgemonaten geht es aber der Vorausschau folgend radikal bergab, bis auf 3% Anfang 2024. Dass die Kurve deutlich höher als früher prognostiziert ausfällt, hat laut MNB-Stab nicht zuletzt mit den Preisdeckelungen bei Grundnahrungsmitteln zu tun. Die MNB hat in den jüngsten Wochen eindrucksvoll mit der Regierungs-Propaganda gebrochen, die Preisdiktate würden ein probates Mittel gegen die Inflation sein. Eine tiefgehende Studie sieht nun sogar einen Negativeffekt von im Saldo 3-4 Prozentpunkten.
Der Inflationsbericht enthält weitere interessante Makrodaten. So geht die MNB am Jahresende davon aus, dass die Arbeitsproduktivität 2022 um knapp 3% gestiegen ist. Das Wachstum wurde neben dem Privatverbrauch (+6,5%) von Investitionen (+4,5%) und den Nettoexporten (+0,5-1%) getragen. Das Defizit der Zahlungsbilanz wird nur noch bei 5-6% erwartet und damit weniger dramatisch, als von manchen Analysten zuletzt angekündigt. (Es machten bereits Defizitzahlen bis zu 8% am BIP die Runde.) Dazu trägt maßgeblich eine gegenüber dem schlechtesten Szenario um einen Punkt verbesserte Leistungsbilanz bei.
Realeinkommen sinken deftig
Für das kommende Jahr rechnet die MNB mit weniger rasant steigenden spezifischen Arbeitskosten (6-7,5% nach rund 9% für dieses Jahr), einer nur leicht auf max. 3,8% zunehmenden Erwerbslosenquote, wobei die Beschäftigung im Wettbewerbssektor nach zuletzt +2% nicht weiter zunehmen wird. Die Bruttolöhne werden bei den Unternehmen um 3-4 Punkte weniger dynamisch steigen (+12-12,5%), in der Volkswirtschaft insgesamt aber nur noch um 10-11%. Für die Bevölkerung werden die Realeinkommen nach dem statistisch ermittelten Anstieg um gut 4,5% in diesem im kommenden Jahr um bis zu 1,5% abnehmen. Privatverbrauch (-2%) und Investitionen (-2-4%) werden 2023 keinen konjunkturellen Beitrag mehr erbringen können, die Nettoexporte derweil gut und gerne 3 Prozentpunkte beisteuern. Das Defizit der Zahlungsbilanz erwarten die Experten der MNB noch bei 4-5,5%.

Es ist ein schmerzhafter Umstellungsprozess und nicht der Beginn des Untergangs.
Nun kommt es darauf an, wie die Regierungen diese Entwicklung begleiten.
Die Orban-Regierung macht hier leider gar keinen guten Job.
Glücklicherweise kann auch sie die grundsätzliche Entwicklung der ungarischen Wirtschaft nicht stoppen.
Nach der Umstellung wird sich alles wieder ausbalancieren.
Allein schon der Arbeitskräftemangel wird dann wieder zu Reallohnzuwächsen führen.
Da sieht man, in Ungarn ist den amtlichen Stellen Kritik erlaubt; in Deutschland nicht, da würden gleich Köpfe rollen, obwohl es dort schlechter steht. Und deswegen gilt Deutschland dem Westen als demokratischer, so wie es der Ostblock ja auch demokratisch notwendig fand, keinen Widerspruch zu dulden.
Laut OECD wuchs das Realeinkomme in Ungarn In diesem Jahr noch, in allen EU Länder dagegen nicht.
Kommt Zeit, kommt Rat.
Gleich 2 Artikel auf portfolio.hu heute machen deutlich, dass die Politik der Orban-Regierung die Situation für die ungarischen Bürger verschlimmert:
Die Erlasse zu den Preis-Diktaten und nun zu der Verfügbarkeit, erinnern an die Zeiten vor 1989.
Vor allem führen sie zu erhöhter Inflation, zur Kriminalisierung von Unternehmen, die gar nicht in der Lage sind, die Vorgaben zu erfüllen und auch noch zu Versorungsengpässen:
https://www.portfolio.hu/gazdasag/20221228/sokkolo-terhet-kaptak-ejjel-a-boltok-ami-miatt-napokon-belul-hatalmas-arat-fizetnek-majd-a-vasarlok-587500
Dann die Haushaltsgesetzgebung, die ebenfalls an die Zeiten vor 1989 erinnert:
https://www.portfolio.hu/gazdasag/20221229/bod-peter-akos-bojtre-fogjak-magyarorszagot-587460
Ungemach droht als Resultat aus der verfehlten Fidesz-Politik dann auch noch von den Rating-Agenturen:
https://www.portfolio.hu/gazdasag/20221104/a-piac-mar-bearazta-magyarorszagot-most-a-hitelminositokon-a-sor-576455
Hier ist der aktuelle Link zu den Rating-Agenturen:
https://www.portfolio.hu/gazdasag/20221229/valosaggal-raszallnak-a-hitelminositok-magyarorszagra-van-felnivalonk-587424
Die übliche Hetze ohne Substanz.
Die Ratingagenturen würden am liebsten täglich prüfen, um Ungarn an den Pranger stellen zu können.
Ursache dafür ist aber nicht schlechte Politik sondern der Geldvorenthalt durch die EU.
Aus dem Artikel oben:
…”Unternehmen warnten bereits im Herbst davor, dass der dauerhafte Mangel an EU-Geldern aus Sicht der ungarischen Einstufung negativ sein könnte”
Die Rating-Agenturen prüfen und bewerten jedes Land.
Was soll dies mit Hetze zu tun haben?
Substanz haben deren Prüfungskriterien sehr wohl.