Inflation
Wie ein Bumerang
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Im August lagen die Verbraucherpreise im Durchschnitt noch um 16,4% über Vorjahresniveau, teilte das Zentralamt für Statistik (KSH) am Freitag mit. Größte Preistreiber sind die Kraftstoffe und die Haushaltsenergie, wo der Staat vor einem Jahr die Politik der gesenkten Energiekosten ab einem willkürlich bestimmten „Durchschnittsverbrauch“ aufgab.
Pkw-Markt gespalten
Leitungsgas kostet heute statistisch kalkuliert 47% mehr, als im vorigen August, Strom und Flaschengas verteuerten sich um gut ein Viertel. Auch an den Tankstellen hat sich die staatliche Einmischung als Bumerang erwiesen; im August 2023 lagen die Kraftstoffpreise um rund 31% höher, als vor zwölf Monaten – damals künstlich verbilligt und verknappt. Ein weiteres Segment, das durch staatliche Eingriffe geprägt ist, rangiert auf Platz 3 der Preistreiber-Liste: Die Lebensmittelpreise lagen im August immer noch um 19,5% über dem Vorjahresniveau.
Zweistellig verteuert haben sich im Jahresvergleich zudem Dienstleistungen (+13,2%) und die Warengruppe Tabak und Spirituosen (+12,7%). Normalisiert haben sich die Preise derweil in der großen Gruppe der langlebigen Verbrauchsgüter (+2,3%). Aber auch hier bleiben manche Ausreißer, wie Möbel und Heiztechnik, die ein Zehntel mehr als vor Jahresfrist kosten. Interessant ist die neue Zweiteilung am Pkw-Markt: Neuwagen kosten immer noch 7% mehr, die Preise für Gebrauchte sind derweil um 8% gefallen.
Preisdruck bei Dienstleistern raus?
Wenn man den Preisschock vom vorigen August beiseiteschiebt, zeigen die Monatszahlen, dass Ungarn mit der Inflation noch lange nicht fertig ist. Gegenüber dem Juli legten die Verbraucherpreise um 0,7% zu, was auf Jahresebene unverändert ein „stolzes“ Tempo verursachen würde. Allerdings ging dies weitgehend auf die Kappe der Kraftstoffpreise, die zum Juli um satte 8,2% anzogen. Die Nahrungsmittel im Warenkorb verteuerten sich um durchschnittlich 0,3%, wobei Mehl und Eier (-10%), frisches Obst und Gemüse (-5%), Butter, Brot und Milchprodukte billiger wurden, während Zucker (+55%), Fleisch und Schokolade wieder im Preis zulegten. Saisonal bedingt kostete Kleidung 1,3% weniger, Strom wurde statistisch um 0,6% preiswerter. Die Dienstleistungspreise zogen im August nicht weiter an – auch das ein Hoffnungsschimmer.
Da die Kerninflation im August zum Juli nur noch um 0,2% stieg, fiel deren Jahresrate von 17,5% deutlicher auf 15,2% zurück. Diese Entwicklung hob die Ungarische Nationalbank (MNB) in ihrer Lageeinschätzung hervor. Demnach hält der Prozess der Desinflation an, die Dynamik der letzten Monate befindet sich bereits in der Nähe der gewünschten Preisstabilität. Die indirekte, von Steuern befreite Kerninflation als Hauptindikator der MNB sank ebenfalls auf 15,2%, die um verarbeitete Lebensmittel bereinigte Kerninflation auf 14,5%, die Inflation von preisstabilen Produkten auf 14,0%.
Die Analysten gehen davon aus, dass der Währungsrat der MNB angesichts dieser Inflationszahlen an seiner Politik umsichtiger Zinssenkungen festhält. Dementsprechend wird der maßgebliche Zinssatz (für Tagesgelder) am Monatsende um weitere 100 Basispunkte fallen und damit nach einem Jahr wieder mit dem Leitzins von 13% übereinstimmen.