Energiestaatssekretär Gábor Czepek – hier im Parlament – fordert Rationalität an Stelle „ideologiegrün durchtränkter Diktate“ aus Brüssel, um die Energiepreise zu normalisieren. Foto: MTI/ Tamás Kovács

Energiepreise

Was alles zum Preissprung führte

Dass die Strompreise an der Börse explodieren, will auch der zuständige Staatssekretär nicht bestreiten. Die von der Opposition verbreiteten Deutungen seien jedoch weit von der Realität entfernt.

„Komplexe Umstände an den Energiemärkten sowie geopolitischer Art“ stehen im Hintergrund der zuletzt „in ungewöhnliche Höhen“ geschossenen Strompreise, schrieb Gábor Czepek in einem Beitrag für das Wirtschaftsportal vg.hu. Der Staatssekretär des Energieministeriums beeilte sich festzustellen, dass die Bevölkerung auch weiterhin den niedrigsten Strompreis in der gesamten EU-27 zahlt. Nach seiner Darstellung liege der Strompreis für die Unternehmenskunden derweil „im europäischen Mittelfeld“.

Überzogenes Tempo im Westen

Neben dem russisch-ukrainischen Krieg sieht der Staatssekretär das übertriebene Tempo bei der Aufgabe der fossilen Energieträger, wie es von Seiten der EU-Kommission und zahlreicher westeuropäischer EU-Mitgliedstaaten diktiert werde, als Hauptgrund für die hohen Preise. „Die forcierte grüne Ideologie kennt keinen echten Übergang, man will von heute auf morgen mit den fossilen Energien brechen“, beklagte Czepek. Dann würdigte er die zweifellos vorhandenen Vorteile der erneuerbaren Energien, die aber Ausgleichskapazitäten erfordern, um die Versorgungssicherheit zu garantieren. Hier würden sich die Grünen etwas vormachen, wenn sie meinten, eine stabile Energieversorgung ohne die „schmutzigen“ Energieträger erreichen zu können.

Im europäischen Stromverbund sei die Qualität der grenzüberschreitenden Stromtrassen von großer Bedeutung. Da diese Import-Export-Kapazitäten begrenzt sind, kommt es an den Börsen zu extremen Schwankungen des Strompreises. Dieses Problem treffe nicht nur Ungarn, sondern die gesamte Region, wo die Zuschaltung enormer Kapazitäten an PV-Anlagen nicht durch den parallelen Ausbau der Infrastruktur abgebildet werden konnte. Die Herausbildung sog. „Preisregionen“ sei aber auch undurchdachten politischen Entscheidungen geschuldet.

Drei Forderungen an die Kommission

Ungarn setze seit mehr als einem Jahrzehnt auf einen Energiemix aus Nuklearenergie und Erneuerbaren. Um die Achillessehne der Energiespeicherung zu stärken, wird nun das Konzept eines Pumpspeicherwerks verfolgt. Außerdem setze die Regierung sehr wohl auch im Kontext der stabilen Energieversorgung auf ihre Industriestrategie zur Ansiedlung möglichst großer Kapazitäten in Batteriewerken. Leider werde die souveräne nationale Energiepolitik durch die EU-Kommission nicht unterstützt, sondern vielmehr durch ideologiegrün durchtränkte Diktate noch erschwert.

Um bei den Energiepreisen wieder mit den USA und China wettbewerbsfähig zu sein, müsse die EU drei Bedingungen erfüllen. Der Staatssekretär benennt diese in seinem Artikel wie folgt: die Renaissance der Nuklearenergie mit allen Mitteln fördern, die Energiespeicherung voranbringen bzw. eine Revision der CO2-Quoten für jene Gaskraftwerke vornehmen, die zur Absicherung der Grundlast unverzichtbar sind. Als vierte Voraussetzung nennt er einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg mit der Folge „radikal“ sinkender Gaspreise.

4 Antworten auf “Was alles zum Preissprung führte

  1. Eine weitere wichtige Bedingung, die der Staatssekretär außer acht läss,. ist das Problem der mangelhaften Neztstruktur. In Norddeutschland beispielsweise wurden in den letzten Jahren tausende von Windrädern gebaut. Viele von ihen müssen aber abgeschaltet werden, da die Netze nicht entsprechend ausgebaut wurden und so dem Markt riesige Strommengen nicht zugeführt werden können. Die BRD ist daher gezwungen, den ideologisch verfemten Atomstrom unter anderem aus Frankreich zu beziehen. Durch den steigenden Bedarf an elektrischer Energie, der auf ein dem nicht schritthaltendes Angebot trifft, steigt natürlich der Strompreis an den Strombörsen.
    Die Entwicklung des Strompreises an den Strombörsen zeigt daher sehr deutlich
    welche Regierung Versäumnisse in der Strompolitk begangen hat.Man muss hoffen, dass die ungarische Regierung die Preissituation in den Griff bekommt. Sonst drohen der ungarischen Volkswirtschaft ein erheblicher Wachstumsverlust und damit Wohlstandsverluste.

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  2. Worauf er nicht hinweist, sind die eigenen Fehler, für die nur Ungarn verantwortlich ist! Denn wie kann man es denn sonst erklären, dass der Gaspreis-Future FFMBMc1 am 01.08.2021 bereits 50,34 Euro (heute 47,16) betragen hat und bis zum 01.01.2022 auf 84,67 Euro (also fast doppelt so hoch wie heute) angestiegen ist, als vom Ukraine-Krieg noch weit und breit nichts zu sehen war.

    Zusätzlich erreichte die ungarische Inflation in dieser Zeit einsame, überwiegend selbstverursachte Rekorde in Europa. Kein Land in Europa entwickelte während dieser Zeit eine derart hohe Inflation, natürlich auch mit der Folge, dass der Forint drastisch abgewertet wurde und alle Importe (Energie) für Ungarn erheblich verteuerten. Das hatte keinen Einfluss?

    Also wieder nur so ein politischer Beitrag, um die eigene Verantwortung zu vernebeln? Nein, nicht nur! Die EU und Deutschland sind zum großen Teil mitverantwortlich an der jetzigen Situation, aber vollständigkeitshalber muss man feststellen, nicht nur die!

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  3. Heute im Focus. Es wird den Deutschen empfohlen warme Decke zu kaufen. Im November war Deutschland Stromversorgung x mal auf der Kippe. Weder Wind noch Sonne. Wenn es in Januar zu einer Wind und Sonne Floute kommt, bleibt warme Decke.

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