Judit Jancsa-Pék, Partnerin und Seniorberaterin bei LeitnerLeitner. Foto: Michael Königshofer

Steuerrecht: Was bringt das Jahr 2024?

Vereinfachungen dank Digitalisierung

Über die wichtigsten Steueränderungen des laufenden Jahres sprachen wir mit Judit Jancsa-Pék, Partnerin und Seniorberaterin bei LeitnerLeitner.

Was sind die wichtigsten Steueränderungen in diesem Jahr?

Eine der wichtigsten Änderungen ist das neue eVAT/M2M-System, das den Steuerzahlern helfen kann, die Vorbereitung ihrer Umsatzsteuererklärung zu vereinfachen. Dies zeigt auch, dass die Digitalisierung nicht nur im Bereich der Umsatzsteuer, sondern im gesamten Steuerwesen schnell voranschreitet. Das Finanzamt NAV verfügt über so viele Daten, dass es die einzelnen Unternehmen möglicherweise besser kennt als deren Geschäftsführer. Auf diese Weise ist es in der Lage, die Unternehmen aus der Ferne zu kontrollieren und gezielt die Unternehmen unter die Lupe zu nehmen, bei denen man mit ziemlicher Sicherheit Probleme finden wird. Deshalb ist es wichtig, die internen Abläufe ständig zu überprüfen und immer auf eine Prüfung vorbereitet zu sein.

Auch bei den Verrechnungspreisen gibt es einige wichtige Änderungen. Die strikte Anwendung der Mediananpassungsregel und die immer komplexeren Reportinganforderungen stellen die Unternehmen vor neue Herausforderungen.

Im vergangenen Jahr wurden die Steuervorschriften für die Verwaltung von Treuhandgesellschaften mehrfach geändert, was Familienunternehmen dazu veranlasste, sie in aller Eile zu gründen, obwohl es nie die beste Lösung ist, unter Zeitdruck zu arbeiten. Dieses Jahr sollte eine Zeit der Konsolidierung werden. Dabei können unsere Mandanten auf die Unterstützung durch die Kanzlei LeitnerLaw bauen.

Schließlich ist noch die GLoBE-Steuer zu erwähnen, die Konzerne betrifft und eine Zusatzsteuer vorsieht, wenn der effektive Steuersatz unter dem vereinbarten Mindestsatz von 15 Prozent liegt.

Was sind die wichtigsten Änderungen in der Rechnungslegung?

Wie bereits erwähnt, ist eine der schwierigsten Aufgaben für Unternehmen die Anpassung an das neue GLoBE-System. Die Komplexität des Themas erfordert die gemeinsame Unterstützung von Steuer- und Buchhaltungsexperten in Bezug auf Steuerprognosen und latente Steuern. Um den von GLoBE betroffenen Unternehmen eine bessere Position zu verschaffen, wurde die latente Besteuerung gerade als Option in die ungarischen Rechnungslegungsstandards aufgenommen. Das Thema muss auch in der Zwischenzeit bis zum Jahr 2023 nicht nur aus steuerlicher, sondern auch aus buchhalterischer Sicht behandelt werden, da die diesjährigen Entscheidungen die Besteuerung für den Zeitraum ab 2024 nachhaltig beeinflussen werden.

Welche Steueränderungen würden Sie sich am meisten wünschen und wie wahrscheinlich sind diese?

Es wäre schön, wenn nicht nur die Unterstützung von sogenannten „spektakulären Mannschaftssportarten“ von der Körperschaftssteuer befreit wäre, sondern auch die Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen und Umweltschutzprojekten. Natürlich hängt diese Entscheidung nicht nur von den ungarischen Entscheidungsträgern ab, sondern würde auch Verhandlungen auf EU-Ebene erfordern. Selbst wenn auf ungarischer Seite die Absicht vorhanden wäre und die Haushaltslage es zulassen würde, dann wäre es immer noch ein längerer Prozess, dies durchzusetzen.

Welche Veränderungen im Rechnungswesen wünschen Sie sich am meisten?

Die Digitalisierung wird und muss das klassische Bild des Rechnungswesens verändern. Sie bietet Buchhaltern die Möglichkeit, viele repetitive und zeitaufwändige Aufgaben zu automatisieren. Mithilfe spezieller Software können sie Prozesse wie Dateneingabe, Rechnungsmanagement und Kostenerfassung automatisieren. Dies bietet zahlreiche Vorteile, die dazu beitragen, den Prozess der Finanzberichterstattung zu rationalisieren und die Genauigkeit und Effizienz zu verbessern. Durch die Reduzierung manueller Prozesse und die Automatisierung bestimmter Abläufe kann es die tägliche Arbeit der zuständigen Fachkräfte erleichtern. Viele befürchten, dass dadurch die Arbeit des Buchhalters überflüssig werden könnte. Dabei könnte diese Entwicklung nur zu einem Tätigkeitswechsel führen: Aus klassischen Buchhaltern werden Berater, die für ihr Unternehmen mitdenken, Prozesse analysieren und auf dieser Basis mit wichtigen Vorschlägen unterstützen. Dieser Wandel ist bereits im Gange. Wir müssen ihn zum Vorteil aller Beteiligten nutzen.

Was erwartet die Unternehmen in den nächsten Jahren?

In der internationalen Besteuerung ändert sich viel, zum Beispiel kommt VIDA als digitale Lösung auf europäischer Ebene bei der Mehrwertsteuer. Außerdem steht die Einführung von DRR, eines transaktionsbasierten Ansatzes bevor. DRR steht für Digital Regulatory Reporting und wird es allen multinationalen Unternehmen ermöglichen, die Vorschriften für die regulatorische Berichterstattung in den Mitgliedstaaten einheitlich umzusetzen. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Welt versuchen die Steuerbehörden, ihre traditionellen Berichtssysteme so schnell wie möglich in digitale Plattformen umzuwandeln. DRR kann eine Antwort auf diesen digitalen Wandel sein, der multinationale Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt und den Steuerbehörden neue Möglichkeiten bietet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Datenbereitstellung auf EU-Ebene weiterentwickelt werden sollte, was dazu beitragen wird, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu verringern und damit die Wirtschaft zu entlasten.

Was ist noch zu erwarten?

Unter anderem ein weiteres Paket der EU-Kommission, das aus drei Legislativvorschlägen besteht: der Rahmenrichtlinie zur Einkommensbesteuerung (BEFIT), einem Vorschlag zur Einführung einer Hauptniederlassungsbesteuerung für kleine und mittlere Unternehmen (HOT) und einer Verrechnungspreisrichtlinie (TPD).

Im Rahmen von BEFIT würden Unternehmen, die demselben Konzern angehören, ihre Steuerbemessungsgrundlage nach einem gemeinsamen Regelwerk berechnen. Auf diese Weise würde eine aggregierte Steuerbemessungsgrundlage unter den Gruppenmitgliedern aufgeteilt. Der HOT-Vorschlag würde es KMU, die über Betriebsstätten grenzüberschreitend tätig sind, ermöglichen, mit nur einer Steuerverwaltung zu interagieren, einschließlich der Berichterstattung und Steuerzahlung, anstatt mehreren unterschiedlichen Steuersystemen zu entsprechen. Der Mitgliedstaat, in dem sich die Hauptniederlassung befindet, würde alle Steuer­einnahmen an die Länder weiterleiten, in denen sich die Betriebsstätten befinden. Ziel von TPD wiederum ist es, die Verrechnungspreisvorschriften innerhalb der EU zu harmonisieren und einen gemeinsamen Ansatz bei Verrechnungspreisproblemen zu gewährleisten.

Wie schätzen Sie die Versorgung Ihres Unternehmens mit gut ausgebildetem Nachwuchs ein?

Wie viele andere Unternehmen im Finanzsektor haben auch wir Schwierigkeiten, gut ausgebildete Bewerber zu finden. Jungen Leuten, die zu uns kommen, bieten wir flexible Arbeitszeiten, eine Vier-Tage-Woche im Sommer, die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, ein angenehmes Arbeitsumfeld, kontinuierliche Weiterbildung sowie zahlreiche Karrieremöglichkeiten.

LeitnerLeitner ist eine der einflussreichsten Steuerberatungs-, Buchhaltungs-, Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsberatungsgesellschaften in Zentral­europa mit weltweiter Abdeckung durch das Taxand und Praxity Netzwerk.

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