Wettbewerbsstrategie
Unternehmen in der Pflicht
Für dieses Jahr rechnet die Regierung wegen der vorübergehend schwachen Exportmärkte nur mit 2-3% Wirtschaftswachstum, doch ab 2025 wird wieder ein Wachstum um 4% erreichbar sein, welche Dynamik in der Folgezeit auf lange Sicht nachhaltig bewahrt werden kann. Diese Prognose stütze sich dem Minister zufolge ebenso wie die jetzt vorgelegte Wettbewerbsstrategie auf eine breite Basis von Wortmeldungen, die 1.200-1.300 Unternehmen direkt oder über Fachverbände an die Wirtschaftspolitik herangetragen hätten. Nagy betonte, es brauche keine wirtschaftspolitische Wende, es gehe nur um eine Feinabstimmung. Die Rückkehr der sog. Hochdruckwirtschaft werde durch Effizienzsteigerungen der Unternehmen möglich. Das sollte mit einer Konsolidierung der einzelnen Marktsegmente einhergehen.
Globale TOP20 angepeilt
Um bis 2030 den Entwicklungsstandard der Gemeinschaft zu 90% zu erreichen, müsse Ungarn seine Beschäftigungsquote weiter auf 85% hochschrauben und die Investitionsquote bei 30% am BIP halten, wovon wiederum zwei Drittel von den Unternehmen zu erbringen seien. Die Reindustrialisierung verfolge das Ziel, die Produktexporte in Parität mit dem Inlandsprodukt zu bringen. Ungarn wolle zum gleichen Zieldatum in die TOP20 der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt aufsteigen.
Patriotismus stärken
Mit Investitionen allein sei es nicht getan, räumte der Wirtschaftsminister ein, es bräuchte zudem einen Qualitätssprung in der Produktivität. Elektromobilität und KI, aber auch der ITK-Sektor seien Eckpfeiler der Strategie. Die Nahrungsmittelindustrie müsse im Zeitalter geopolitischer Unsicherheiten die Versorgungssicherheit des Landes sicherstellen, ähnlich strebe Ungarn in der Gesundheitsindustrie Autarkie an. Für Chemie, Stahl- und Kunststoffindustrie bilde der grüne Wandel die größte Herausforderung. Neben Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und technologischer Entwicklung wolle man dem Patriotismus frönen, d. h. die Positionen einheimischer Zulieferer stärken bzw. dort, wo Multis nicht vonnöten sind, nationale „Champions“ aufbauen, so wie die OTP im Bankensektor oder Bonafarm im Agrarsektor.