Chinesische Projekte

Ungarn lernt gerne

Wirtschaftsminister Márton Nagy traf während seines mehrtägigen Besuchs in Peking Topmanager von Großbanken und der Batterieindustrie. 
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13 Antworten auf “Ungarn lernt gerne

  1. China-Update:

    Die Aktienmärkte in China befinden sich in einem Sinkflug. Einige ahnungslosen Aktienexperten in Deutschland raten nun zum Einstieg, weil die „Kraft des Drachen“ nicht gebrochen sei, obwohl der Index CSI 300, das gemeinsame Kursbarometer der beiden Börsen in Shanghai und Shenzhen, in der letzten Woche auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen ist.

    Vor allem kommen die Importe nicht aus dem Knick, insbesondere weil die Nachfrage nach Konsumgütern sehr schwach bleibt. Auf der andren Seite überschwemmt die chinesische Industrie den heimischen Markt und die Welt mit Waren, mit denen die Hersteller wegen der Überproduktion kaum mehr Geld verdienen können. Die Folge ist, die privaten Investoren aus dem In- und Ausland halten sich mit neuen Projekten so stark zurück wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren.

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    1. Die Immobilienkrise, die Chinas gesamte Wirtschaft nach unten zieht, schwelt weiter. Sie ist die wichtigste Ursache für den starken Deflationsdruck in China. Die chinesische Realwirtschaft insgesamt zeigt insgesamt keine Anzeichen für eine Bodenbildung. In Wahrheit bekommt die chinesische Wirtschaft ihre Probleme nicht in den Griff. Die Spirale dreht sich weiter nach unten.

      Xi will nun dagegen steuern und neue Produktivkräfte entfesseln. China steckt inzwischen viele Milliarden Euro in die Halbleiterfertigung, in Softwareprojekte und andere High-Tech-Industrien. Und weil die Provinzen leicht an staatliche Kredite kommen, wenn sie entsprechende Fabriken bauen, tobt vor Ort inzwischen der Wettkampf, ganz vorn mit dabei zu sein.

      Die Folge wird sein (wie bereits vorher bei den Elektroautos, bei der Batterieproduktion und den Solarmodulen): Viele nicht zu Ende durchdachte Projekte, die sich schon bald in Investitionsruinen verwandeln dürften und eine Produktion, die die Nachfrage nicht mehr berücksichtigt und die Märkte im In- und Ausland mit billigen Produkten überschwemmen wird. Das führt erneut zu schweren Verwerfungen im internationalen Handel.

      China scheint vergessen zu haben, was China in den vergangenen 20 Jahren erst erfolgreich gemacht hat: die private Unternehmerinitiative. Die Zahl der Startups und Neugründungen fällt und fällt – vor allem im High-Tech-Bereich. Nur noch die großen halbstaatlichen und staatlichen Konzerne wie Huawei tragen das Wachstum. Ihnen stehen Kredite ohne Ende zur Verfügung, wenn sie sich an die Vorgaben Xi Jinpings halten. Doch ob sie wirklich profitabel sind, das wissen wir nicht. Huawei scheut bis heute einen Börsengang und gibt nur rudimentäre Einblicke in seine Geschäftszahlen.

      Von den ausländischen Unternehmungen stemmen sich noch wenige deutsche Konzerne wie VW und BASF gegen diesen Trend. Aber gerade für sie wird es immer schwieriger, in China gute Geschäfte zu machen. Ihre Marktanteile sinken, weil die Regierungspolitik die heimische Industrie immer stärker bevorzugt. Die Europäische Handelskammer in Beijing spricht in ihrer neusten Analyse zu Recht von einem „Wendepunkt“ für ausländische Konzerne.

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  2. Vergangene Woche lehnte die Europäische Kommission Vorschläge chinesischer Elektroautohersteller ab, eine Preisuntergrenze festzulegen, um staatliche Subventionen auszugleichen.

    Ein Sprecher der Europäischen Kommission kommentierte: “Unsere Prüfung konzentrierte sich darauf, ob die Vorschläge die schädlichen Auswirkungen der Subventionen beseitigen würden und ob sie wirksam überwacht und durchgesetzt werden könnten. Die Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass keiner der Vorschläge diese Anforderungen erfüllt.”

    Er fügte hinzu: “Die Kommission ist nach wie vor offen für eine Verhandlungslösung, die jedoch in vollem Einklang mit den WTO-Regeln stehen und die schädigenden Auswirkungen der festgestellten Subventionen wirksam angehen muss.”

    Im Juni erklärte China, dass es eine Anti-Dumpinguntersuchung gegen Schweinefleischimporte aus der EU eingeleitet habe. Spanien ist einer der wichtigsten Exporteure auf dem Binnenmarkt.

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    1. China leitete im Januar eine ähnliche Untersuchung zu EU-Branntweinimporten ein, mit der Begründung, dass die EU-Produkte der heimischen Industrie erheblich schaden könnten. Das Ministerium wird jedoch vorerst keine Zölle erheben, da dies die französischen Cognac-Exporte, die den größten Teil der chinesischen Brandy-Importe aus der EU ausmachen, stark beeinträchtigen würde. Aha 😊!

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  3. Wer interessiert ist, mal eine abweichende Meinung im Vergleich zur offiziellen zu lesen, kann es hier tun. Eine Zusammenfassung meinerseits wäre zu umfangreich.

    “Chinas wirtschaftliches Paradox – die Führung in Peking rückt vom alten Wachstumsmodell ab und setzt auf Hightech-Innovation. Das ist riskant.”

    https://www.nzz.ch/meinung/chinas-wirtschaftliches-paradox-eine-gefaehrliche-entkoppelung-von-alt-und-neu-ld.1847582

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  4. Der chinesische Ökonom Zhu Hengpeng wird seit April vermisst, nachdem er Xi Jinping kritisiert hatte, schreibt das Wall Street Journal. Zhu arbeitete über 20 Jahre für die staatliche Denkfabrik CASS und hatte dort eine führende Position inne. Die Kommunistische Partei Chinas verstärkt ihre Bemühungen, negative Kommentare zur Wirtschaft zu vermeiden, und geht zunehmend hart gegen Andersdenkende vor.

    Von China lernen? Vielleicht so etwas wie oben beschrieben? Oder meint man vielleicht, von China lernen, heißt Siegen lernen? Dann feiert das Hufeisen wenigstens fröhliche Urständ in Ungarn.

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  5. Kein anderes Land in Europa setzt so stark auf E-Mobilität und auf China wie Ungarn. Lange hatte Ungarn damit Erfolg, als es Auto- und Batteriefabriken eröffnete und Exportrekorde und Vollbeschäftigung erzielte. Doch das Glück scheint nun Ungarn langsam zu verlassen, denn der große E-Auto-Boom in Europa blieb aus. Jetzt zeigen sich deutlich die erhöhten Risiken.

    Laut Bloomberg hat Ungarn seit 2017 etwa 20 Milliarden Dollar an Investitionen für die E-Auto-Industrie mobilisiert und es ist vorgesehen, dass der chinesische Konzern BYD eine erste Autofabrik in Szeged baut. Des Weiteren investiert BYD auch in eine Batteriemontage nördlich von Budapest. All dies machte Ungarn laut Bloomberg zum viertgrößten Batterieproduzent der Welt und die neuen Investitionen sollen den weiteren Aufstieg ermöglichen. Batterien sind mittlerweile das wichtigste Exportgut von Ungarn.

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  6. Vor einem Jahr sagte Ungarns Außenminister, dass die Elektroauto-Industrie die Weltwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten dominieren werde. Ein Abbruch der Beziehungen zu China wäre wirtschaftlicher Selbstmord für Europa, sagte der Minister laut FAZ im chinesischen Tianjin. „Wir sind neben China und Deutschland eines der drei Länder der Welt, in denen alle drei deutschen Premium-Automarken Fabriken haben, die alle das Herzstück ihrer Elektromobilitätsstrategie in Ungarn angesiedelt haben.“

    Doch der Boom stockt jetzt. Der Absatz von E-Fahrzeugen in Europa bleibt massiv hinter den Erwartungen zurück. Deutsche Autokonzerne, die auch Niederlassung in Ungarn haben, sind im Krisenmodus. Volkswagen zieht Werksschließungen und Stellenstreichungen in Betracht. Insbesondere auch der chinesische Markt bricht ein. Die deutschen Autobauer haben insgesamt nur noch einen Marktanteil von ca. 20 Prozent in China, der sich in den letzten Jahren ständig verringert hat.

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  7. Die Industrieproduktion ist in Ungarn eingebrochen und in der Folge schrumpfte im zweiten Quartal die Wirtschaft um 0,2 Prozent. Laut Bloomberg lag es an der geringeren Auto- und Batterieproduktion. Hinzu kommt ein drohender Handelskonflikt der EU mit Ungarns wichtigstem Investor China. Und es ist noch kein Silberstreifen am Horizont zu erkennen. Für die nächsten Monate ist eher eine weitere Verschlechterung zu erwarten, wie die neuen Prognosen vom BMW, Mercedes und VW deutlich zeigen.

    Doch wie bei der Abhängigkeit von der E-Auto-Industrie bringt auch die Abhängigkeit von China zusätzliche Risiken. So bringen chinesische Batteriefirmen häufig ihre eigenen Zulieferer mit. Ungarische Unternehmen haben wenig Chancen, Teil der Lieferketten zu werden – also Aufträge zu bekommen. Ein großer Teil der Wertschöpfung findet in China statt.

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  8. Bei aller grünen Freude wegen der neuen E-Autowelt sollte man die Nachteile dieser Technik nicht vergessen. Die Batterieproduktion braucht immense Rohstoffmengen, unter anderem Kobalt und Nickel. Bei beiden besteht ein kaum zu deckender Bedarf, wenn wirklich alles auf Elektro umgestellt werden soll. Das sollte man bei aller Freude über ein gutes eigenes Gewissen nicht beiseiteschieben. Hier nur ein Beispiel:

    E-Autos brauchen Nickel – doch der Abbau ist ein Umweltdesaster.

    Auf der indonesischen Insel Sulawesi wird Nickel geschürft und weiterverarbeitet, das für Batterien gebraucht wird. Die Folgen für die Menschen dort sind dramatisch.

    https://www.capital.de/wirtschaft-politik/nickel–so-verheerend-sind-die-umweltschaeden-bei-der-produktion-35097732.html

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  9. Update:

    Die chinesische Politik ist wegen der aktuellen Wirtschaftskrise in höchster Alarmbereitschaft, denn die wirtschaftliche Lage Chinas ist dramatischer als bisher öffentlich eingestanden. Jetzt will Peking mit einem massiven Konjunkturpaket gegensteuern.

    Zunächst kündigte die Zentralbank eine Reihe geldpolitischer Maßnahmen an, um die abstürzende Konjunktur zu stabilisieren. So senkte die Zentralbank zunächst einen wichtigen Leitzins sowie den Zinssatz für laufende Immobiliendarlehen, setzte die Mindestreservesätze für Banken herunter und gab Mittel frei, um die Geschäftsbanken und Börsen zu stabilisieren.

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  10. Danach folgte eine Sitzung des Politbüros, obwohl dieses bei einer September-Sitzung eigentlich keine Wirtschaftsthemen bespricht. Diesmal war es anders, was den Ernst der Lage unterstreicht. Kurz danach berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, Peking plane ein Konjunkturpaket mit einem Umfang von umgerechnet mehr als 280 Milliarden Dollar. Natürlich über Staatsanleihen (Kredite) finanziert, was bei solchen Anlässen nichts überrascht.

    Außerdem wiederholte Chinas Führung ihren Aufruf, die Banken sollten sinnvolle Bauvorhaben von Immobilienentwicklern mit Krediten unterstützen. „Der Absturz muss gestoppt werden und Stabilität zurückkehren“, heißt es im Protokoll der Politbüro-Sitzung.

    Die Börsen reagierten natürlich euphorisch. Offenbar glauben diese Investoren, dass die chinesische Regierung fest entschlossen ist, die Wirtschaft – getreu der Devise von Mario Draghi – mit „Whatever it takes“ zurück auf den Wachstumspfad zu führen.

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  11. Doch viele Fragen sind offen und ungeklärt. So bleibt abzuwarten, in welche Investitionsprojekte die staatlichen Gelder fließen sollen. Baut China erneut wieder nur Straßen, Brücken und Bahnhöfe, von denen es ohnehin schon reichlich gibt, entfacht es nicht mehr als ein Strohfeuer oder wird damit die Exportindustrie subventioniert, was dann wieder zu Problemen und Verwerfungen im internationalen Handel führen wird. Warten wir es ab.

    Viele Analysten glauben überdies, dass die bisher angekündigten Maßnahmen nicht ausreichen, um das Ruder dauerhaft herumzureißen. Peking müsste danach noch einmal nachlegen.

    Die geldpolitischen Maßnahmen dürften zudem nur überschaubare Wirkungen entfalten, denn schon in der Vergangenheit verschmähten Unternehmer und private Haushalte in China Kredite. Denn Chinas Wirtschaftskrise ist vor allem eines: eine Vertrauenskrise. Das hat in der Vergangenheit auch schon bei manchen westlichen Zentralbanker graue Haare wachsen lassen.

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