Standard & Poor´s
Kurz vor dem Ramschstatus
Auf den negativen Ausblick vom Sommer als direkte Konsequenz des Ukraine-Kriegs folgte am Freitag die Herabstufung des Bonitätsratings. Damit ist Standard & Poor´s (S&P) weiterhin der „Vorreiter“ bei den Ratingagenturen, denn Fitch hatte erst vorige Woche das Prädikat BBB mit einem negativen Ausblick versehen, während für Anlagen in Ungarn bei Moody´s das vergleichbare Prädikat Baa2 noch mit stabilem Ausblick gilt. Immerhin versah S&P die Neubewertung vom Freitag ebenfalls mit einem stabilen Ausblick.
Investmentgrade hängt an Brüssel
Drei Hauptgründe führten zur negativen Korrektur des Ratings. Wegen der dauerhaft hohen Inflationsrate muss die MNB einen extrem strengen Kurs in der Geldpolitik fahren, der Fiskus steht wegen der hohen Energiepreise, unsicherer Konjunkturaussichten und steigender Zinsbelastungen unter Druck, und die EU-Gelder sind weiterhin nicht gesichert. Der fehlende Spielraum der fiskalischen und der monetären Politik intensiviert die Herausforderungen, die der Ukraine-Krieg und die Rezessionsgefahr heraufbeschwören.
Für den stabilen Ausblick setzt S&P derweil voraus, dass Ungarn weiterhin stabil Erdgas aus Russland erhält und das Haushaltsdefizit systematisch senkt. Sollte die EU Ungarn erhebliche Gelder streichen, droht dem Land der Entzug seines Investmentgrades. Das gleiche Szenario ist denkbar, wenn die Energielieferungen in Gefahr geraten. Es gibt aber daneben wie üblich auch ein optimistisches Szenario: Sollte Ungarn das Zwillingsdefizit schneller als erwartet überwinden, die Wirtschaft die Krise zügig hinter sich lassen und in der Folge das Defizit nicht wieder steigen, sei auch eine höhere Bonität denkbar. S&P geht von einem bescheidenen Wachstum um 0,3% und einer hohen mittleren Inflation von 18,5% für 2023 aus. Das Defizitziel von 3,9% dürfte die Regierung mit 4,2% am BIP verfehlen.
Minister erwartet „schnelle Korrektur“
Wirtschaftsminister Márton Nagy erwartet eine positive Korrektur der S&P-Entscheidung schon in kurzer Zeit. Er wiederholte, dass die Orbán-Regierung an ihrer Zielstellung festhalte, in diesem Jahr ein Wachstum von 1,5% zu erreichen. Mit einer Investitionsquote von 25%, darunter einem FDI-Anteil von gut 7% am BIP (oder 10 Mrd. Euro) werde Ungarns Wirtschaft bereits 2024 wieder um 4% wachsen können. Die Inflationswende sieht er im Februar oder März, am Jahresende werde die Teuerung in den einstelligen Bereich zurückkehren. Die Regierung werde ihr Defizitziel von 3,9% halten und die Vorgabe 2024 weiter auf 2,5% senken. Die Auslandsschulden würden von 73,5% bis Jahresende auf 69,7% am BIP gedrückt.

Da der Forint offensichtlich an Stärke gewinnt sollten die wirtschaftlichen Aussichten Ungarns deutlich verbessert sein. Mich wundert’s dass ausgerechnet JETZT eine negative Prognose formuliert wird. Meiner Ansicht nach ist der Optimismus der Regierung berechtigt.
Die Ratingagenturen schauen jeweils 6-12 Monate zurück und voraus. Im Grunde haben sie im vergangenen Jahr zu optimistisch auf einen Mittelfluss aus Brüssel gesetzt, der aus politischen Gründen letztlich nicht eintrat. Ohne diese Erwartungshaltung hätte die Rückstufung schon 2022 erfolgen können/müssen.
Das ist so wie Sie sagen Herr Ackermann, bin aber auch darüber froh, dass ein gewisser Optimismus berechtigt ist.
Und diverse Vorwürfe gegen Ungarn sollten an der Tatsache verblassen, dass dieses Land trotz finanzieller Schwierigkeiten bisher fast einer Million Ukraine-Flüchtlingen auf die eine oder andere Weise geholfen hat und dies auch weiterhin tun will.