Löhne
Sehr unterschiedliche Dynamik
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Diese Prozentkalkulation ist beim Zentralamt für Statistik (KSH) mit absolut unrealistischen Durchschnittslöhnen gepaart: Die stolze Präsentation der neuesten Lohndaten durch die Orbán-Regierung sorgt außerhalb von Budapest Monat für Monat für zynische bis böse Kommentare in den Sozialforen. Im April soll der Durchschnittslohn der Vollzeitbeschäftigten landesweit laut KSH brutto 645.000 Forint monatlich erreicht haben, was netto 445.000 Forint (knapp 1.150 Euro) entspricht. Weil sich die Statistiker der Realitätsferne dieser Zahl durchaus bewusst sind, wurde vor geraumer Zeit der Medianlohn als alternative Datenreihe eingeführt. Dessen kalkulierter Wert von aktuell brutto 515.000 Forint bzw. knapp 360.000 Forint netto im Monat (915 Euro) trifft sich eher mit dem Alltag des normalen Bürgers.
Die Lohnspanne erstreckt sich von brutto 400.000 Forint im Gastgewerbe und Tourismus bzw. weniger als 500.000 Forint in Landwirtschaft und Bauwesen bis hin zu gut 1 Mio. Forint monatlich im IKT-Sektor oder gar annähernd 1,2 Mio. Forint im Finanzsektor.
Nachdem der Mindestlohn noch im Dezember um 10 bzw. 15% angehoben wurde, tut sich die Wettbewerbssphäre schwerer mit der Lohnanpassung: ihrer Dynamik von durchschnittlich 11,6% steht ein Plus von 19,7% im öffentlichen Dienst gegenüber. Hinter dem berechneten Durchschnittswert von +13,5% bildet sich zwischen den beiden großen Segmenten des Arbeitsmarktes eine Spanne von acht Punkten zu Gunsten der Staatsdiener. Solche Spannen sollte man immer vor Augen haben, wenn man Jubelmeldungen zum Anstieg der Reallöhne liest.
In zweistellige Gefilde wird der Zuwachs aber sicher nicht vordringen, weil die Inflation gerade wieder leicht anzieht (vor allem aufgrund von Basiseffekten), während die Lohndynamik sehr wahrscheinlich am Ende ist.