Die MTI-Graphik zeigt die Entwicklung des Einzelhandels in den letzten drei Jahren (jeweiliger Vorjahresmonat = 100).

Einzelhandel

Ohne die betuchten Ungarn

Das Weihnachtsgeschäft erfüllte nicht die hochgesteckten Erwartungen; im Gesamtjahr 2024 wuchs das Einzelhandelsvolumen somit nur um 2,6%.

Von wegen frohes Fest: Die vom Wirtschaftsministerium herbeigebeteten Konsumenten machten sich im Dezember so richtig rar. Das Einzelhandelsvolumen stagnierte im Jahresvergleich (+0,1%) und verfehlte die Vorgabe vom November um 1,2%. Mit diesen Zahlen vom Donnerstag hat das Zentralamt für Statistik (KSH) die Euphorie im Regierungslager gedämpft, wonach (angeblich) dynamisch wachsende Reallöhne nun Schritt für Schritt den Privatverbrauch ankurbeln müssten. Der Einzelhandel als wichtiger Gradmesser erfüllte diese Erwartungshaltung im Gesamtjahr 2024 nur bedingt, mit einem durchschnittlichen Anstieg um 2,6%, der durch ein Plus von 3,7% im Lebensmittelhandel getragen wurde. Der Jahresausklang hätte aber kaum schwärzer ausfallen können.

Drama an den Tankstellen

Zu laufenden Preisen wurden knapp 1.900 Mrd. Forint umgesetzt. Das hört sich zunächst einmal nach viel Geld an, doch relativiert die wieder gegen 5% steuernde Inflation diese Zahl. Der realistischere Vergleich des Handelsvolumens deckte eine dramatisch schlechte Entwicklung auf. Im tonangebenden Lebensmittelsegment beschränkte sich das Plus im Dezember auf magere 1,2%, den bescheidensten Monatswert seit Januar. Im Nonfoodsegment wurden gerade noch 0,5% Wachstum vermeldet; dieses Segment war bis in den Februar hinein geschrumpft und seither nicht mehr so bescheiden gewachsen wie im Dezember. Das größte Drama spielte sich jedoch an den Tankstellen ab, wo das Volumen im Angesicht rasant steigender Spritpreise um satte 6,9% einbrach. Zum Glück deckt dieses Segment nur ein gutes Achtel des Einzelhandels.

Flugzeuge „betankt“

Eine gute Rechtfertigung für die enttäuschenden Zahlen zum Jahresausklang hat das KSH den Politikern bereits selbst präsentiert: Zum einen seien da auf den November vorgeholte Weihnachtseinkäufe, zum anderen die gestiegene Zahl von Auslandsreisen über die Feiertage. Das starke Plus um 5,3% bei Lebensmitteln und 4,5% im Nonfoodsegment im elften Monat muss also zusammen mit den Zahlen vom Dezember betrachtet werden und schon sind die jeweiligen Durchschnittswerte für das Gesamtjahr erreicht.

An den Tankstellen wiederum fehlten im Dezember jene gut 210.000 betuchteren Landsleute, die nun nicht die eigene Pkw-Flotte, sondern Flugzeuge in den Skiurlaub und wärmere Gefilde „auftankten“. Laut Wirtschaftsressort gaben 300.000 Ungarn (einschließlich jener, die mit dem eigenen Auto Skipisten in Österreich und der Slowakei aufsuchten), pro Kopf 165.-180.000 Forint (rund 400-450 Euro) im Ausland aus, die in der einheimischen Statistik fehlen.

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