Inflation
Noch drei Prozent
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Gegenüber dem August ergab sich ein Rückgang um 0,1%, die Inflationsrate ist somit im September bei 3,0% angelangt, teilte das Zentralamt für Statistik (KSH) am Donnerstag mit. Die aus dem Blickwinkel der Notenbank relevantere Kerninflation stagnierte derweil auf dem unvergleichlich höheren Niveau von 4,8%. Das schränkt ihren Spielraum ein, den Leitzins von aktuell 6,5% am Ende des Monats weiter zu senken.
Zwei „Sonder“-Effekte
Tatsächlich haben zwei Effekte für die ausgesprochen gute Inflationszahl im September gesorgt: An den Tanksäulen mussten die Autofahrer 3,7% weniger für den Sprit bezahlen, die Dienstleistungspreise gingen saisonal bedingt um 0,8% zurück, weil Urlaubsangebote in der Nachsaison laut KSH zu erheblich günstigeren „Schnäppchenpreisen“ (-14% zum August) zu haben waren. Doch mit dem scheidenden Sommer rückt nun wieder eine andere Saison in den Fokus: Haushaltsenergie verteuerte sich im September bereits wieder leicht, weil die Händler pünktlich vor Beginn der Heizsaison an der Preisschraube drehen (+2,5% für Brennholz, +1% für Flaschengas). Und auch die Lebensmittelpreise zogen im neunten Monat gleich wieder an, die sich im Durchschnitt um 1% zum August verteuerten, Milch aber sogar um 7%, Butter um 5%.
Strenger Winter wäre ungünstig
Damit gehören Lebensmittel im Jahresvergleich nun wieder zu den Preistreibern, „dank“ einer mittleren Teuerungsrate von 3,7%. Mehl ist der absolute Überflieger, denn es kostet heute ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Zweistellig verteuerten sich des Weiteren Milch (+14%), Schokolade und Kakao. Auch Fruchtsäfte, Essen in Restaurant wie Mensa sowie Speiseöl haben im Preis gehörig angezogen. Preiswerter wurden derweil Teigwaren, Zucker, Eier und Geflügel.
Dienstleistungen sind heute um durchschnittlich 8,4% teurer als im September 2023. Noch ärger trifft es Mieter und wegen der pauschal abgerechneten Leistungen die Bewohner von Plattenbauten sowie die Autofahrer, wo praktisch alle Leistungen zweistellige Preiserhöhungen erfuhren. Im Kreis der langlebigen Konsumgüter (-0,2%) ist es alles andere als gleichgültig, welche Anschaffung man sich gönnt. Denn Möbel wurden wieder 2-3% teurer, Neuwagen kosten heute 6,5% und Schmuck sogar 10,5% mehr – beim Kauf von Gebrauchtwagen muss der Ungar hingegen im Schnitt mit 6% weniger als vor einem Jahr kalkulieren. Bei den vielen Mehrkosten entlastet es alle Autofahrer, dass sie aktuell 9,5% weniger für Benzin und Diesel zahlen als im Frühherbst 2023.
Alkohol wurde um 4,5% teurer, zusammen mit Tabakwaren verteuerte sich diese Preisgruppe um knapp 4%. Weil die Haushalte vernünftiger mit der Energie umgehen, sind deren Preise technisch um 5% gesunken, darunter für Strom um 1,5%, für Erdgas sogar um 9,5%. Dahinter versteckt sich ein geringerer „Mehrverbrauch“ über dem Standardbedarf, für den staatlich subventionierte Tarife gelten. Dieser Kalkulationsansatz könnte dem KSH in einem strengen Winter noch auf die Füße fallen.