Ein Kommentar zur Handels-Misere
Nicht nur Brust oder Keule
Das Nachrichtenportal telex.hu entdeckte unter den Regierungsverordnungen am Jahresende eine Passage, die sich mit jenen Grundnahrungsmitteln beschäftigt, die einem amtlichen Preisdiktat unterliegen. Wie aus dem Amtsblatt hervorgeht, sollen die Händler ab Mitte Januar ein Vorratsniveau sicherstellen, das doppelt so hoch liegt, wie zum Zeitpunkt, als die Preise eingefroren wurden. Dabei bereitete es den Geschäften schon Schwierigkeiten, auch nur die durchschnittliche Bestandsmenge zu halten.
Längst hat auch die Ungarische Nationalbank (MNB) mit einer Studie nachgewiesen, dass die Anomalien im Einzelhandel die Inflation noch befeuern. Die mit einem Preisdeckel versehenen Grundnahrungsmittel sind längst Mangelware, weil der immer größer werdende Preisvorteil Hamsterkäufe provoziert. Wie absurd die Vorstellungen der Orbán-Regierung mit der Marktrealität kollidieren, zeigt das Beispiel der gestützten Milch: Die UHT-Milch mit 2,8% Fett wird wie im Oktober 2021 weiterhin für 268 Forint/Liter verkauft, alle anderen (auch weniger fetthaltigen) Milch-Liter kosten das Doppelte und mehr, obendrein ist der Markt für Quark und Käse außer Kontrolle geraten. Die Keule vom Schwein muss weiterhin für 1.420 Forint, das Hühnerbrustfilet für 1.600 Forint das Kilogramm verkauft werden. Die Nachfrage steigern diese künstlichen Tiefpreise ins Unendliche, die Tiere bestehen aber nicht nur aus Brust oder Keule. Den Tunnelblick der Wirtschaftspolitik kommentierten Manager der Branche mit sarkastischen Bemerkungen wie jener, die Evolution könne leider nicht so schnell reagieren, dass einem Huhn nun gleich mehrere Brüste wachsen.
Mit der strengeren Vorgabe bezüglich des Vorratsniveaus fordert die Regierung aber nicht nur den Einzelhandel, sondern auch die Nahrungsmittelindustrie heraus. Beim Zucker gibt es seit Monaten Lieferengpässe, so extrem ist die Nachfrage für das Produkt in die Höhe geschossen, dessen Kilopreis bei 260 Forint eingefroren wurde. In der ohnehin angespannten Lage von den Marktakteuren verdoppelte Liefermengen zu erwarten ist Nonsens. Beobachter rätseln nun, ob die Regierung die Händler zu Importen veranlassen will, um die Versorgungssicherheit wiederherzustellen, oder ob die Lage ähnlich unhaltbar wird, wie an den Tankstellen. Bekanntlich hatte die Politik dort auf dem Höhepunkt der Eskalation am Nikolaustag – und offenbar abgestimmt mit dem Großhändler MOL – für ein abruptes Ende der Preisdeckelung für Kraftstoffe gesorgt. Egal was sich die Regierung von ihren Eingriffen verspricht, das Ende vom Lied sind wie so oft geschröpfte Verbraucher.

Regieren per Dekret führt zu solchen Maßnahmen.
Demokratische Debatten, Offenheit und Konsultationen aller Beteiligten führt zu vernünftigen Lösungen.
Politische Gegner werden sich doch nie im mindesten einig, darum kann immer nur eine Seite das Sagen haben, und im Falle eines Patt ginge gar nichts. Aber Sie Linken werden in Ungarn nicht am Reden gehindert, wir aber in Deutschland massiv.
Eine demokratische Vorgehensweise würde in einem Gesetzgebeungsverfahren bestehen, das eine ausführliche Debatte und Anhörung aller Betroffenen (NGOs inkl.) beinhaltet.
Eine öffentliche Diskussion führt dann zu einer abgewogeneren Entscheidung der Mehrheit.
Keine Ahung, wie Sie auf ein Patt kommen. Selbst bei einer Minderheitenregierung kommt es normalerweise am Ende zu einer Mehrheitsentscheidung.
Wer – wie offensichtlich Fidesz und Orban – so Angst vor öffentlichen Debatten hat und/oder der Vorstellung erlegen ist, die alleinige Macht zu besitzen, entscheidet allein hinter verschlossenen Türen.
Herr Hohensohn, das ist ein guter Artikel der eigentlich ziemlich klar macht, dass es Nonsens ist was Orban da macht. Wider gegen jede Vernunft. Und jetzt kommen Sie wieder mit dem dass Sie in Deutschland nicht zu Wort kommen. Thema verfehlt.