Rating-Agentur

Negativer Ausblick bei Moody´s

Weil Ungarn am Jahresende erstmals endgültig EU-Gelder verliert, hat die Rating-Agentur Moody´s die Bonität der langfristigen Staatsschulden mit einem negativen Ausblick versehen.

Wenngleich sich das Finanz- und das Wirtschaftsministerium beeilten zu betonen, dass Ungarn seinen Investmentgrade (Baa2) bewahrt, ist die Entscheidung von Moody´s dennoch unangenehm. Der auf max. 1 Mrd. Euro kalkulierte Brüsseler Zahlungsausfall am Jahresende könnte zudem nur der Anfang sein von einer Reihe größerer Verluste, weil Budapest weiterhin nicht die Voraussetzungen für eine Freigabe der eingefrorenen Milliardenbeträge erfüllt. Im August 2026 ende zudem die Frist für Auszahlungsanträge im Rahmen des Wiederaufbaufonds.

Jede Menge Risiken

Ohne das Gros der EU-Transfers, die auch der Haushaltsplan für 2025 erneut in einem Volumen von 2.100 Mrd. Forint (rund 5,25 Mrd. Euro) einkalkuliert, werde das BIP-Wachstum ausgebremst und damit der Spielraum für den Staatshaushalt eingeengt. Das aber wirke sich negativ auf die Bemühungen um einen Schuldenabbau aus. Die Rating-Agentur verweist darauf, dass zusätzlicher Druck von Seiten des größten Handelspartners kommt, denn von Deutschland gehen kaum noch positive Impulse aus. Moody´s sorgt sich schon heute um eine schwindende Haushaltsdisziplin im Vorfeld der 2026 anstehenden Parlamentswahlen. Schließlich gehört auch die unverändert hohe Abhängigkeit des Landes von russischen Energieträgern zu den Risiken, die Ungarns Bonität schon in naher Zukunft weiter beeinträchtigen könnten.

Durch die rosarote Brille betrachtet

Das Finanzressort erklärte den negativen Ausblick mit dem unsicheren internationalen Umfeld, räumte aber auch die politischen Debatten zwischen Budapest und Brüssel als einen auslösenden Grund ein. Es wird betont, dass auch Moody´s ab 2026 ein durchschnittliches Wachstum von 3% erwartet (für 2025 aber nur bescheidene 1,9%, im Vergleich zur Regierungsprognose von 3,4%). Positiv werden die sinkende Inflation und der erfolgreiche Kampf gegen die Staatsschulden hervorgehoben. Die Orbán-Regierung feiert sich weiterhin für das Investmentgrade, das Ungarn bekanntlich noch unter der Gyurcsány-Regierung einbüßte. Dabei ist der Nachbar Kroatien, der zehn Jahre später der EU beitrat und mittlerweile auf den Euro umstellen konnte, in der Zwischenzeit bereits in die erste Liga der Bonitätseinstufung („A“) aufgestiegen.

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