Schwacher Forint
Notenbank bleibt entspannt
Obgleich die einheimische Währung in den jüngsten Tagen wieder massiv unter Druck geriet, reagierte die Ungarische Nationalbank (MNB) am Donnerstag nicht. Beobachter hatten damit gerechnet, dass die MNB den Einlagenzins für Wochengelder möglicherweise ein zweites Mal anheben könnte.
Wochenzins zum neuen Leitinstrument geworden
Bekanntlich hatte die MNB diesen Zinssatz Ende September völlig überraschend um 15 Basispunkte auf 0,75% angehoben und damit praktisch gegenüber dem sog. Leitzins aufgewertet, der unverändert bei 0,6% steht. Da die MNB bei der wöchentlich donnerstags stattfindenden Auktion bislang unbegrenzt Offerten der Handelsbanken annimmt, ist der Wochenzins zum neuen Leitinstrument geworden.
Die Auktionsmenge bewegt sich seit dem Sommer um 2.000 Mrd. Forint wöchentlich. Die Zinserhöhung vom September hatte die MNB mit der getrübten internationalen Stimmung erklärt. Diese stelle wiederum das größte Risiko für die Inflationsaussichten dar. Nachdem jedoch das Statistikamt KSH im Nachhinein für den Monat September eine deutlich abgebremste Teuerungsrate ermittelte, scheint ihr dieses Regulierungsinstrument weniger relevant.
Auf dem Weg zu 370 HUF/EUR
Am Donnerstag prüfte der Markt erneut die Marke von 369 HUF/EUR. Diese ist nur noch eine halbe Einheit vom historischen Tiefstand entfernt. Am Nachmittag entspannte sich die Stimmung ein wenig, was wiederum auf die EZB in Frankfurt zurückzuführen ist. Diese hatte wegen der zweiten Corona-Welle neuerliche Lockerungen der Geldpolitik zum Jahresende in Aussicht gestellt.
Der Forint erstarkte daraufhin zeitweilig bis unter 367 zum Euro. Gegenüber dem US-Dollar fiel die einheimische Währung aber zum Handelsschluss am Donnerstagabend auf ein Tagestief bei 315 HUF/USD durch. Das markiert den schwächsten Forint-Wert zum Dollar seit Ende Juni.
Bei der wöchentlichen Auktion von Staatsanleihen konnte die Zentrale zur Verwaltung der Staatsschulden (ÁKK) ebenfalls am Donnerstag alle Papiere platzieren und die Begebung noch um annähernd 20 Mrd. Forint steigern. Der Durchschnittsertrag fiel über alle Laufzeiten, für die 5-Jahres-Papiere um 4 Basispunkte auf 1,71%, für die 10-jährigen Anleihen um einen Punkt auf 2,28%, für die im Sommer letztmalig aufgelegte 20-Jahres-Anleihe aber gleich um 50 Basispunkte auf 2,68%.