Wirtschaftsprofessor
Mit dem Mythos aufräumen
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Diese Meinung äußerte der frühere Notenbankpräsident Péter Ákos Bod in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsportal portfolio.hu.
Angeblich verweigert die ungarische Wirtschaftspolitik die Euro-Konvergenz, um mit dem schwachen Forint im Interesse der ausländischen, vor allem deutschen Exporteure zu handeln, die sich hierzulande angesiedelt haben. Dabei trifft diese Form der Exportstimulierung eher für Agrarprodukte oder Baustoffe zu, und sie führt zum Nebeneffekt einer großen Zahl britischer Touristen, die in der Pester Innenstadt begeistert „Billigbier“ trinken. Die ungarische Ausfuhr wird jedoch durch Produkte und Dienstleistungen bestimmt, die in globale Wertschöpfungsketten integriert sind. Die Multis fordern nicht, dass der Forint systematisch abgewertet wird, und erwarten es auch nicht, schreibt Bod. In einer offenen Wirtschaft wie der ungarischen heizt eine schwache Währung aber die Inflation an.
Seit 2015 konnte die tschechische Krone gegen den Euro zweistellig erstarken, der polnische Zloty wertete um 5-10% ab, der rumänische Lei um 10%, der Forint jedoch um 15-20%. Seit der Corona-Krise bewegen sich Krone und Forint in die entgegengesetzte Richtung zum Euro. Heute kostet ein Euro bereits rund 400 Forint. Hätte Ungarn wie die Slowakei den Euro eingeführt, wären es (theoretisch) 320 Forint, während der polnische Zloty umgerechnet ungefähr bei 335 Forint zum Euro steht und die tschechische Krone dank ihrer Aufwertung für 290 Forint gegen einen Euro eingetauscht werden könnte. Nicht zufällig haben zwei Drittel der deutschen Unternehmen bei der Konjunkturumfrage der DUIHK für die Einführung des Euro plädiert, so viele wie seit 2011 nicht mehr.
Ja. Das ist schon eine interessante Sache.
In komplexen Zusammenhängen hat alles seine vor- und nachteiligen Effekte.
Für Deutschland ist die im Vergleich zur DM schwache Gemeinschaftswährung ebenso ein Vorteil, wie der ebenfalls niedrig festgesetzte Wechselkurs der chinesischen Währung für China.
Die USA können mit ihrer starken Leitwährung wiederum “günstig” Importwaren konsumieren – was dann aber in einer Schieflage der Handelsbilanz resultiert.
Für Ungarn innerhalb der EU sieht es aber anders aus, wie Peter Bod Ákos sehr interessant ausführt.
Ist es denn die auf Kleinstaaterei beschränkte Fixierung von Fidesz, dass die Regierung dies nicht erkennt.
Die Ablehnung der globalen Mindeststeuer durch Fidesz deutet jedenfalls auch darauf hin. Denn Fidesz verspricht sich wohl scheinbar auch dadurch Wettbewerbsvorteile.