Nostalgie-Wochenende der Bahn am Balaton – ausnahmsweise mal keine Notlösung. Foto: MTI/ Zoltán Máthé

Staatsbahnen MÁV

Mit allen Tricks gegen tausend Tücken

Jede Menge Pannen bei der Bahn – mal ist das Wetter schuld, mal die veraltete Technik.

Am Montag sorgten heftige Gewitter für Störungen der Oberleitungen, umgestürzte Bäume blockierten Gleise. In den vorangegangenen Tagen und Wochen war es die große Hitze, die Schienen „aufweichte“ und so für Chaos auf Haupt- und Nebenstrecken der Staatsbahnen MÁV sorgte. CEO Zsolt Hegyi kommuniziert aktiv via Sozialmedien, wie die Bahn mit der Misere umzugehen versucht. Der neueste Clou sind weiß getünchte Schienen, um ein übermäßiges Aufheizen im Hochsommer zu verhindern. Diese Idee übernimmt Ungarn aus Italien und Spanien, wo das mediterrane Klima schon vor Jahren eine ähnliche Lösung provozierte.

Triebzüge auf Fernstrecken?

Umstritten unter den Fahrgästen und den Verkehrsexperten ist der verstärkte Einsatz der Flirt-Triebzüge auf Fernstrecken, von der Hauptstadt bis in entlegenste Landesteile, z. B. nach Békéscsaba. Der Grund ist prosaisch: Die MÁV bietet den Reisenden lieber die eigentlich als Vorortzüge gedachten Wagen an, weil diese klimatisiert sind. Diesen Komfort können viele andere Wagen der veralteten Fahrzeugflotte nicht bieten, was Verkehrsminister János Lázár den Bürgern in diesem Sommer aber nicht mehr zumuten will.

Busse statt Bahnen

Die vielen Pannen haben die MÁV veranlasst, 200 Volán-Busse als stabile Reserve bereitzustellen, um die ausfallenden Züge zu ersetzen. (In der offiziellen Kommunikation wird diese Busflotte als angemessen dargestellt, da täglich 3.300 Züge auf Ungarns Schienen verkehren.)

Den Lokomotiv-Ausfällen begegnet das staatliche Unternehmen mit der unbürokratischen Beschaffung von 100 Loks, die nur wenige Jahre alt sind. Das sei das umfangreichste Modernisierungsprogramm seit den 1980er Jahren, schwärmte Hegyi. Ein Großteil davon sind 2-4 Jahre alte Siemens-Lokmodelle. Die Elektrolokomotive vom Typ Vectron gehört zu den modernsten in Europa; die MÁV hofft auf ihre Leistungsstärke, um die Pünktlichkeit ihrer Züge markant zu verbessern.

TramTrain am pünktlichsten

Aktuell gilt eine Quote der pünktlich (mit weniger als 6 Minuten Verspätung) am Zielort eintreffenden Züge von 83% für den Monat Mai bereits als Bestmarke. Am pünktlichsten verkehren die Züge zwischen Szeged und Hódmezővásárhely (der einzigartige TramTrain), sowie auf den Strecken zwischen der Hauptstadt und Kecskemét bzw. Vác und Esztergom. Seit Juni erstattet die MÁV bei Verspätungen ab 20 Minuten die Hälfte des Fahrpreises, bei extremen Verspätungen oder Zugausfällen den kompletten Preis. Allein in den ersten zwei Wochen betraf diese Kulanz rund 55.000 Fahrkarten, die Entschädigung summierte sich umgerechnet auf nahezu 100.000 Euro. Nach eigener Auskunft hat die Staatsbahn 2 Mrd. Forint (ca. 5 Mio. Euro) für das Gesamtjahr zurückgestellt, um die möglicherweise anfallenden Versicherungskosten für Verspätungen zu decken.

Flirt-Triebzüge bieten nun etwa zwischen Budapest und Veszprém Klima-Komfort für die Reisenden. Foto: MÁV

Ein Gedanke zu “Mit allen Tricks gegen tausend Tücken

  1. Warum holt Ungarn Experten nicht aus Deutschland?
    Dort fahren die 70 Jahre alte Züge mit Abteilen, Plüssbezug und Plumskloo zwischen Hamburg-Kopenhagen. Oder wurden diese Züge in Ungarn aus dem Verkehr gezogen und Deutschland verkauft?

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