Reallöhne
Minus fünf Prozent
Im Dezember legten die vom Zentralamt für Statistik (KSH) kalkulierten Bruttolöhne nochmals dynamisch um knapp 20.000 auf über 580.000 Forint zu. Daraus ergab sich am Jahresende ein Nettoeinkommen von 400.000 Forint im Monat. Dieser scheinbar imposante Durchschnittswert für die Vollzeitbeschäftigten führte jedoch zu um 5% schrumpfenden Realeinkommen, weil die Inflationsrate Ende 2022 auch offiziell bei 24,5% angelangt war. Die ausufernde Inflation trifft den „Normalbürger“ weitaus heftiger, denn im Median erreichten die Nettolöhne am Jahresende gerade einmal 310.000 Forint.

Ungewohnte Lohnkorrekturen im Jahresverlauf
Der entscheidende Eingriff in die Lohnstrukturen fand gleich zu Jahresbeginn 2022 statt, als sich die Sozialpartner mit der Regierung auf eine Anhebung des Mindestlohns um 20% verständigten. Abgesehen vom „Waffengeld“ für Angehörige von Polizei und Armee bzw. von deutlichen Gehaltserhöhungen für Ärzte und Richter setzte Vater Staat den Wettbewerbssektor noch am ehesten mit dem Modellwechsel der Hochschulen unter Druck, in dessen Folge akademische Karrieren auch materiell weitaus lukrativer werden. Weil die Inflation immer neue Höhen erklomm, reagierten die Unternehmen mit zusätzlichen Lohnkorrekturen im Jahresverlauf. Diese ausgesprochen ungewöhnliche Praxis führte dazu, dass die Lohndynamik beim KSH von anfänglich 12% bis zum Jahresende systematisch auf 18% kletterte.
Im Median blieb nicht viel übrig
Übers Jahr betrachtet verdienten Männer in der ungarischen Volkswirtschaft brutto 565.000 Forint im Monat, Frauen knapp 470.000 Forint. Im Sektorenvergleich zieht sich die Spanne von brutto 320.000 Forint im Gastgewerbe bis zu 860.000 Forint im Finanzsektor. Prämien und Sonderzahlungen werteten den statistischen Bruttolohn um 45.000 Forint monatlich auf. Im Median brachte ein Ungar im vergangenen Jahr monatlich 280.000 Forint nach Hause. Bei einer mittleren Jahresteuerung von 14,5% brachte dies dem Standardhaushalt einen Realzuwachs seines Einkommens um 2,5%.