Mindestlohn
200.000 Forint und mehr!
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Für den Vorsitzenden der Gewerkschaft der Arbeiterräte, Imre Palkovics, gehe es bei den Verhandlungen darum, ob der Mindestlohn schon im kommenden Jahr brutto 200.000 Forint (etwa 570 Euro) erreichen soll (bzw. das garantierte Lohnminimum für Fachkräfte 260.000 Forint / 745 Euro).
Mindestlohn-Anstieg wie zuletzt 2017
Palkovics sagte der Tageszeitung Magyar Nemzet, die Gewerkschaften begrüßen die Absicht der Regierung, den Mindestlohn von aktuell 167.400 Forint in ein oder zwei Schritten auf den besagten Schwellenwert, also um insgesamt 20% anzuheben. Zuletzt gab es einen vergleichbaren Anstieg 2017. Der Gewerkschaftsführer traut der Wirtschaft diesen Sprung zu, welcher indirekt bis zu 2 Mio. Arbeitnehmer berühren würde.
Zwar werden nur noch einige 100.000 Ungarn mit dem Mindestlohn abgespeist, eine markante Anhebung würde aber die allgemeinen Lohnstrukturen in Bewegung versetzen. Zudem sind Kinder- und Krankengeld von der Höhe des Mindestlohns abhängig. Das garantierte Lohnminimum für Fachkräfte (von heute 219.000 Forint) betrifft derweil direkt ca. 1 Mio. Arbeitnehmer.
Kampfansage des Kammerchefs
In einem Interview für das Wirtschaftsportal portfolio.hu verblüffte der Kammerchef László Parragh mit einer Kampfansage. Demnach könne die ungarische Wirtschaft einen Mindestlohn von 200.000 Forint gut verkraften. „Wir müssen uns endlich von dem Denkschema lösen, billige Arbeitskräfte seien der Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit.
In Europa wird die Frage des Mindestlohns mit Belangen wie Effizienz, Produktivität oder Wohlbefinden verknüpft“, sagte der Präsident der Ungarischen Industrie- und Handelskammer (MKIK). Um sogleich einzuräumen, solche Worte seien aus seinem Munde eher ungewohnt.
„Im 21. Jahrhundert müssen die Menschen von ihrem Lohn anständig leben, in den Urlaub fahren und sich ein Auto leisten können”, so der Kammerpräsident. Wegen der steigenden Inflation meldete Parragh zudem Bedenken an, dass 200.000 Forint bald nicht mehr für ein besseres Leben genügen.