Die MTI-Graphik zeigt das BIP-Wachstum seit 2010 (saisonal und nach Kalendertagen bereinigt) auf Jahresebene sowie im Quartalsvergleich (unten).

BIP 2024

Mal eine positive Überraschung

Ungarns Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 0,6% gewachsen. Die technische Rezession war am Jahresende überwunden.

Im IV. Quartal lag die Wirtschaftsleistung unbereinigt um 0,4%, saisonal und nach Kalendertagen bereinigt um 0,2% über dem gleichen Vorjahresquartal. Wie das Zentralamt für Statistik (KSH) am Donnerstag in seiner ersten Schätzung weiter mitteilte, wuchs die Wirtschaft am Jahresende gegenüber dem III. Quartal wieder um 0,5% (ähnlich wie zu Jahresbeginn). Damit konnte die technische Rezession überwunden werden, die sich im Frühling und Sommer mit Quartalsrückgängen um 0,2% bzw. sogar 0,6% artikulierte. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich aus diesen Zahlen ein unbereinigtes Wachstum von 0,5%, bereinigt von 0,6%. Ohne detailliertere Angaben führte das KSH das leichte Plus am Jahresende auf den Dienstleistungssektor als Ganzes zurück, wohingegen die Leistung von Landwirtschaft, Industrie und Bauwesen wenig überraschend als Konjunkturbremse wirkte.

Im Mittelfeld der EU

Wirtschaftsminister Márton Nagy feierte die KSH-Zahlen als „Wende“ und ordnete Ungarn mit dieser Wachstumszahl im EU-Mittelfeld ein. Die Reallöhne würden seit gut einem Jahr wieder wachsen, was sich in der zunehmenden Zuversicht der Haushalte, einem steigenden Einzelhandelsvolumen und Rekordzahlen im Inlandstourismus niederschlage. Aber auch eine deutlich größere Zahl von Transaktionen am Wohnungsmarkt und ein Achtel mehr Neuwagen belegen den wiederkehrenden Optimismus in der Bevölkerung. Der Minister erinnerte zugleich daran, dass der Aktionsplan für die neue Wirtschaftspolitik rund 2.600 Mrd. Forint aktiviere. Die darin enthaltenen 21 Maßnahmen werden ihre Wirkung im Jahresverlauf entfalten, ist Nagy überzeugt.

Kein Warten auf Deutschland

Für die Unternehmen bleibe es schwer, nur eine wiederkehrende Exportnachfrage könne auf Dauer helfen. Budapest hofft deshalb darauf, dass Deutschland als wichtigster Handelspartner gleich nach den vorgezogenen Bundestagswahlen Ende Februar zügig an die Überwindung der politischen und Wirtschaftskrise geht. Ohne dies abzuwarten ist das Sándor-Demján-Programm mit einem Volumen von 1.400 Mrd. Forint an den Start gegangen, um insbesondere die heimischen KMU zu stärken.

2025 geht es endlich aufwärts

Die Zahlen der ersten KSH-Schätzung stellen eine positive Überraschung dar. Ungarn war 2023 zum zweiten Mal nach der Corona-Pandemie in Rezession gefallen, als die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr um 0,7% unter das Niveau von 2022 zurückfiel. Auf die Corona-Krise mit einem satten Minus von 4,7% in 2020 war eine rasante Korrektur (+7,0% in 2021 sowie +4,6% in 2022) gefolgt, die aber schnell durch Energiekrise und Ukraine-Krieg abgewürgt wurde. Für 2025 rechnen selbst die Pessimisten mit 1,5-2% Wachstum, die Optimisten halten derweil eine kräftigere Konjunktur mit Werten um 3% für möglich.

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