Die MTI-Graphik zeigt die Entwicklung des Außenhandels 2021-23, gegliedert nach Exporten, Importen und Saldo (in Mrd. Forint).

Außenhandel

Magischer Exportrekord im Visier

Der Handelsüberschuss näherte sich im Oktober 8 Mrd. Euro an, binnen eines Jahres hat sich der Saldo um mehr als 15 Mrd. Euro verbessert.

Vor einem Jahr reklamierte die Regierung, die als Reaktion der EU-Zentrale auf den Ukraine-Krieg eingeleitete Sanktionspolitik entziehe Ungarn Mittel in der Größenordnung von 10 Mrd. Euro. Es handelte sich um Verluste, die das rohstoffarme Land in Form exorbitant gestiegener Importrechnungen für Strom und Gas ertragen musste. Der Spuk an den Energiemärkten ist aber fürs Erste vorbei und scheint sich in diesem Winter auch nicht zu wiederholen, selbst wenn der viele Schnee etwas anderes vermuten ließe.

Im Monatstakt

Ungarns Exporteure erzielen seit dem Frühjahr beinahe im Monatstakt Milliardenüberschüsse (wohlgemerkt in Euro!), und das war auch im Oktober nicht anders. Das Zentralamt für Statistik   (KSH) setzte die Ausfuhrleistung in seiner ersten, am Freitag veröffentlichten Schätzung auf 12,8 Mrd. Euro an. Das waren immerhin noch 1,2% mehr, als im Oktober 2022 vorgelegt, während die Einfuhren um 13,3% auf 11,75 Mrd. Euro zurückfielen. Vor allem die normalisierte Energierechnung sorgte in diesem einen Monat, zu Beginn der Heizsaison, für eine Korrektur des Handelssaldos um satte 2 Mrd. Euro!

Beim Forint bereits im Minus

Auch wenn die Details noch nicht bekannt sind, könnte als kleines Warnzeichen dienen, dass die Exporte gegenüber dem Vormonat um 0,6% schrumpften, die Importe derweil um 1,9% zulegten. Hier könnte sich schon die schwierigere Situation an den Außenmärkten niederschlagen. In der Parität des erstarkten Forint sinken die Exporte bereits absolut: Im Oktober fehlten 6% zum Vorjahr. Über zehn Monate hinweg ist diese Statistik noch „in Ordnung“, die Ausfuhren stiegen kumuliert um 5% auf 48.100 Mrd. Forint, die Einfuhren fielen derweil um 7% auf 45.100 Mrd. Forint zurück. Der Saldo fällt daraufhin um nahezu 6.000 Mrd. Forint (!) günstiger aus, als Ende 2022.

Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó frohlockte dieser Tage, der neue Exportrekord könnte 150 Mrd. Euro erreichen (nach 142 Mrd. Euro in 2022). Ob der Schwung am Jahresende für diese runde Zahl noch ausreicht, muss sich zeigen. Nach zehn Monaten hatten Ungarns Exporteure jedenfalls stolze 125,65 Mrd. Euro (+6,5%) erfüllt. Weil die Importe auf 117,7 Mrd. Euro (-6%) zurückfielen, erreichte der Überschuss nahezu 8 Mrd. Euro, die Korrektur gegenüber dem Vorjahr aber sogar 15,35 Mrd. Euro.

10 Antworten auf “Magischer Exportrekord im Visier

  1. Bosch ein internationales Unternehmen, das weltweit aufgestellt ist und ein Seismograf der weltwirtschaftlichen Entwicklung?

    Autozulieferer Bosch plant offenbar größeren Stellenabbau

    Bis zu 15 Prozent der Jobs im Bereich Entwicklung und Forschung sollen laut einem Medienbericht wegfallen.

    Insbesondere der Übergang zur Elektromobilität erfordere hohe Vorleistungen und gehe mit einem sinkenden Beschäftigungsbedarf einher: „Eine schwache Weltwirtschaft, die anhaltende Inflation, entstanden unter anderem durch gestiegene Kosten bei Energie und Rohstoffen, sowie negative Wechselkurseffekte verschärfen die Situation.“

    https://www.budapester.hu/wirtschaft/magischer-exportrekord-im-visier/

    Aber auch der Ölpreis zeigt im Moment keine Expansion an. Trotz Winterzeit (höhere Nachfrage) und Förderkürzungen der OPEC hat sich der Ölpreis vom 18.09.23 von knapp 95 $ auf jetzt ca. 76 $ verringert.

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  2. Hinzu kommen neue Konflikte, die ebenfalls die Weltwirtschaft negativ beeinflussen könnten:

    Die Ereignisse in der Karibik zeigen: In Lateinamerika verlieren traditionelle Ölnationen wie Venezuela den Anschluss, neue Produzenten wie Guyana steigen auf.

    Guyana, bislang eines der ärmsten Länder der Welt, exportiert Öl in wachsendem Umfang. Schon 2025 könnte das Land, das weniger als einer Million Einwohnern zählt, mehr ins Ausland verkaufen als die vier traditionell wichtigsten Ölförderer Südamerikas zusammen. Damit würde das Land von der Größe Rumäniens zum Big Player, nämlich gerechnet pro Kopf zum größten Ölexporteur der Welt.

    Das schafft Begehrlichkeiten: Beobachter des von Venezuela künstlich angefachten Konflikts schließen nicht mehr aus, dass Maduro auch militärisch versuchen könnte, sich die rohstoffreiche Region Guyanas einzuverleiben.

    https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/oel-suesuedamerika-gewinnt-weltweit-an-bedeutung-als-oellieferanten-damerika-gewinnt-weltweit-an-bedeutung-als-oellieferanten/100001678.html

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  3. So bereitet China den Auto-Tsunami vor

    Während westliche Autobauer in den Corona-Jahren ihre Investitionen massiv zurückgeschraubt haben, hat die junge chinesische Konkurrenz die Gunst der Stunde genutzt. Sie zog eine riesige Autofabrik nach der anderen hoch. Für den inländischen Markt sind die bei Herstellern wie BYD, NIO und Geely entstehenden Produktionskapazitäten zu groß. Viele Werke sind Insidern zufolge nur zur Hälfte ausgelastet, manche noch geringer. Doch neueste Satellitenbilder von LiveEO suggerieren nun, dass ein sehr viel größerer Plan dahinter steckt. China will den globalen Markt in den nächsten Jahren mit Abermillionen von Autos überschütten – vor allem mit batteriebetriebenen.

    https://www.wiwo.de/technologie/wirtschaft-von-oben/wirtschaft-von-oben-240-neue-auto-supermacht-so-bereitet-china-den-auto-tsunami-vor/29535016.html

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  4. Dazu gehört aber auch folgende Meldung, wenn sie stimmt:

    Autofriedhöfe in China: Tausende neuer Elektroautos rotten einfach vor sich hin

    https://www.merkur.de/wirtschaft/neu-parkplaetze-autofriedhoefe-verrotten-zulassungszahlen-byd-tesla-china-elektroauto-92348464.html

    Das würde bedeuten, dass es bereits jetzt eine versteckte Überkapazität gibt, die ihre Abnehmer noch sucht. Irgendwann werden und müsse solche Fahrzeuge auch zu Spottpreisen in Europa auftauchen, ohne die Fahrzeuge, die die chinesischen Autobauer bereits heute noch zusätzlich produzieren könnten. Deswegen befindet sich gerade die oberste EU-Bittstellerin mit ihren Gefolgsleuten in China.

    Man kann Audi, VW, Mercedes und BMW nur viel Glück wünschen, wenn das passiert. Von diesen Firmen hängen allerdings noch deutlich mehr andere Arbeitsplätze in den Regionen ab. Die deutsche Automobilindustrie befindet sich allerdings in einer Zwickmühle, denn sie will mit ihrer Produktion in China einen großen Teil vom chinesische Inlandsmarkt weiterhin behalten. Wenn die deutschen Autobauer sich zu unkooperativ zeigen sollten, könnte China schnell neue bürokratische Hindernisse erfinden, um Druck auszuüben. Mittlerweile ist für Deutschlands Automobilindustrie der Markt in China wichtiger als in Europa! Am Ende könnte es ganze Regionen in Europa vor nicht lösbare Probleme stellen.

    Hoffen können wir jedoch, dass alles anders ist und kommt.

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  5. „Da sind wir nicht auf Augenhöhe mit internationalen Wettbewerbern“

    ZF-Vorstand (Anm. von mir: großer deutscher Zulieferer) Stephan von Schuckmann sieht chinesische Autokonzerne der europäischen Konkurrenz weit voraus – und sorgt sich um die Standorte seines Konzerns in Deutschland.

    https://www.wiwo.de/my/unternehmen/auto/zf-vorstand-schuckmann-da-sind-wir-nicht-auf-augenhoehe-mit-internationalen-wettbewerbern/29541338.html

    Er meint, bei den Elektrofahrzeugen! Die anderen machen wir in Europa ja gerade platt!

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  6. Chinas “kleine Riesen” setzen Europas Hidden Champions unter Druck

    Die europäischen Autobauer haben es schon heute in China schwer. Mit gezielter staatlicher Förderung und erleichterten Börsenregeln versuchen die Mächtigen in Peking nun auch kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Ausland anzugreifen. Eine Warnung.

    Sie werden außerdem in Fragen des geistigen Eigentums unterstützt – und vor allen Dingen auch finanziell gefördert. …… die Unterstützung fließt aus staatlichen Fonds und über günstige Kredite chinesischer Banken, die die “Kleinen Riesen” in eigens dafür geschaffenen Abteilungen beraten.

    Auch auf den Aktienmärkten können die Firmen dank vereinfachter Zugangsvoraussetzungen leichter Kapital einsammeln.

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    1. Chinas Streben nach eigenen Hidden Champions fordert nicht nur deutsche, sondern auch europäische Firmen heraus. Sie könnten in China und weltweit Marktanteile verlieren. Die wichtigsten Exportwaren aus der EU nach China sind Maschinen und Fahrzeuge, insgesamt exportiert Europa Güter im Wert von 230 Milliarden Euro dorthin. Etwa 40 Prozent davon könnten durch chinesische Wettbewerber bedroht sein.

      Die chinesische Industriepolitik verschränkt geschickt staatliche Lenkung und die Nutzung von Marktmechanismen. Das schwer zu analysierende Geflecht macht es politischen Akteuren oft schwer, ihre Forderungen nach fairen Wettbewerbsbedingungen gegenüber chinesischen Gesprächspartnern mit konkreten Daten zu untermauern.

      https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/china-chinas-kleine-riesen-setzen-europas-hidden-champions-unter-druck-a-5cec1d5c-da03-4742-be08-10b35652446e

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  7. Beispiel Elektromotoren bei Audi:

    Audi versucht es nicht länger alleine. Der Ingolstädter Premiumhersteller wird stattdessen in Zukunft mit einem Autobauer aus China eng zusammenarbeiten. Erstaunlich: Dabei geht es offenbar weniger darum, dass die Chinesen von Audi lernen, sondern dass der deutsche Hersteller mit neuen E-Autos auftrumpfen kann.

    Hinter der Zusammenarbeit stehen allerdings herbe Probleme bei Audi. Der E-Auto-Absatz (auch der vom Mutterkonzern VW) der Ingolstädter in China lässt zu wünschen übrig. Mit Plug-In-Hybriden zieht man sich sogar komplett aus dem wichtigsten Automarkt der Welt zurück. Während man bei Audi auf die verspäteten VW-Plattformen und Software-Innovationen wartet, droht dieser Markt verloren zu gehen. SAIC soll helfen, das zu verhindern.

    https://www.giga.de/news/audi-holt-sich-hilfe-china-hersteller-greift-bei-e-autos-unter-die-arme/

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    1. Damit wird auch klar, wo zukünftig bei Elektromotoren die Musik spielt. Es wird mehr sein als ein unter die Arme greifen. Wenn F+E zukünftig auch noch verstärkt in China bei Motoren stattfindet, weiß man, dass es bereits 5 nach 12 für den VW-Konzern geschlagen hat. Die Chinesen werden sich den Transfer teuer bezahlen lassen.

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