Notenbank
Leitzins klettert weiter
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Im Anschluss gab Notenbankpräsident György Matolcsy eine Pressekonferenz, auf der er die Zinsanhebung mit dem Kampf gegen die Inflation begründete, den die MNB selbstverständlich fortsetzen werde.
Der Währungsrat wurde mit seiner Entscheidung, die auf der turnusmäßigen Sitzung für die Zinspolitik am Monatsende getroffen wurde, den Erwartungen gerecht. Der Zinskorridor wurde entsprechend an die Leitzinserhöhung angepasst und erstreckt sich nun von 5,4% bis auf 8,4%. Der derzeit maßgebliche Einlagesatz steht seit Ende März bei 6,15%.
Wollen das ganze Jahrzehnt gewinnen
„Wir haben nach 2020 auch 2021 gewonnen, es wäre aber noch wichtiger, das ganze Jahrzehnt zu gewinnen“, erklärte Matolcsy. Das Problem stelle die globale Lage dar, die an kritische Zeiten der 1940er und 1970er Jahre erinnere. Die Aufgabe müsse nun lauten, Ungarns Modernisierung nachhaltig zu gestalten. Inflation, Haushalt und Leistungsbilanz seien aus den Fugen geraten. Die Regierung habe mit den Preisstopps und weiteren Maßnahmen richtig reagiert, lobte der Notenbankpräsident, der die mittlere Jahresinflation nun um 9% erwartet. Dass die Neuschulden über Jahre unter 3% gehalten werden konnten, bezeichnete er als „riesige Errungenschaft“. Nun müsse hart gestritten werden, um nicht nur die Inflation in den Griff zu bekommen, sondern auch das Haushaltsgleichgewicht wiederherzustellen.
Das entscheidende Ziel für mehr Wettbewerbsfähigkeit sei die Produktivitätswende, für die aber auch das Beschäftigungsniveau stabilisiert und eine neue Steuerreform umgesetzt werden müsse. „Wir müssen die Grundpfeiler einer zweiten Steuerreform einschlagen, die grün, digital und auf Umsatzsteuern konzentriert sein muss“, erklärte Matolcsy. Ohne die Unterstützung der Wirtschaftspolitik werde die MNB den Kampf gegen die Inflation und für die besagten Ziele nicht erfolgreich führen können. Deshalb sollte die Regierung zu einer Wirtschaftspolitik zurückkehren, die sich an den Gleichgewichten orientiert. Sein fachlicher Stab habe bereits mit der Ausarbeitung eines Papiers begonnen, das in einem zweijährigen Stabilisierungsprogramm münden soll.
Internationale Faktoren hinter der Inflation
„Wir sind entschlossen, den Zyklus der Zinserhöhungen fortzusetzen“, gab MNB-Vizepräsident Barnabás Virág im Anschluss an György Matolcsy bekannt. Die Zinsen werden so lange steigen, bis die Erwartungen wieder im Umfeld von 3% verankert seien. Die Inflation erreichte im März 8,5%, die Kerninflation aber sogar 9,1%, wobei unverändert internationale Faktoren dominieren. Die Preiserhöhungen der Wirtschaftsakteure fielen im I. Quartal ungewohnt kräftig aus, was natürlich auch mit der belebten Binnennachfrage zusammenhänge. Die steigenden Rohstoffkosten werden auch in den kommenden Monaten schnell in die Verbraucherpreise einfließen, die Inflation wird im April über 9% steigen und im Gesamtjahr „im oberen Drittel“ des im jüngsten Inflationsbericht prognostizierten Intervalls (7,5-9,8%) angesiedelt sein. Der Ukraine-Krieg könnte daran nach aktueller Einschätzung der MNB mit 2,5-3 Prozentpunkten beteiligt sein. Die Inflation wird erst 2023 spürbar sinken, das Wachstum im laufenden Jahr näher an 4,5% als an 2,5% gelangen.

Virág bekräftigte die Absicht der MNB, die Differenz zwischen dem Leitzins und dem Einlagensatz systematisch auszulöschen. Bei den Zinserhöhungen der kommenden Monate würden drei Themen den Ausschlag geben: Ukraine-Krieg, Frage der Gleichgewichte und Ausgang der Verhandlungen bezüglich EU-Geldern.
Spitze nun bei 7% erwartet
Analysten erwarten die Leitzinsspitze gegen Jahresmitte bei 7%. Die MNB habe mit dem Dilemma zu kämpfen, dass überzogene Zinsanhebungen die Konjunktur abwürgen könnten. Ohne neue Schocks wird die Angleichung des Einlagesatzes an den Leitzins im Mai wie zuletzt fortgesetzt, ehe im Juni der aktualisierte Inflationsbericht ansteht.