Wirtschaftsminister
Kreditmarkt quasi ausgetrocknet
Diese Ansage machte Wirtschaftsminister Márton Nagy auf einer Fachkonferenz des Wirtschaftsportals portfolio.hu am Donnerstag.
Die staatlichen Programme, unter denen der Minister das Baross-Programm für Reindustrialisierung hervorhob, dürften das BIP um 1-1,2 Prozentpunkte anheben. Nagy wies zugleich Kritiken (der Notenbank) zurück, das solcherart stimulierte Kreditgeschäft der Unternehmen würde den Kampf gegen die Inflation behindern und einer strengen Geldpolitik zuwiderlaufen. Die hohe Inflationsrate habe den Kreditmarkt praktisch ausgetrocknet.
Das Land habe die „Energiefalle“ inzwischen hinter sich gelassen, werde jedoch 2023 (und 2024?) durch hohe Zinsen weiter unter Druck gehalten. Der maßgebliche Leitzins dürfte sich nach 10% im vorigen Jahr in 2023 im Durchschnitt um 16% bewegen. Dadurch steigt der Schuldendienst von zuletzt knapp 3% im kommenden Jahr voraussichtlich bis auf 4% am BIP. Neben den Kosten der gestützten Kredite von 500 Mrd. Forint kämen hier Mehrausgaben von 1.000 Mrd. Forint auf den Staat zu.
Bei dermaßen hohen Zinsen nimmt die Bevölkerung praktisch keine Kredite mehr auf, und auch bei den Unternehmen sind die Aktivitäten dramatisch gesunken. Einzig bei Eurokrediten gab es zu Jahresbeginn einen Anstieg um ein Viertel; nur sei fraglich, ob diese Konstruktionen ausreichend gedeckt seien.
Der Staat hält die Kreditzinsen bei Ausreichungen über die Széchenyi-Karte für KMU bzw. im Rahmen des Baross-Programms bei 5% für Forint-Darlehen und 3-3,5% für Eurokredite. Die Kreditanträge der KMU erreichen mit 800 Mrd. Forint bislang die Hälfte des Széchenyi-Programmrahmens, während der „Reindustrialisierungsbedarf“ mit 1.200 Mrd. Forint längst über den eigentlichen Rahmenbetrag von 1.000 Mrd. Forint hinausreicht.
