Einzelhandel
Konsum vom Wasser unterspült
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Wie das Zentralamt für Statistik (KSH) am Donnerstag informierte, legte das Einzelhandelsvolumen im September nur noch um 1,7% zu. Das ist die schwächste Dynamik seit Februar. Das zu laufenden Preisen auf 1.570 Mrd. Forint geschätzte Volumen bedeutet gegenüber dem Vormonat ein saisonal und nach Kalendertagen bereinigtes Minus von 1,4%.
An den Tankstellen setzt sich die Lethargie verstärkt fort (-5%); die Pläne der Regierung, die Autofahrer im kommenden Jahr noch kräftiger zu schröpfen, verheißen für dieses Segment nichts Gutes. Das Lebensmittelsegment (+1,5%) wuchs so kraftlos wie seit Jahresanfang nicht mehr erlebt. Im Kontrast dazu legte der Handel im Nonfoodsegment im September um starke 5,7% zu, bei Bekleidung sogar zweistellig. Der Onlinehandel, dessen Anteil das KSH aktuell auf knapp 8,5% ansetzt, verzeichnete ebenfalls einen zweistelligen Zuwachs (um 11%).
In den ersten neun Monaten ist das Einzelhandelsvolumen um 2,7% gestiegen, an den Tankstellen um 0,6%, im Nonfoodsegment um 2,3% und im Lebensmittelhandel um 3,8%.
Wie bereits bekannt, stiegen die ungarischen Einzelhandelsumsätze im Vorjahresvergleich um 1,7 %. Allerdings ist das kein positives Zeichen, da die Industrieproduktion gleichzeitig um 7,2% (saisonal bereinigt um 5,4 %) zum Vorjahr gesunken ist. Der Anstieg ist wohl überwiegend durch die Inflation verursacht, die dazu führte, dass mehr Geld für den täglichen Bedarf ausgegeben wurde.
Hinzu kommt, dass der ungarische Forint deutlich zu fallen begann und mit 412 Forint für einen EUR ein vermutlich vorläufiges Zweijahreshoch erreichte. Derselbe Trend war beim Dollar-Forint-Wechselkurs zu beobachten. Ein Euro könnte 2025 etwa 500 Forint nach Ansicht von „sogenannten“ Experten kosten, die die Zukunft der ungarischen Wirtschaft und des Forints auf der Konferenz „Portfolio Investment Day 2024“diskutierten.
Die Wirtschaftspolitik Trumps würde laut den „Experten“ ein dreimal so großes Haushaltsdefizit verursachen wie das von Harris. Die Folge wären höhere Zinsen, die Geld aus Schwellenmärkten wie Ungarn und der gesamten mitteleuropäischen Region abziehen würden.
Im Handelsbereich könnte Trump neue Handelskriege (Zölle) anzetteln, die auch Europa schaden und den Dollar stärken würden. Das würde die chinesische Wirtschaft massiv treffen, aber auch die europäische Wirtschaft. Die Chinesen werden versuchen, ihre Waren auf den europäischen Markt umzulenken, was die europäische Industrie und die Arbeitsplätze massiv unter Druck setzen würde. Also wird Europa ebenfalls Zölle vermehrt einführen.
Péter Virovácz, ein führender Analyst der ING Bank, sagte, dass der Dollar-Euro-Kurs bis Mitte 2025 bei 0.98 liegen könnte, was zu einem Euro/Forint-Kurs von über 500 führen würde. Das würde meiner Ansicht nach die ungarischen Importpreise stark erhöhen und zu einem deutlichen Anstieg der Inflation führen.
Und was sagt nun die ungarische Regierung in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns? Ungarns übermäßige Abhängigkeit von der deutschen Wirtschaft zeige, dass die Politik der wirtschaftlichen Neutralität der Regierung die richtige Lösung sei, sagte das Ministerium. Ungarn müsse seine Wirtschaftsbeziehungen mit dem Osten weiter stärken, wo die Wirtschaft viel schneller wachse als im Westen, der mit Wettbewerbsproblemen kämpfe, fügte es hinzu.
Ist das ernst gemeint? Ich rate der ungarischen Regierung mal die Scheuklappen abzulegen und sich intensiv mit Chinas Wirtschaft zu befassen, wo eine riesige subventionierte Überproduktion keine Käufer findet, der Immobilienmarkt bis auf Weiteres keine Anzeichen auf eine Erholung erkennen lässt, die Konsumnachfrage der Verbraucher schon vor vielen Monaten eingebrochen ist und keine Belebung erkennen lässt, weil kein Vertrauen in die chinesische Wirtschaft vorhanden ist, wo die von der chinesischen Regierung veranlassten Konjunkturbelebungspakete allgemein als viel zu gering angesehen werden, um etwas verbessern zu können, die Jugendarbeitslosigkeit weit über 20 % liegt und wo das Land von einer Kapitalflucht ausländischer Investoren und einer allgemein fehlenden Investitionsbereitschaft heimgesucht wird, um nur einige Probleme Chinas zu benennen.
Das Land befindet sich in einer der größten wirtschaftlichen Krise der neueren Geschichte und ein Ausweg ist bis heute nicht zu erkennen. Ich kann es einfach nicht glauben, dass intelligente Menschen so die Realität negieren können. Ich kann nur vermuten, dass man mit der o.a. Aussage nur die Verantwortung für die eigene Wirtschaftspolitik verschleiern will, denn diese Ansiedlungspolitik hat niemand anderes betrieben als die jetzige Regierung.