Bruttoinlandsprodukt
Industrie ein schwerer Klotz am Bein
Das Zentralamt für Statistik (KSH) bekräftigte am Dienstag die Vorabdaten, wonach die Wirtschaft zum ersten Mal seit Anfang 2023 wieder schrumpfte. Im II. Quartal fielen insbesondere das verarbeitende Gewerbe (-3,7% auf Jahresebene) und allgemein die Industrie (-2,4%) zurück. Dahinter steht der Absatzeinbruch bei Elektroautos, der gleich zwei Standbeine der ungarischen Volkswirtschaft in Mark und Bein trifft. Wegen der Dürre rechnete das KSH bereits im Frühsommer ein Minus der Landwirtschaft von 5,2% ab, welches im Herbst womöglich noch größer ausfallen wird. Der breit aufgestellte Dienstleistungssektor konnte seine Wertschöpfung um 2,4% erhöhen, wozu Tourismus, Kultur und Unterhaltungsbranche sowie Gesundheitswesen überragend beitragen konnten. Im Bauwesen setzte sich der Aufschwung ebenfalls dynamisch fort (+6,2%).
Investitionsquote stürzt ab
Auf der Verwendungsseite hoben der Privatverbrauch (+4,2%) und letztlich auch der Inlandsverbrauch (+2,7%) das BIP im Frühsommer an, im Außenhandel fielen die Nettoexporte noch leicht ins Gewicht, während die Investitionen regelrecht abstürzten (-15,4%). Die Investitionsquote ist von den auch international beachtlichen 28% im Vorjahr auf rund 25% abgestürzt; gemessen an den Spitzenwerten von 2019 und auch wieder 2022 wird zu vergleichenden Preisen ungefähr ein Drittel weniger investiert.
Zwei Prozent eher illusorisch
Die Regierung hat ihre Wachstumsprognosen für 2024 bereits deutlich zurückgenommen: Ein BIP-Zuwachs von 2% gegenüber 2023 wäre im Moment schon Gold wert, realistischer erscheint jedoch die Annahme von 1,5%. Für das kommende Jahr mehren sich derweil die Stimmen, wonach auch 2025 keine Rückkehr zu den von der Wirtschaftspolitik offiziell angestrebten 4% erwartet werden darf.