Getreidekrise
Importverbot verfehlt sein Ziel
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Im Info-Radio kritisierte Zsófia Pótsa das Argument der Regierung, der Importstopp für ukrainisches Getreide sei mit Rückständen von Pestiziden in großen Liefermengen zu rechtfertigen. „Wir haben diese Entscheidung von Anfang an abgelehnt, wobei das Agrarressort unseren Standpunkt kennt, da wir an mehreren Konsultationen beteiligt waren.“ Die in der Getreideverarbeitung aktiven Wirtschaftsakteure lehnen jede Maßnahme ab, die den freien Markt beeinträchtigt. Schon die Exportauflagen 2022 hätten ihr Ziel verfehlt, das aktuelle Importverbot sei erneut eine politische Entscheidung, auf die man am besten mit Fakten reagiert. Bei Mais fiel die Ernte mit 2,8 Mio. t so gering wie nie aus; der Inlandsbedarf kann mit diesem Volumen nicht gedeckt werden. Die Branche begann deshalb, das Defizit mit ukrainischen Importen auszugleichen. Es fehlten aber immer noch 500.-700.000 Tonnen, wenn nicht der Bedarf eingeschränkt werden soll. Derzeit seien die Lager noch prall gefüllt, im Hochsommer könnten sich die Engpässe aber bemerkbar machen.
Der abrupt beschlossene Importstopp habe viele Händler schwer getroffen. Der Verband bestreitet nicht, dass in der ukrainischen Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel und Verfahren zur Anwendung gelangen, die in der EU nicht mehr zugelassen sind. Den niedrigeren Produktionskosten sollte man aber gegenüberstellen, dass ukrainische Bauern ohne EU-Beihilfen auskommen müssen. Händler und Mühlen holten die Ware jedenfalls im Rahmen eines kontrollierten Imports ins Land, was Ware von unzureichender Qualität eigentlich ausschließen müsste. „Das Agrarministerium hat nur drei Fälle benannt, bei denen die Behörden im Verlauf einer mehrwöchigen Kampagne mit Mykotoxin verschmutzten Mais entdeckten.“ Diese Positionen seien so gering, dass man daraufhin nicht behaupten könne, hier drohten Tiere und Menschen vergiftet zu werden. Der MGTKSZ begrüßt staatliche Beihilfen für die Landwirte, ohne deshalb die Interessen der Händler, Tierzüchter und Verbraucher aus den Augen zu verlieren.
