Forschung
Ganz ohne Lithium
Attila Steiner, Staatssekretär für Energie- und Klimapolitik im Energieministerium (M.l.), betonte, dass die Zusammenarbeit im Energiebereich immer wichtiger wird. Die erste Batterie auf Natrium-Schwefel-Basis in Ungarn ist Ergebnis einer 2021 angekündigten Ausschreibung. Lag die installierte Kapazität bei Solarenergie in Ungarn vor drei Jahren noch bei etwa 3.000 MW, hat sich diese Zahl mittlerweile verdoppelt – dieses Ziel sollte eigentlich erst 2030 erreicht sein. Zu Beginn des nächsten Jahrzehnts könnten die installierten Kapazitäten bereits auf 12.000 MW steigen. An manchen Tagen ist das Land bereits in der Lage, seinen Strombedarf mit Solar- und Atomenergie zu decken und zeitweise sogar Stromexporteur.
Alternative Technologien nötig
Netze und Energiespeicher spielen im Bereich der erneuerbaren Energien eine immer wichtigere Rolle. Neben der Lithium-Energiespeicherung werden auch alternative Technologien benötigt. Eine Möglichkeit ist die Batterie auf Natrium-Schwefel-Basis, die wegen der Energiesouveränität des Landes von großer Bedeutung ist. Eine Ausschreibung im Volumen von 62 Mrd. Forint wird zum Ausbau der industriellen Energiespeicherkapazitäten beitragen. Ákos Horváth, Generaldirektor des HUN-REN Energieforschungszentrums (EK, M.r.), sagte: „Im Bereich der erneuerbaren Energien werden neue Technologien benötigt; die Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstituten, Universitäten und Industriepartnern ist bei dieser Forschung unverzichtbar.“
Die Lieferung der ersten Batterie auf Natrium-Schwefel-Basis in Ungarn wurde durch die Zusammenarbeit von MVM mit dem Forschungsnetzwerk HUN-REN und dessen Forschungszentrum für Energiewissenschaften, der TU Budapest und der Pannon-Universität sowie dem japanischen Produktionspartner NGK Insulators Ltd. möglich.
Der Staat unterstützte das Vorhaben mit 500 Mio. Forint. Roland Jakab, CEO des Forschungsnetzwerks HUN-REN (l.), wies darauf hin, dass die innovative Speicherung elektrischer Energie die Klimaneutralität Ungarns fördere. Erneuerbare Energie wird oft nicht bei Bedarf erzeugt, weshalb eine Speicherkapazität von mehreren Stunden erforderlich ist. Dies ist einer der Gründe, warum die auf der Natrium-Schwefel-Technologie basierende Batterie, die aus Materialien mit geringen spezifischen Kosten besteht und im Vergleich zu anderen Energiespeichern relativ günstig ist, von großer Bedeutung sein kann.
Lange Lebensdauer, geringe Wartungskosten
Da Elektroden von Natrium-Schwefel-Batterien (NA-S) aus flüssigem Natrium und Schwefel bestehen, werden sie bei einer hohen Temperatur von 290-360°C betrieben. Ihr Vorteil ist, dass ihre Bestandteile Schwefel, Natrium und Aluminiumoxid, im Gegensatz zu Lithium, reichlich vorhanden sind. Sie zeichnen sich durch eine lange Lebensdauer von bis zu 20 Jahren und geringe Wartungskosten aus. Immer mehr Länder interessieren sich für die Technologie, und auch das Spektrum der Einsatzgebiete erweitert sich.
Die von der japanischen NGK Insulators Ltd. – vertreten durch ihren Vizepräsidenten Saito Hideaki, hergestellte Batterie und die dazugehörigen Wechselrichter der Schweizer Indrivetec AG trafen noch im Februar auf dem Gelände des Forschungszentrums, dem KFKI-Campus, ein. Nachdem die Batterie und die Wechselrichter miteinander sowie mit dem Strom- und Kommunikationsnetz vor Ort verbunden und in Betrieb genommen wurden, beginnt im Juli die Erprobung des Energiespeichers, die bis zum Jahresende andauert. Der Energiespeicher zu Demonstrationszwecken ermöglicht die Speicherung von 1,45 MWh Strom.