Löhne
Freier Markt zurückhaltender
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Laut Zentralamt für Statistik (KSH) soll ein Vollzeitbeschäftigter in Ungarns Volkswirtschaft im März im Durchschnitt bereits mehr als 650.000 Forint brutto im Monat verdient haben. Aus dieser Zahl wird ein Lohnanstieg von 13,9% berechnet, netto (rund 450.000 Forint) waren es derweil „nur“ 13,7%. So absurd diese Zahlen auch sind, kalkuliert das KSH daraus doch den Reallohnzuwachs. Dieser schoss im dritten Monat des Jahres – in Anbetracht der auf 3,6% gesunkenen Inflation – auf 9,9% in die Höhe.
Median bei einer halben Million
Weil die Regierungs-PR und das Wirtschaftsressort mit diesen Zahlen arbeiten, muss es Fachminister Márton Nagy jeden Monat aufs Neue enttäuschen, dass im Einzelhandel von diesem „realen“ Zuwachs kaum etwas ankommt. Seit dem KSH seine lebensferne Lohnstatistik nach anhaltenden Kritiken von Ökonomen selbst unangenehm aufstieß, begann man den Medianlohn zu publizieren. Dieser erreichte im März brutto 510.000 Forint, woraus sich (einschließlich Vergünstigungen) netto 355.000 Forint (920 Euro) ergeben. Das ist der realistische Betrag, über den ein Durchschnittsungar mit Vollzeitbeschäftigung aktuell monatlich verfügen kann.
Wirbel wegen der Pädagogen-Bezüge
Die Lohnstatistik wird einmal mehr durch staatliche Eingriffe verzerrt. Weil die Bezüge der Pädagogen zu Jahresbeginn um ein gutes Viertel aufgestockt wurden, geht die Lohndynamik im öffentlichen Dienst derzeit wieder „durch die Decke“ (+17,5%). Im Wettbewerbssektor zeigen Lohnerhöhungen um 13% im I. Quartal, aber nur noch 12,5% im März den unverändert verhaltenen Optimismus der Wirtschaftsakteure an. Bekanntlich wurde der Mindestlohn bereits ab Dezember um 15% hochgeschraubt, welchen Effekt die Firmen nur halbherzig an ihre Mitarbeiter in den höheren Lohngruppen weitergeben.