Rentenreform
Finanzministerium erteilt Absage
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Das Finanzministerium hat bestätigt, dass es keine Pläne zur Reform des Rentensystems gibt. Entgegen ursprünglicher Zusagen unterstütze die Regierung die von unabhängigen Experten ausgesprochenen Empfehlungen nicht, berichtet die linke Zeitung „Népszava“ unter Berufung auf Informationen aus dem Ministerium. Das Ausbleiben einer Umgestaltung des Rentensystems lasse sich teils auf politische Risiken im Hinblick auf die Wahlen 2026 zurückführen. Der Ökonom András Simonovits glaubt, dass die Regierung den mit Reformen verbundenen Popularitätsverlust nicht in Kauf nehmen will. Besonders die Frage der 13. Monatsrente war in der Vergangenheit ein Zankapfel der Politik.
Ohne Reform droht ein Verarmen
Auch die OECD warnt, dass die Frühverrentung und das Frauen-40-Programm überarbeitet werden müssten, um die Nachhaltigkeit der Rentenkassen zu gewährleisten. (Das Programm Frauen-40 ist weltweit einmalig, gewährt es doch Frauen bereits nach 40 erbrachten Arbeitsjahren den vollen Rentenanspruch ihrer Altersrente, also ohne jegliche Abzüge schon vor Vollendung des 65. Lebensjahres.) Die ungarische Regierung verpflichtete sich vor Jahren gegenüber der EU-Kommission zu Reformen des Rentensystems, um Mittel aus dem Corona-Wiederaufbaufonds zu erhalten. Der Reformstau kann nicht unabhängig davon betrachtet werden, dass Brüssel Ungarn aus besagtem Fonds noch keinen einzigen Cent gewährt hat.
Durchschnittsrente schon heute zu knapp
Experten befürchten, dass das derzeitige System ohne Reformen die Verarmung älterer Menschen weiter verstärken wird. Die durchschnittliche Rente beträgt derzeit lediglich 230.000 Forint (ca. 585 Euro). Zu Beginn des Jahres bezogen rund 200.000 Rentner monatliche Bezüge von weniger als 100.000 Forint, eine relative Mehrheit von einer Viertelmillion betagter Menschen um 165.000 Forint. Nahezu 1,5 Mio. Ungarn bezogen weniger als die statistische Durchschnittsrente. Weit weniger als eine halbe Million Ungarn durften Rentenansprüche von monatlich 300.000 Forint und mehr geltend machen.