Inflation
Faustdicke Überraschung
Am Dienstag hielt das Zentralamt für Statistik (KSH) ausnahmsweise eine positive Überraschung bereit. Die Inflationsrate sank von zuletzt 4,1% auf 3,4%. Gegenüber dem Juli bewegten sich die Preise quasi nicht vom Fleck. Der anhaltende Anstieg bei Dienstleistungen (+0,4%) wurde durch sinkende Preise für Bekleidung (-1,3%), Energie (-0,1%) und Kraftstoffe (-0,8%) ausgeglichen. Die Kerninflation legte derweil noch um 0,2% zu und liegt mit 4,6% ähnlich hoch wie im Vormonat.
Schmuck nicht die cleverste Geldanlage
Im Jahresvergleich hat sich der Preisanstieg bei den Lebensmitteln auf 2,4% verlangsamt. Extrem teurer wurde Mehl (+27,5%), aber auch Schokolade und Kakao (+10,5%), Essen im Restaurant (+8%), Obstsäfte (+6,5%) und Speiseöl (+5,5%) sind heute spürbar teurer als vor einem Jahr. Neben dem Lebensmitteleinkauf lohnt sich heute relativ zur durchschnittlichen Inflationsrate noch das Shoppen langlebiger Konsumgüter. Allerdings ist es ganz und gar nicht gleichgültig, ob man den Spargroschen in Gebrauchtwagen (-6,5%) anlegt oder dafür Schmuck (+9%), Neuwagen (+6,5%) oder Möbel (um 2%) kauft.
Absolut günstiger kauft der Ungar heute seine Haushaltsenergie (-4,5%) und Kraftstoffe an der Tankstelle (-3%) ein. Teurer wurden Tabakwaren und Spirituosen (+4%), Textilien (+4,5%), aber vor allem Dienstleistungen (+9,5%). Insbesondere die für alle Leistungen rund ums Wohnen und ums Auto aufgerufenen Preise haben zweistellig angezogen: Hier steckt ein Großteil der Erklärung, warum die angeblich steigenden Reallöhne nicht bei der breiten Bevölkerung „ankommen“, die ihr nach Begleichung der brutal gestiegenen Miete oder Werkstattkosten verbliebenes Geld zusammenzuhalten versucht.
Neuer Spielraum beim Leitzins
Deshalb kann die durchaus gute Nachricht von der niedrigsten Inflationsrate seit Anfang 2021 (dem Beginn einer über zwei Jahre hinweg bis auf 25% eskalierenden Inflationskurve) nicht über die weiterhin gegebenen Risiken hinwegtäuschen. Im Übrigen rechnen die Experten (nicht nur der Notenbank) in den verbleibenden Monaten bis zum Jahresende mit einer eher wieder steigenden Inflationsrate. Wurden aufgrund der Basiseffekte zu Jahresbeginn noch mehr als 5% für den Dezember eingepreist, sind es aktuell aber „nur“ noch 4-5%. Damit eröffnet sich neuer Spielraum für die Währungshüter, den Leitzins ein wenig mutiger zu senken (solange der Forint nicht darunter leiden muss), erst recht wenn FED und EZB mit gutem Beispiel vorangehen.