Inflation
Es geht schneller bergab
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Im Juli lagen die Verbraucherpreise noch 17,6% über dem Stand vom gleichen Vorjahresmonat, die Kerninflation schmolz auf 17,5%. Wirtschaftsminister Márton Nagy zeigte sich angesichts dieser KSH-Zahlen euphorisch.

Am Dienstag stellte das Zentralamt für Statistik (KSH) die Teuerungszahlen für den Monat Juli vor. Zwar legten die Verbraucherpreise zum Vormonat wieder leicht, um 0,3%, zu. Der dynamische Abstieg bei der Jahresinflation setzte sich jedoch fort: von 20,1% im Juni auf nunmehr 17,6% (im Falle der Kerninflation gar von 20,8% auf 17,5%). Im siebten Monat ging die Preisschere im Warenkorb jedoch ungewöhnlich auseinander. Während Lebensmittel um 0,9% preiswerter wurden (darunter Eier -5%, Milch -4,5%, Brot und Butter -4%), langlebige Verbrauchsgüter und Bekleidung durchschnittlich um 0,5% bzw. 1,5% nachgaben, zogen die Dienstleistungspreise um 1,7% (darunter für Urlaubsleistungen und die Dienste der Post um knapp ein Zehntel), der Preis für Leitungsgas um 3% und die Kraftstoffpreise an den Tankstellen um gut 1% an.

Hinter dem verblüffend anmutenden Anstieg der Energiepreise ist das Thema der „rationierten“ Verbrauchsmengen zu subventionierten Preisen zu suchen. Dass rund 100.000 Haushalte ihren Gasverbrauch nicht unter der von der Regierung festgesetzten „Durchschnittsmenge“ halten konnten, ist nun auch in den Statistiken angekommen. Damit haben sich die Energiepreise insgesamt zum ersten Mal seit November wieder erhöht, um gut 1%.
Kraftstoffe verdrängen Lebensmittel
Bei der Jahresinflation bleibt die Energie der größte Preistreiber (+35,7%), wobei Leitungsgas sogar um 47,2%, Flaschengas um 41,6% und Strom um 26,0% teurer wurden. Über der durchschnittlichen Inflationsrate liegen weiterhin noch die Lebensmittelpreise (+23,1%). Eier, Milchprodukte und Kaffee kosten heute ungefähr 30% mehr, als vor einem Jahr, Brot und Backwaren sowie Butter zogen um ungefähr ein Viertel im Preis an. Nicht zuletzt wegen des amtlichen Preisdiktats ist der Preis für Mehl und Speiseöl jenem vom vorigen Sommer noch am ähnlichsten.
An die Stelle der Lebensmittel als zweitgrößter Preistreiber könnten schon im August die Kraftstoffe gelangen, die im Juli bereits um 21,5% über dem Vorjahresniveau rangierten. Tabakwaren und Spirituosen wurden um 14,5% teurer, darunter kostet Alkohol heute ein Fünftel mehr. Auch im breiten Segment der Dienstleistungen ist die Inflation über den Berg, im Juli erreichte der Anstieg noch 14,5%. Rund um den Pkw verteuerten sich die Leistungen freilich um 20-25%, für Urlaub, Sport und Museen um ein Fünftel. Bei den langlebigen Verbrauchsgütern ist die Luft erst recht raus (+3,5%), nur noch die Preise für Küchenmöbel und Heizungstechnik legen zweistellig zu. Unter sonstigen Artikeln bereitet der Einkauf von Tierfutter (+40%) am wenigsten Freude; daneben wurden noch Waschmittel und Kosmetik mit einem Drittel bis zu einem Viertel höheren Preisen zu Luxusgütern.
Euphorischer Minister
„Die Regierung bricht die Inflation“, kommentierte Wirtschaftsminister Márton Nagy die neuesten KSH-Zahlen. Gemessen am Preishoch im Januar sei die Teuerung mittlerweile um ein Drittel abgeflacht. Daran hätten die sinkenden Lebensmittelpreise großen Anteil, deren Teuerungsdruck dank der von Seiten der Regierung konsequent umgesetzten Maßnahmen sogar halbiert werden konnte. „Wir erleben eine Zeit dynamisch sinkender Inflationszahlen“, jubelte Nagy.
Die Analysten sind sich derweil einig, dass die Jahresinflation am Jahresende (sehr wahrscheinlich spätestens im November) in den einstelligen Bereich zurückkehrt. Es gibt nun die erste Prognose, wonach die Rate im Dezember bis auf 6% (!) fallen könnte.
Nicht der Preisanstieg sollte sich verringern, sondern die Preise!