Die Regierung erhofft sich von dem neuen Programm ein breiteres Angebot am Wohnungsmarkt. Foto: BZ/ Jan Mainka

„Otthon Start“ am Start

Erste Kreditverträge am 1. September

Allgemein nehmen die Immobilienpreise weiter zu, die spezifischen Preise für Immobilien, die für das Kreditprogramm „Otthon Start“ in Frage kommen, sinken derweil.

Zumindest behauptet das der Staatssekretär des Ministerpräsidentenamtes, Miklós Panyi. Der schrieb in den Sozialmedien unter Berufung auf das Fachportal ingatlan.com: „Während die Opposition und ihre Propaganda Preiserhöhungen von 20-40% sehen wollen, zeigen die Fakten ein anderes Bild.“ Allerdings räumte er für Budapest und die Komitatshauptstädte „ein durchwachsenes Gesamtbild“ ein.

Eingefrorene Preise, sinkende Mieten

Panyi warnte zugleich Anbieter von Immobilien, wer den Stift zu dick ansetze, werde aus dem Programm gedrängt, die Banken würden irreale, nicht am Markt gebildete Preise nicht mit Krediten finanzieren. In der Verordnung zum Kreditprogramm „Otthon Start“ finde sich eine eigenständige Passage, um solchen Missbrauch auszuschließen. Preisberuhigend würden zudem Wohnungsbauprojekte wirken: Allein Ende August wurde ein Dutzend Projektpläne mit mehr als 10.000 Wohneinheiten bekannt. Der Bau von mehr als 4.000 Wohnungen werde demnächst als strategisch relevant für die Volkswirtschaft eingestuft. „Es wird ein ausreichendes Angebot geben, aus dem die Kreditnehmer für den Erwerb ihrer Erstimmobilie wählen können“, meinte Panyi. Die Preise am Immobilienmarkt werden auf mehrere Jahre „eingefroren“, während die Mieten schon heute spürbar sinken.

Plakatkampagne für den Kauf der ersten Wohnung. Foto: MTI/ Zsolt Czeglédi

Drei Viertel der Angebote „passen“

Zunächst einmal ist aber weniger das Angebot als die Nachfrage gestiegen, nämlich auf ein Vier-Jahres-Hoch, teilte ingatlan.com am Montag mit. Das Immobilienportal suchten im August mehr als 2 Mio. Nutzer auf, es gab 410.000 telefonische Anfragen – so viele wie seit dem Frühling 2021 nicht erlebt. Im Jahresvergleich verdoppelte sich die Nachfrage in den Komitaten Győr-Moson-Sopron und Csongrád-Csanád, in Budapest erreichte der Anstieg knapp 60%. Auf der anderen Seite wurden mehr als 30.000 neue Immobilienanzeigen aufgegeben (+17%). Überdurchschnittlich stieg das Angebot in der Hauptstadt sowie in den Komitaten Vas, Tolna und Békés. Etwa drei Viertel oder rund 100.000 offerierte Immobilien werden den Kriterien des „Otthon Start“-Programms gerecht.

Häuslebauer liebäugeln mit Nógrád

Wohnimmobilien, die den Kriterien gerecht werden, um den staatlich auf max. 3% fixierten Kredit zur Finanzierung aufzunehmen, kosten im teureren Teil der Hauptstadt (Stadtbezirke 1, 2 und 5) ca. 1,3 Mio. Forint pro Quadratmeter. In Budapest sind die Preise eher in Außenbezirken gestiegen, im 4. Bezirk auf 1,1 Mio. Forint, im 3. Bezirk auf 1,2 Mio. Forint. In den weiteren Großstädten des Landes sieht ingatlan.com eher einen moderaten Preisauftrieb bei den in Frage kommenden Immobilien. Die Quadratmeterpreise erreichen in Szeged 1,25 Mio. Forint, sind in Kecskemét über 1,15 Mio. Forint gestiegen und nähern sich in Miskolc und Debrecen 950.000 Forint an.

Das GDN-Immobiliennetzwerk sieht insbesondere in der Agglomeration der Hauptstadt steigende Preise. Ein typisches Haus mit 90 m2 Wohnfläche südöstlich von Budapest koste heute 70 Mio. Forint, gut 10% mehr als vor einem Monat. Wegen der weit günstigeren Grundstückspreise werden sich nach Ansicht der Experten immer mehr Budapester umorientieren und an Stelle einer Ortschaft im Komitat Pest Ausschau im nördlichen Nógrád halten.

Budapester fragen verstärkt Immobilien in der Agglomeration nach. Foto: GDN-Immobiliennetzwerk

Banken unterbieten sich gegenseitig

Am Montag präsentierten die Handelsbanken erste spezielle Offerten, um möglichst viele potenzielle Kreditnehmer an sich zu binden. Mehrere Geldinstitute unterbieten dabei sogar den staatlich garantierten Festzins von 3%: die Gránit Bank bietet ihren Kunden 2,85%, die CIB Bank 2,95%. Beide Banken garnieren das Angebot mit Gutschriften von 200.000 Forint. Die MBH Bank betont die Zinszuschüsse des Staates und bietet 100.000 Forint in Form von MOL-Gutscheinen an. Die Erste Bank meldete am ersten Tag des Kreditprogramms „Otthon Start“ gleich den ersten Abschluss: Ein Ehepaar in Budapest erhielt einen Kreditrahmen von 50 Mio. Forint für den Kauf einer Wohnung von 69 m2. Auch hier gibt es auf den für 3% ausgereichten Kredit eine Gutschrift von 200.000 Forint, ehrgeizige Neukunden können aber sogar 500.000 Forint „sparen“.

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