Nationalbank
Eingriff in Zinskorridor
Das Gremium verengte jedoch den Zinskorridor am oberen Ende um 450 Basispunkte auf 20,5%. Der Einlagesatz für Tagesgeld verblieb derweil bei 18%. Das untere Ende des Zinskorridors wurde bei 12,5% belassen.
Nach der deutlichen Botschaft aus der Vorwoche könnte damit ein Prozess in Gang gesetzt werden, der in den kommenden Monaten zu einer Senkung des Leitzinses führen dürfte. Notenbank-Vize Barnabás Virág hatte zuletzt eindeutig auf einen bevorstehenden Eingriff in den Zinskorridor verwiesen.
Das derzeitige Niveau des Leitzinses muss dauerhaft beibehalten werden, um sicherzustellen, dass die Inflationserwartungen verankert sind und das Inflationsziel nachhaltig erreicht wird, heißt es in der Erklärung des Währungsrats vom Dienstag. Demnach wurde die Straffung des Zinskorridors durch die stetige Verbesserung des Risikoumfelds und der Risikowahrnehmung sowie durch verringerte Risiken von Extremszenarien ermöglicht. Die MNB wird die Dauerhaftigkeit dieser Entwicklung bei ihren nächsten Zinssitzungen prüfen und auf dieser Grundlage entscheiden, ob die Zinsbedingungen für Tagesgeldinstrumente geändert werden sollen.
Inflation flaut langsam ab
Das Gremium bestätigte, dass der Verbraucherpreisindex in den kommenden Monaten sinken dürfte, unterstützt durch einen Anstieg der Basiseffekte ab Mitte des Jahres. Die Inflation dürfte 2023 zwischen 15,0-19,5%, 2024 zwischen 3-5% und 2025 zwischen 2,5-3,5% liegen.
Der Währungsrat weist darauf hin, dass das Wachstum der ungarischen Wirtschaft in diesem Jahr hauptsächlich von Faktoren der Inlandsnachfrage angetrieben werden wird. In der zweiten Jahreshälfte wird eine Belebung erwartet, die mit einem deutlicheren Rückgang der Inflation und einer Belebung der Investitionen einhergeht. Die Notenbank geht davon aus, dass das BIP 2023 um 0-1,5%, 2024 um 3,5-4,5% und 2025 um 3-4% zum jeweiligen Vorjahr wachsen wird.
Der Rückgang des Haushaltsdefizits dürfte sich in diesem Jahr mit 3,9% fortsetzen. Die öffentliche Schuldenquote könnte von 73,3% am BIP Ende 2022 auf 69% Ende dieses Jahres und auf nahezu 65% Ende 2025 schrumpfen.
Allmähliche Zinssenkung in Sicht
In den kommenden Monaten ist ein Tempowechsel beim Rückgang der Inflation wahrscheinlich, mit einem noch stärkeren Rückgang ab Mitte des Jahres, betonte MNB-Vizepräsident Barnabás Virág ebenfalls am Dienstag. Somit könnte in den kommenden Monaten auch eine allmähliche, im Voraus angekündigte Senkung des Leitzinses beginnen.
Das derzeitige Niveau des Leitzins ist angemessen, um den grundlegenden Inflationsrisiken zu begegnen. Die Ankündigung von Tagesgeldtendern in Höhe von 18% ist nach einstimmiger Auffassung des Währungsrats weiterhin gerechtfertigt. „Die Einengung des Zinskorridors ist Teil eines Normalisierungsprozesses. Wir haben uns dazu entschlossen, weil sich die Risikowahrnehmung in Ungarn deutlich verbessert hat“, erklärte Virág weiter. Die Gas- und Strompreise in Europa seien deutlich gesunken, die Gasspeicher ausreichend gefüllt, das Ende des Zinszyklus für die großen Zentralbanken in greifbare Nähe gerückt und Kapitalzuflüsse in den Schwellenländern zu beobachten. Im Inland hat sich der Devisenmarkt stabilisiert, der Markt für Staatsanleihen ist stabil, die Nachfrage nach Auktionen ist angemessen, die Zahlungsbilanz hat sich verbessert und die Einigung mit der EU ist erreicht.
