Notenbank
Ein Aufsichtsrat plaudert
Dieser Artikel ist Teil unseres Bezahl-Angebots BZ+
Wenn Sie ein Abo von BZ+ abschließen, dann erhalten Sie innerhalb von 12 Stunden einen Benutzernamen und ein Passwort, mit denen Sie sich einmalig einloggen. Danach können Sie alle Artikel von BZ+ lesen. Außerdem erhalten Sie Zugang zu einigen speziellen, sich ständig erweiternden Angeboten für unsere Abonnenten.
Das „Noch“-Mitglied im Aufsichtsrat der Notenbank, László Nyikos, gab dem liberalen Nachrichtenportal hvg.hu ein bemerkenswertes Interview. Der frühere Vizepräsident des Staatlichen Rechnungshofes (ÁSZ) zeigte sich zunächst befremdet von der Feststellung eines frischen ÁSZ-Berichts, in dem von Veruntreuung bei der MNB die Rede ist. Befremdet deshalb, weil diese Dinge im Aufsichtsratsgremium der Notenbank seit Jahren immer wieder angesprochen wurden. Der von der Jobbik 2015 in den MNB-Aufsichtsrat delegierte Nyikos merkte an, Probleme mit unkontrollierten Geldausreichungen habe es schon vor 2014 gegeben. Bekanntlich verschob die MNB unter Notenbankpräsident György Matolcsy ihre Gewinne in Stiftungen – dazu kreierte Matolcsy damals das geflügelte Wort vom „öffentlichen Geld, das seinen öffentlichen Charakter verloren“ habe.
Nyikos bezeichnete es in dem hvg-Interview als „Hungarikum“, dass der Vorstand der Notenbank alle Vollmachten an sich zog, von der Erstellung der Geschäftspläne bis zur Absegnung der Abschlüsse und Aufteilung der Dividende. Neben den an Stiftungen ausgelagerten MNB-Gewinnen waren für ihn auch die Kostenexplosionen bei zwei herausragenden Immobilienprojekten bemerkenswert: Der Postpalast kostete die Notenbank am Ende das Dreifache (48 Mrd. Forint), die eigene Zentrale das Doppelte (104 Mrd. Forint) des Kostenvoranschlags.
Als Mitglied im Aufsichtsrat liege Nyikos heute nach eigener Darstellung selbst im rechtlichen Clinch mit der Notenbank. Dessen ungeachtet würde er die Schuld für das Verschleudern der Milliardenbeträge nicht allein Matolcsy in die Schuhe schieben, denn im Vorstand saßen weitere Repräsentanten, z. B. der heutige Wirtschaftsminister Márton Nagy. Über den früheren Notenbankpräsidenten meinte Nyikos: „Früher konnte man Matolcsy abnehmen, er arbeite für das Volk. Zuletzt wollte er nur noch seine Familie glücklich machen.“
