Ein wirtschaftspolitischer Rückblick
Ehrgeiz ist noch kein Erfolgsgarant
Der gigantische Konflikt im Rechtsstaatsverfahren mit der EU löste sich Mitte Dezember auf, wie ein gordischer Knoten. Dennoch enthält die wirtschaftspolitische Bilanz des Jahres 2022 mehr Schatten als Licht.
Am Ende waren alle nur noch genervt: In der Europäischen Union hatte man die Nase voll von den ständigen ungarischen Veto-Androhungen, die Orbán-Regierung wiederum war es leid, immer neue Verpflichtungen von den Institutionen aufgebürdet zu bekommen. Nachdem das Verfahren zur Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit überhaupt zum ersten Mal gegen einen Mitgliedstaat zur Anwendung gebracht wurde, trieb das links-grün-lastige Europäische Parlament (EP) die Kommission vor sich her. Die diktierte dem Fidesz zunächst 17 Auflagen, die erfüllt sein müssen, ehe der Geldfluss aus Brüssel wieder in Gang kommen kann.
Von Brüssel gewollter Spießrutenlauf
Der in Ungarn mit Zweidrittelmehrheit regierende Fidesz drückte die geforderten Auflagen anstandslos mittels Gesetzesänderungen durch, die im Eiltempo durch das Parlament gebracht wurden. Woraufhin sich das EP mokierte, Papier sei geduldig, man müsse abwarten, ob die neu geschaffenen Institutionen wie die Integritätsbehörde (IH) sich am Ende nicht gar als zahnlose Tiger erweisen würden. Dementsprechend korrigierte die Kommission ihre Vorgaben: Nicht die Verabschiedung der Rechtsnormen sei maßgeblich, sondern diese müssten erst noch „mit Leben erfüllt“ werden. Weil dazu sogenannte „Super-Meilensteine“ (27 an der Zahl) in den Weg gerollt wurden, empörte sich die ungarische Regierung, die EU wolle gar keine Einigung, sondern ein politisch missliebiges Land in einer Art Spießrutenlauf maßregeln.
Budapest verlegte sich sodann darauf, jede auf Einstimmigkeit im Europäischen Rat ausgelegte Initiative zu blockieren. Bei der Finanzierung der Ukraine erschien das durchaus logisch, hatte Ungarn unter Viktor Orbán doch von jeher jede Schuldengemeinschaft abgelehnt. Was insbesondere die bundesdeutschen „Qualitätsmedien“ heute gerne unter den Tisch fallen lassen, ist der Umstand, dass Ungarn schon beim Corona-Wiederaufbaufonds gerne außen vor geblieben wäre. Die EU-Mehrheit erlaubte den Alleingang aber nicht, und versüßte den Ungarn das gemeinsame Schuldenmachen gegen alle Prinzipien mit 5,8 Mrd. Euro an Beihilfen. Die wegen des Rechtsstaatsmechanismus freilich seither blockiert sind.
Die Gemeinschaftsschulden für die Ukraine handeln derweil nur von insgesamt 18 Mrd. Euro, mit einem ungarischen Anteil von rund 180 Mio. Euro. Das ist im EU-Maßstab „Kleingeld“, also wurden die Prinzipien in der angeblich grundwertegesteuerten Gemeinschaft mal wieder einem vernunftgelenkten Kompromiss aufgeopfert. Bei der globalen Mindeststeuer ging es derweil um handfeste wirtschaftliche (Standort-)Interessen, die das Land gegen die drohenden Finanzierungsverluste aus den EU-Fördertöpfen in die Waagschale werfen wollte.
Ein typischer EU-Kompromiss
Dass sich Budapest und Brüssel, vermittelt durch die tschechische Ratspräsidentschaft und speziell auch durch EU-Ratspräsident Charles Michel, noch kurz vor Weihnachten einigen konnten, ließ alle Beteiligten und nicht zuletzt die Märkte aufatmen. Es ist ein typischer EU-Kompromiss, bei dem sich alle Politiker an ihren „Heimatfronten“ als Gewinner darstellen dürfen. Ungarn hat, wie es der für die EU-Gelder zuständige Minister für Regionalentwicklung, Tibor Navracsics, auf den Punkt brachte, die im Sommer definierten Ziele erreicht: Um den endgültigen Verlust von Transferzahlungen zu vermeiden, musste eine Einigung bis zum Jahresende in Sack und Tüten sein. Die ist nunmehr gelungen.

Die Orbán-Regierung darf sich nach dem herbstlichen Sprint nun wieder etwas mehr Zeit in der Gesetzgebung lassen und will die Erwartungen der EU-Kommission demnach bis Ende März erfüllen. Brüssel könnte daraufhin frühestens im April oder Mai beschließen, die Aussetzung der EU-Gelder aufzuheben. Es handelt sich nach dem Kompromiss der Mitgliedstaaten noch um 6,3 Mrd. Euro aus den Kohäsionsfonds (an Stelle der ursprünglich von der Kommission eingefrorenen 7,5 Mrd. Euro) sowie um die Ungarn zugebilligten 5,8 Mrd. Euro aus dem Wiederaufbaufonds.
Klare Abstimmungsverhältnisse
Kanzleramtsminister Gergely Gulyás erklärte zum eigentlichen Geldfluss, die EU-Kommission könne jederzeit politische Entscheidungen treffen, ob sie das Geld geben will oder nicht. Seinen Unmut über diese Herangehensweise Brüssels, wie sie Ungarn zuletzt wiederholt erfahren musste, brachte der Minister unlängst in einem Podcast mit den Worten zum Ausdruck: „Wenn nicht mehr die Fakten zählen, sondern die Frage, ob die Regierung eines Landes politisch sympathisch ist oder nicht, dann wird das früher oder später die Europäische Union zerstören.“ Relativiert wird diese Klage durch die Abstimmungsverhältnisse, wonach Ungarn für seinen – im Übrigen durch die Kommission ausdrücklich ob seiner Qualität gelobten – Wiederaufbauplan die Zustimmung aller anderen EU-Länder mit Ausnahme der „geizigen“ Niederländer erhielt, wohingegen die Aussetzung der 6,3 Mrd. Euro (oder von 55 Prozent der Mittel) aus drei Operativprogrammen der Kohäsionsfonds von allen Mitgliedstaaten mit Ausnahme Polens befürwortet wurde.
Nichtsdestotrotz meinte Gulyás hinsichtlich der Frage, wie es in dem Streit nun weitergehen wird, die Kommission tue ohnehin, was sie wolle. Die Orbán-Regierung vertritt in dem Rechtsstaatsverfahren den Standpunkt, Brüssel schreibe die Regeln willkürlich um und diktiere laufend neue Bedingungen. Insofern erscheint es gar nicht so abwegig, dass Budapest die zunächst nur ausgesetzten Gelder womöglich abgeschrieben haben könnte. Der Ministerpräsident sagte nämlich schon vor Wochen, zur Not könne man sich auch aus anderen Quellen finanzieren, und verwies konkret auf die Chinesen. Was er geflissentlich verschwieg: Das wird erheblich teurer. Ungarn wird sich aber ganz sicher nicht bei Belangen in die Suppe spucken lassen, wo die Souveränität des Landes auf dem Spiel steht. So wird man sich nichts von LGBTQ-Bewegungen diktieren lassen wollen und auch nicht den westeuropäischen Gender-Wahn mitmachen, ganz zu schweigen von einem Abrücken der seit 2015 standhaft gegen die Anhänger der „offenen Gesellschaft“ verteidigten restriktiven Migrationspolitik.

Geld schien zur Genüge vorhanden
Womit wir aber bei einem großen Klotz angelangt wären, den sich Ungarn (nicht erst) in diesem Jahr ans Bein band und binden ließ. Es handelt sich um das komplexe Thema der Staatsfinanzen mit besonderem Blick auf die Höhe der Staatsschulden und die Landeswährung. Noch nie gingen die EU-Institutionen so weit, einem Land Transferzahlungen aus den gemeinsam bewilligten Töpfen zu verweigern. Ergo darf man stark davon ausgehen, dass auch Orbán diesen Ausgang Anfang 2022 noch nicht auf dem Schirm hatte. Weshalb ihm die eifrig verteilten Wahlgeschenke an breite Schichten der Bevölkerung keine Bauchschmerzen bereiteten.
Schließlich war Ungarns Wirtschaft ausgangs der Corona-Krise um sieben Prozent gewachsen und stand vor einer zweiten Blütezeit. Es schien also Geld zur Genüge vorhanden, um Familien, Rentner und junge Arbeitnehmer besser zu stellen. Im Grunde gewährte die Orbán-Regierung eine Art Entschädigung für die Entbehrungen während der Corona-Pandemie, die wie jede Krise Menschen in ärmeren Ländern naturgemäß härter trifft, als sich das Leute im wohlstandsverwöhnten Westen vorstellen können. Wohlgemerkt werden hierzulande Arbeitslose nur drei Monate lang vom Staat „durchgefüttert“, gab es selbstredend kein flächendeckendes Kurzarbeitergeld und nahmen Tourismusunternehmen gleich mit dem ersten Lockdown Massenentlassungen vor. Kurz gefasst musste sich die ungarische Bevölkerung durch diese Krise – wie durch alle anderen zuvor – weitgehend alleine durchboxen, ohne einen paternalistischen Staat.
Im Sog der Sanktionen
Noch im Februar hatte Orbán ebenso wenig den Ukraine-Krieg auf dem Schirm; womit er sich weltweit freilich in guter Gesellschaft befand. Für Anfang April waren die Parlamentswahlen angesetzt, und der neuerliche Sieg des Fidesz erschien angesichts einer erstmals geschlossen antretenden Opposition so unsicher, wie seit 2014 noch nie. Mit dem Krieg überfiel Putin nicht nur eine Ukraine, die zunehmend selbstbewusster in Sachen Rückeroberung von Donbass und Krim auftrat, er fiel auch Wahlkämpfern in Europa in den Rücken, die das Modell der friedlichen Koexistenz mit Russland hochhielten. Man darf dabei getrost auch an Marine Le Pen in Frankreich denken, die Orbán zu seinen Verbündeten beim Kampf um eine grundlegende Reformierung der EU zählt. Für Orbán bedeutete das Putin-Russland zuverlässige, einmalig preiswerte Energielieferungen, auf die Ungarn wegen des russisch-ukrainischen Konflikts nicht verzichten wollte.
Fortan übte sich Budapest in einer Art Spagat: Die russische Aggression gegen Kiew wurde verurteilt, Sanktionen aber wollte man nicht mittragen. Als rote Linie galt, die Sanktionen sollten nicht jenen mehr wehtun, die sie verhängen. Leider traf es die Ungarn von Anfang an hart, mit der inszenierten Sberbank-Pleite oder den Turbulenzen am Agrarmarkt, sobald die EU ukrainische Produkte von allen Zöllen befreite. Während die Ungarn nicht länger nach Osten exportieren durften oder konnten, brach eine Güterschwemme über das Land rein. Von den Energiesanktionen wollte Budapest erst gar nichts hören, die EU-Kommission trieb aber auch diese unbeirrt voran. Dass man die Spotmärkte in einen Teuerungsrausch schickte, störte Brüssel nicht. Die Orbán-Regierung erfand das Wort „Sanktions-Inflation“, kam aber gegen die breite Wand der Europäer nicht an, die nun gleich alle Energiebande zu Russland kappen wollten.
Ungarn konnte in dieser eskalierten Lage nur verlieren. Denn es betreibt eine extrem energieintensive Wirtschaft, und eine nicht eben unerhebliche Schicht der Bevölkerung ist von Energiearmut bedroht. Ein Land, das von Energieimporten abhängt, soll plötzlich freiwillig auf die über Jahrzehnte bewährte Röhren-Infrastruktur verzichten. Als Binnenland ist Ungarn bei der Neuordnung der Lieferstrukturen auf das Wohlwollen Dritter angewiesen und darf für den nicht gewollten „Spaß“ auch noch Unsummen bezahlen. Der Ministerpräsident spricht von 10 Mrd. Euro allein infolge der erhöhten Energierechnung, wovon der Fiskus 4 Mrd. Euro schlucken muss, während 6 Mrd. Euro bei den Akteuren der Wettbewerbssphäre landen. Gelder, die alternativ die Inflation anheizen, Arbeitsplätze kosten und Sozialleistungen kappen.
Unliebsame Überraschung zum Nikolaustag
Muss es da noch wundern, dass die Inflation heute wieder Dimensionen erreicht, wie zuletzt in der Anpassungskrise Mitte der 1990er Jahre? Wundern muss es in diesem instabilen Umfeld nicht, sinnvoller erscheint jedoch ein relativierender Vergleich innerhalb der EU. Ungarn hat zum Jahresende die Position des Spitzenreiters in der Gemeinschaft von den Balten übernommen, die wegen ihres Energiepreisschocks monatelang mit Raten über 20 Prozent zu kämpfen hatten. In den anderen drei Visegrád-Staaten bewegt sich die Inflationsrate derweil um 15 Prozent, in Deutschland und Österreich wie im Durchschnitt der EU um zehn Prozent.
Dabei galt hierzulande bis August das europaweit einmalige Verdikt der unantastbaren Energietarife für die Bevölkerung, galt bis zum Nikolaustag der Preisdeckel für Kraftstoffe und gilt auch weiterhin – aktuell bis Ende April 2023 verlängert – ein Preisdiktat für ausgewählte Grundnahrungsmittel wie Zucker, Speiseöl oder Kartoffeln. Der Preisauftrieb hat sich nichtsdestotrotz binnen eines Jahres verdreifacht. Die Haupterklärung geben die galoppierenden Energiepreise, denn die erwähnten zehn Milliarden Euro kann die ungarische Volkswirtschaft nicht mal eben so wegstecken. Hier wird der Staatshaushalt mit einem Primärsaldo (also ohne Schuldendienst) geplant, der sich seit Jahren stabil um zwei Milliarden Euro bewegt.
Mit Beginn der Heizsaison schlagen die neuen Realitäten auch auf die privaten Haushalte durch, deren Gasrechnung sich im statistischen Mittel mehr als verdoppelt hat. Für die nächste Inflationsspitze sorgen die Kraftstoffpreise, die ohne den Preisdeckel auf einen Schlag um mehrere zehn Prozent anzogen und über die Logistik alle anderen Produkte und Dienstleistungen in ein neuerliches Preiskarussell verfrachten. Warum nun aber selbst Wirtschaftsminister Márton Nagy mit einer Inflationsrate von bis zu 25-27 Prozent rechnet, hat auch mit den gedeckelten Lebensmittelpreisen zu tun.
Die lösten lehrbuchhaft Mangelerscheinungen aus, was entgegen jeder guten Absicht der Regierung tatsächlich zu Teuerungen führte. Die mit der schwer zu erklärenden Übergewinnsteuer belegte Einzelhandelsbranche packte diese Sonderbelastungen nämlich wenig überraschend als „Bonbon“ den Kunden in den Einkaufskorb – die Ungarische Nationalbank (MNB) hat in der Zwischenzeit exakt ausgerechnet, wie diese Gemengelage die Lebensmittelpreise hierzulande so schnell wie in keinem anderen europäischen Land hochschnellen ließ.
Hinzu kommen Produktivitätsprobleme und die Psychologie der Marktakteure, die auf einen ineffizienten Verbraucherschutz trifft. Wirtschaftsforschungsinstitute haben für bundesdeutsche Verhältnisse ermittelt, dass viele Unternehmen an der Preisspirale mitdrehten, die sich einfach die hysterische Stimmung zunutze machten. Wer wollte es ihnen angesichts Coronavirus und Ukraine-Krieg verdenken?! In Ungarn kann man auch ohne auswertende Studien ahnen, dass dieser Effekt noch weit stärker als bei den hanseatisch geprägten Kaufleuten zur Geltung kommt.

Nicht nur ein negatives Alleinstellungsmerkmal
Orbán fiel aber auch seine Währungspolitik auf die Füße, die den schwachen Forint als einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Eurozone definierte. Was lange Jahre etwa im Vergleich zur Slowakei funktionierte, zeigt nun seine Kehrseite. Wenn sich die Rohstoffe für ein energieabhängiges Land in harten Währungen extrem verteuern, käme eine starke Landeswährung zupass. Die besitzen in der Region aber nur die Tschechen. Ihre Krone hat gegen den Euro noch inmitten der Energiekrise im Wert zugelegt, was sich die Zentralbank in Prag freilich rund 25 Mrd. Euro kosten ließ. Diese wurden „verheizt“, um den Wechselkurs gegen Spekulanten zu stützen. Solche Versuche unternahm die Ungarische Nationalbank erst gar nicht, weil sie da von vornherein auf verlorenem Posten stand. Tschechiens Wirtschaft ist nicht nur anderthalb Mal so stark wie die ungarische, dort hat man auch das Vierfache an Devisenreserven angehäuft. Sowie die Anleger also die hoffnungslose Position Ungarns im Ringen um eine stabile Zahlungsbilanz erkannten, schickten sie den Forint auf Talfahrt und beschleunigten damit den Vorgang, der die Prophezeiung am Ende eintreten lässt.
Schließlich hat Ungarn wie kein anderes ehemaliges Ostblockland mit hohen Staatsschulden zu kämpfen. Die Orbán-Regierung trug diese Last zwar mühsam in einem Jahrzehnt ab. Das Coronavirus machte diese Anstrengungen aber quasi über Nacht wieder zunichte. Dieses negative Alleinstellungsmerkmal in der Region ließ die Ratingagenturen die Bonität der Ungarn schon immer sehr niedrig einstufen. Nun aber kommt erschwerend hinzu, dass Brüssel lange vereinbarte Transferzahlungen verweigert. Womit sich der Kreis schließt: Der wie eingangs beschrieben mit den Staats- und Regierungschefs erzielte Kompromiss bringt Ungarn zwar durchaus eine Verschnaufpause. Die großen Probleme sind deshalb aber nicht vom Tisch.
Es gab im Vorfeld Spekulationen, ob Viktor Orbán die Wahlen 2022 „absichtlich“ verlieren könnte. Abgesehen von einer inkompetenten Opposition ließ das der Ehrgeiz des Ministerpräsidenten wohl nicht zu. So aber ist es müßig zu sinnieren, wie krachend eine Regierung der Linken von Gyurcsány´s Gnaden an den Herausforderungen dieser Tage gescheitert wäre. Und das, obwohl Brüssel dieser Garnitur die Transfer-Schleusen sicher ohne Zeitverzug geöffnet hätte. Orbán hat sich die Last aufgebürdet, also dürfen nun die anderen von der Seitenlinie auf sein Scheitern hoffen. Politisch sitzt er jedoch, wie alle Umfragen bestätigen, nach wie vor erstaunlich fest im Sattel. Rein wirtschaftspolitisch hat er aber wenig überzeugt und seinen Bürgern in diesem Jahr sehr hohe Opfer abverlangt.

Mandiner: a csehek vesztettek legtöbbet, a magyarok a legkevesebbet.( Statistik uber die Veränderung des Realeinkommen ) Die
Statistik wurde NICHT von Ungarn gemacht.
Die “Balken” können auch die Lesern auch verstehen, die kein Ungarisch sprechen.
Die Tschechen haben den Verlust der Reallöhne in diesem Jahr erlebt, welcher den Ungarn 2023 erst noch bevorsteht. Die ungarische Statistik wird durch die enormen Transferleistungen der ersten Monate beeinflusst – wer nicht zu den Begünstigten gehörte, hatte bei der enormen Inflation schon in diesem Jahr (auch statistisch) das Nachsehen.
Wenn ich lese, dass Deutschland mit einer 10 %en Inflation genannt wird dann frage ich, woher kommen solche Daten ? Ich lebte noch vor einigen Wochen in Deutschland und die Preise haben sich enorm erhöht. Und zwar bei allen Produkten, die man im täglichen Bedarf ständig kauft (in den Inflationskorb werden auch Dinge gelegt, die alle 5 Jahre mal anfallen, z.B. ein Fernseher). Haferflocken sind mehr als doppelt so teuer, Öl von 99 cent auf knapp 4 Euro, Benzin von 1,20 auf 2,xx Euro pro Liter, meine Gasrechnung für Heizung hat sich verdoppelt (bisher). Die Liste ist unendlich.
Wenn Orban nach Aserbaidschan fliegt wird es ihm vorgeworfen. Dass sein Amtskollege aus Deutschland, Herr Scholz, dort ebenfalls vor wenigen Wochen eine Energiequelle gesucht hat, schreibt niemand. In Deutschland wurde es fast gar nicht erwähnt.
Immer bloß Halbwahrheiten. Kritik ja, aber bitte mit Lösungsansätzen. Sonst ist es Quengelei.
Nach statista sanken die Reallöhne in dem 3. Quartal am meisten in Tschechin. In Deutschland – 4,5 Prozent. In Ungarn +2,2 Prozent. Also trotz inflation ist Ungarn im Plusbereich, Deutschland in Minus Tschechin trotz starke Währung über -6 Prozent weniger Reallohn.
Die Inflationsdaten kommen von Eurostat. Wenn Sie keine einheitliche Methodik anwenden, können Sie tatsächlich nichts miteinander vergleichen. In Deutschland sind die Preise für viele Haushalte natürlich ebenfalls (subjektiv) viel brutaler gestiegen. Damit können Sie sich ja leicht ausrechnen, dass für Ungarn bei einer offiziellen Inflation von bald 25% “real” sehr viele Menschen noch härter getroffen sind.
Ihre Kritik an “Halbwahrheiten” kann ich nicht nachvollziehen.
Man sollte auch andere Faktoren nicht außer Acht lassen:
In Deutschland ist der Anteil von Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränke an den privaten Konsumausgaben z.B. erheblich niedriger, als in Ungarn.
Es fällt einer deutschen Familie daher leichter, die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln zu kompensieren, als einer ungarischen Familie.
Abgesehen von den Deutschen mit niedrigem Einkommen, die in dieser Situation staatliche Unterstützung benötigen, kann man in Deutschland die aktuelle Inflation durchaus verkraften – bis Lohnerhöhungen einen Ausgleich schaffen.
“das links-grün-lastige Europäische Parlament” ?
Von ganz weit rechts gesehen, ist die EVP natürlich auch links. 😉
“wie krachend eine Regierung der Linken von Gyurcsány´s Gnaden an den Herausforderungen dieser Tage gescheitert wäre.”
Schon einmal die Konfrontation mit der EU und Selbstisolierung von den Partnern wären ausgeblieben und den Ungarn dadurch vieles erspart.
Man muss nur die Entwicklung in einem Nachbarstaat in diesem Jahr mit dem im Orban-Land vergleichen.
Tschechien hat mit den absolut gleichen äußeren Einflüssen zu kämpfen, wie Ungarn.
Schon die Wechselkursverläufe der Währungen sprechen Bände.
Inflation Nov.2022:
Ungarn 23,1%
Tschechien 17,2%
BIP 3. Quartal 2022:
Ungarn -0,4%
Tschechien -0,2%
Da gibt es nichts, wofür sich die Orban-Regierung feiern könnte.
Der Krieg und die Sanktionen haben auf Tschechien die gleichen Auswirkungen wie auf Ungarn, daher kann die Orban-Regierung die Verantwortung auch nicht auf andere schieben.
Das Fidesz-Fiasko hatte schon vor 2022 seinen Anfang.
Das Lob für Tschechien ist ja eingebettet im Text.
Was man nicht tun sollte, ist sich Momentaufnahmen wie eine Monatsinflation oder ein Quartals-BIP als “Beweis” herauszugreifen. Gerade für Ihr “Schon die Wechselkursverläufe der Währungen sprechen Bände.” finden Sie im obigen Text einen Erklärungsansatz.
Die Gyurcsány-Regierung brauchte gar keine Krise, um krachend zu scheitern, sie erledigte sich einst höchstselbst.
Es ist eigenartig: es gibt Menschen, die für wirtschaftliches Zusammbruch und Verarmung- EGAL – in welchem Land Daumen halten. Richtige Menschenfreunde sind sie!
Es gibt diejenigen, die für ihren Machterhalt alles schönreden und ihr tun in höchsten Tönen loben und rechtfertigen.
Nur verschlimmert dies die Situation und Krise.
Sie gehören zu denen, die diese beiden Parolen ausrufen würden:
1. Der Westen steht vor dem Abgrund!
2. Wir sind dem Westen immer einen Schritt voraus!
😉 ;D
Erklärungsansätze gibt es immer viele.
Für die Krise selbst ist die Orban-Regierung zwar nicht verantwortlich, aber wie sie die Krise zu bewältigen versucht sehr wohl.
Und da sieht die Bilanz nun einmal äußerst schlecht aus.
Es rächen sich nun zudem auch die Fehler der Vergangenheit, die die Lage erheblich verschärfen.
Leider wird es zudem nicht besser.
Da wird mal eben über Nacht ein neuer Haushaltsplan erlassen.
Da wird mal eben entschieden, dass Einzelhandelsfirmen Produkte bevorraten müssen, was diese ganz faktisch und praktisch gar nicht umsetzen können.
Nur mal um zwei Beispiele zu nennen.
Entscheidungen von oben herab ohne Konsultationen und Debatten – wie ein absolutistischer Herrscher. Das kann einfach nicht gut gehen, wie die Geschichte oft genug gezeigt hat.
“Die Gyurcsány-Regierung brauchte gar keine Krise” – ach – hm – mal nachdenken. War da nicht eine Krise im Zeitraum 2008/2009?
Der neue Haushaltsplan wurde nicht “über Nacht” erlassen, allerdings ohne Zutun des Parlaments, wenn Sie das meinten.
Was im Einzelhandel an Regulierung abgeht, ist nur noch ein Trauerspiel.
Gyurcsány hatte Ungarn schon 2006 in eine schwere Krise befördert, lesen Sie mal nach!
Ja – das meine ich.
Debatten und Parlamentsentscheidungen haben einen positiven Effekt auf Entscheidungen, da eine intensivere Abwägung erfolgt.
Dass dies mittlerweile dringenst erforderlich ist, zeigt doch die aktuelle Regelung zum Einzelhandel.
Ja – in Deutschland dauert alles etwas länger und auch innerhalb der Ampel-Regierung wird diskutiert – aber das ist auch gut so.
Als Anhänger der Ampel-Regierung muss man zudem froh darüber sein, dass die Opposition bei Gesetzen, die die Zustimmung des Bundesrates benötigen, mit einbezogen werden muss.