Ernte
Dürre sorgt für derbe Verluste
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Das Agrarressort gab einen Zwischenstand von der Ernte bekannt, die in manchen Landesteilen wegen der anhaltenden Dürre dramatisch gering ausfällt.
Derzeit werden rund 1,6 Mio. ha abgeerntet, darunter 930.000 ha Weizen, 315.000 ha Gerste und 205.000 ha Raps. Das Ergebnis der Weizenernte lässt sich derzeit schwer abschätzen, der Staatssekretär des Agrarministeriums, Zsolt Feldman, meinte vor dem Wochenende, es werden wahrscheinlich nicht einmal 4 Mio. t erreicht. Damit würde die Durchschnittsernte der letzten fünf Jahre um nahezu ein Drittel verfehlt. Wo die Weizenschläge abgeerntet werden konnten, ergab sich bislang ein magerer Durchschnittsertrag von 3,6 t/ha. Beim Raps bedeutet ein Durchschnittsertrag von 1,9 t/ha sogar einen Rückschlag gegenüber einer normalen Ernte um 40-50%. Bei Gerste wurden nach vorläufigen Angaben 1,4 Mio. t eingefahren, was einem Durchschnitt von 4,5 t/ha entspricht.
Achthunderttausend Hektar betroffen
Dürreschäden haben die Landwirte bislang auf Flächen von mehr als 320.000 ha angemeldet. Das Agrarresort prüft deshalb momentan eine Aufstockung des Entschädigungsfonds, der zunächst mit 12,5 Mrd. Forint ausgestattet wurde. Im Falle von Ackerflächen, die gegen Ernteausfälle wegen extremer Trockenheit versichert wurden, ermöglicht ein anderer Fonds (mit 14 Mrd. Forint) Zuwendungen, die zwei Drittel des erwarteten Ertrags decken. Die Schäden werden im weiteren Verlauf noch erheblich zunehmen: Schon jetzt werden Totalausfälle für 300.000 ha Mais und 200.000 ha Sonnenblumen erwartet. Wegen der hohen Aufkaufpreise gehen den Landwirten allein dadurch rund 400 Mrd. Forint an Einnahmen verloren.
Rund 2,5 Mio. t Weizen werden im Inland gebraucht, weshalb die Ausfuhren in diesem Jahr höchstens 1 Mio. t erreichen dürften – im Vergleich zu gewöhnlich ca. 2,5 Mio. t. Die witterungsbedingten Verluste der Bauern werden nach Darstellung des Fachverbands nur bedingt dadurch kompensiert, dass sich Weizen seit Kriegsausbruch in der Ukraine um knapp 60% verteuerte. Denn auch die Inputpreise haben heftig angezogen, so dass mit Hektarerträgen von 2-3 Tonnen beim Weizen nur Verluste erwirtschaftet werden können, wo erst rund 4 Tonnen eine positive Bilanz erlauben.
Zuschüsse und Kredite fließen
Gemessen an den oben genannten Verlusten erhielten die Landwirte im I. Quartal rund 260 Mrd. Forint an Zuwendungen, darunter 205 Mrd. Forint aus EU-Töpfen. Gut die Hälfte der Beträge floss als Direktbeihilfen, mehr als 40% unterstützten den Ackerbau. Für das gesamte Jahr sind 800 Mrd. Forint an Beihilfen vorgesehen, 6,5% mehr als 2021.
Unterdessen wurden ca. 900 Mrd. Forint an Krediten für den Agrarsektor ausgereicht. Der Anstieg zum Vorjahr war beinahe zweistellig, erreichte bei Agrargütern aber sogar 15%. Diese schleppen nun einen Schuldenberg von 525 Mrd. Forint mit sich, kleine Höfe stagnieren bei 375 Mrd. Forint. Die Hochzinspolitik betrifft aber nur ein Achtel der Kredite, die überwiegende Mehrheit ist staatlich subventioniert.