Justizministerin Judit Varga. Fotos: DWC/ József Szaka

VIII. Wirtschaftsball – 30 Jahre DWC

Die Freundschaft nicht schlechtreden

Am Sonnabend fand in der Königlichen Reithalle auf der Budaer Burg der VIII. Wirtschaftsball des Deutschen Wirtschaftsclubs Ungarn (DWC) statt.

Gewidmet war er dem 30. Jubiläum des DWC, der am 20. Februar 1992 von deutschen und ungarischen Geschäftsleuten gegründet worden war.

 „Das geschah nur wenige Tage nach der Unterzeichnung des Vertrags über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Deutschland und Ungarn“, wies DWC-Präsident Arne Gobert in seiner Eröffnungsansprache auf den Kontext hin, in dessen Rahmen es zur Gründung des Clubs kam.

 „Freundschaft auf der Probe“

Freundschaften hätten es an sich, hin und wieder auf eine Probe gestellt werden, schlug er einen Bogen in die Gegenwart. Für den momentanen Tiefpunkt der deutsch-ungarischen Beziehungen macht der DWC-Präsident nicht zuletzt die deutschen Medien verantwortlich. „Die Presse, insbesondere die deutsche, versucht gerne ein anderes Bild von den deutsch-ungarischen Beziehungen zu zeichnen, als wir sie hier im täglichen Miteinander auf allen Ebenen des Lebens und der Wirtschaften erleben. Man versucht einen Tiefpunkt herbeizureden, positive Stimmen werden dabei allzu häufig ausgeblendet, ja man kann auch sagen zensiert.“ Die deutsch-ungarische Freundschaft habe solcherlei Versuche aber immer überstanden, meinte Gobert zuversichtlich.

„Die deutsch-ungarische Freundschaft lebt und wird auch diese Zeiten unbeschadet überstehen. Lassen wir sie uns nicht schlechtreden, insbesondere nicht von denen, die sich gar nicht erst die Mühe machen, nach Ungarn zu kommen, und die meinen, sie könnten von außen urteilen, oder von jenen, die auch einfach nicht zuhören wollen.“ Freundschaft werde geprägt vom verständnisvollen Umgang miteinander, von Respekt und Zuneigung, aber auch der offenen Diskussion im Falle von Meinungsverschiedenheiten. „All dies erleben wir hier und sind ein Teil davon“, unterstrich der DWC-Präsident.

In diesem Jahr gleich vier Preisträger

Wie es bereits seit dem ersten DWC-Wirtschaftsball Tradition ist, nutzt der DWC diese festliche Zusammenkunft stets auch dazu, Deutsche und Ungarn mit dem „Preis der deutsch-ungarischen Freundschaft“ zu würdigen, die sich um diese nach Meinung des DWC-Vorstands besonders verdient gemacht haben. Während es bisher stets jeweils zwei Preisträger gab, gab es bei diesem Ball, bedingt durch sein Ausbleiben in der Corona-Zeit, gleich vier Preisträger.

Der „Oscar der deutsch-ungarischen Freundschaft“ ging in diesem Jahr an: Justizministerin Judit Varga, Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth, Botschafter József Czukor und den langjährigen Präsidenten der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, Peter Spary. Alle vier Ausgezeichneten hielten nach der Preisübernahme eine kurze Rede. Gemeinsamer Tenor war die Erinnerung an die Jahre der auch politisch noch voll intakten deutsch-ungarischen Freundschaft in den ersten beiden Jahrzehnten nach der Wende, sowie das Unverständnis, ja die Empörung darüber, dass dieses gedeihliche Miteinander danach von gewissen politischen Kreisen systematisch zerstört und auf den momentanen Tiefpunkt gebracht wurde.

Botschafter József Czukor.
Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, Peter Spary.

„Dialog auf Augenhöhe“

Immer wieder wurde in den vier Reden der Respekt gegenüber abweichenden Meinungen eingefordert. Schließlich lebe ein Demokratie nicht zuletzt von der Vielfalt der Meinungen. Ebenso wurde die Notwendigkeit einer Rückkehr zum „Dialog auf gleicher Augenhöhe“ angemahnt. Daher war es auch kein Zufall, dass in allen Reden der Name von Altkanzler Helmut Kohl vorkam, der ja stets für einen respektvollen Umgang der Länder miteinander eintrat. Kohl verkörperte auch wie kein zweiter die bisher besten Jahre der deutsch-ungarischen Freundschaft.

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