Jahresauftakt der Kammer mit Ministerpräsident Viktor Orbán, Finanzminister Mihály Varga, MKIK-Präsident László Parragh und Wirtschaftsminister Márton Nagy (v.l.). Fotos: MTI/ Szilárd Koszticsák

Jahresauftakt der Kammer

Deutsche sind kulturell optimal

„Schon 2024 wird unsere Wirtschaft wieder um gut 4% wachsen.“ Diese zuversichtliche Aussage wagte Finanzminister Mihály Varga beim Auftakt des Wirtschaftsjahres der Ungarischen Industrie- und Handelskammer (MKIK) am Donnerstag.

Das Eröffnungsreferat hielt MKIK-Präsident László Parragh als Gastgeber der Veranstaltung. Der sonnte sich einmal mehr in den Erfolgen des Bundes zwischen Regierung und Kammer, die beim Fluss der EU-Gelder (sic), bei der Neugestaltung der Berufsausbildung und des Hochschulwesens nicht zu übersehen seien. Krisen unterschiedlichsten Ursprungs würden sich häufen. Dazu trage selbst Brüssel bei, denn „die EU will ihren Willen einzelnen Mitgliedstaaten durch Zurückhalten von Fördermitteln aufzwingen“.

MKIK-Präsident László Parragh: „Ein kleines Land wie Ungarn mag erfolgreich eine unorthodoxe Wirtschaftspolitik betreiben, aber wie lange kann wohl eine unorthodoxe Geldpolitik Erfolg haben?“

Von wegen Österreich einholen

Vor der Inflationsgefahr habe die Kammer schon vor fünf Jahren gewarnt, heute beklagten Firmen aber auch die „Überreaktion“ der Notenbank. Da müsse man veredelte Produkte, deren Grundstoffe zum Eurokurs von 430 Forint eingekauft wurden, nun bei einem Kurs von 370 Forint verkaufen. Heute bestehe die reale Herausforderung nicht darin, wann wir Österreich einholen, sondern die Gefahr, dass uns Rumänien überholt. Allein die Investitionen der Asiaten hielten die Wirtschaft im Moment über Wasser, aber kulturell sei das weniger optimal. „Wenn wir mit Deutschen verhandeln und die Regeln definieren, halten die Deutschen diese ein. Die Asiaten zeigen bestenfalls, dass sie unsere Regeln verstehen.“ Die MKIK habe berechnet, dass die Wirtschaft 2022 ohne Ukraine-Krieg um 5,2% hätte wachsen können.

In Zukunft die TIER-1-Ebene stärken

Wirtschaftsminister Márton Nagy nannte als Eckdaten der Strategie bis 2030, dass Ungarn die angestrebten 90% des durchschnittlichen EU-Entwicklungsniveaus auch wirklich erreicht. In der Rangfolge der Mitgliedstaaten wird dies aber ausgehend vom heutigen 20. Platz nur ein Vorrücken auf Platz 15 bedeuten. „Noch weiter vorzurücken ist realitätsfern“, hielt Nagy fest. Es bleibe dabei, Wirtschaftswachstum über Investitionen anzukurbeln, die Investitionsquote solle weiter auf 30% hochgeschraubt werden.

Daneben müssten intensive Wachstumsfaktoren wie Arbeitsproduktivität, smarte grüne Projekte oder Digitalisierung gestärkt werden. „Die Voraussetzung für all das sind ausreichend Energie und ausreichend Arbeitskräfte.“ Ungarns Energiebedarf wird von 43 TWh im Vorjahr auf 68 TWh in 2030 steigen. Die Zahl der Beschäftigten müsse um 500.000 Personen zunehmen, mittels Wirtschaftsmigration und höherer Aktivitätsrate der Einheimischen. Der Minister traut den ungarischen Firmen eine höhere Wertschöpfung als den ausländischen Unternehmen zu. Innerhalb der Lieferketten seien die Ungarn auf der TIER-2-Ebene längst dem Wettbewerb gewachsen und sollten hier nunmehr dominant werden. Als konkretes Ziel müsse in Zukunft die TIER-1-Ebene gestärkt werden. Damit die Umsatzanteile der ungarischen Firmen in Einzelhandel und Logistik nicht weiter sinken, sei die Regierung hier zu aktiven Eingriffen bereit.

Haushalt wird konsequent konsolidiert

Die Konsolidierung des Staatshaushaltes werde fortgesetzt, versicherte Finanzminister Mihály Varga. In diesem Jahr sei ein Defizit von 3,9% am BIP vorgesehen, 2024 sinke dieses weiter auf 2,5%. Die Inflation werde bis zum Sommer 2024 auf rund 3% abstürzen, für das Gesamtjahr rechne er mit gut 4% Wachstum und einer wieder auf 3,5% zurückgehenden Erwerbslosenquote. Die Staatsschulden werden von 73% Ende 2022 bis 2026 unter 60% gedrückt.

Finanzminister Mihály Varga: „Die Staatsschulden drücken wir bis 2026 unter 60%.”

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