Minister Nagy:
Das Dilemma mit den Investitionen
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Auf der gemeinsam mit der Ungarischen Industrie- und Handelskammer (MKIK) organisierten Produktivitätskonferenz hob der Minister hervor, die Regierung tue alles für die Unterstützung der kleinen und mittelständischen Betriebe (KMU). Diese Firmengruppe habe bislang 130 Mrd. Forint im Rahmen des Sándor-Demján-Programms zur Stimulierung von Investitionen beantragt – Nagy wolle nach Möglichkeiten all diese Anträge (rund 1.800 an der Zahl) positiv beschieden sehen. Allein die Absicherung zinsgünstiger Kredite im Programm der Széchenyi-Karte koste den Haushalt jährlich 320 Mrd. Forint (790 Mio. Euro), nannte der Minister eine weitere Zahl.
Das größte Dilemma in der Volkswirtschaft bestehe gegenwärtig darin, dass die Investitionen seit 2022 negativ auf das Wachstum wirken. Dieser Effekt wird durch einen steigenden Konsum halbwegs ausgeglichen, der wiederum auf einem stabilen Arbeitsmarkt und wachsenden Reallöhnen basiere. Das aber sei nicht nachhaltig, die Investitionen müssten unbedingt wieder in Gang kommen.
Auf allen Gebieten Nachholbedarf
Zu den verschiedenen Produktivitäts-Dimensionen Arbeit, Innovationen, Digitalisierung und Umwelt meinte Nagy, Ungarn habe im internationalen Vergleich auf allen Gebieten Nachholbedarf. Allgemein befinde sich das Land im Mittelfeld der EU, wobei die Branchen Chemie, Pharmazie und Banken bereits vorne mitmischen. Die digitale Intensität der einheimischen KMU sei dagegen niedrig, obgleich die Infrastruktur gegeben wäre. Der Anteil von Unternehmen, die innovativ tätig werden, gehöre sowohl bei den KMU als auch bei den Großunternehmen zu den niedrigsten in der ganzen Gemeinschaft. Die hohe Energie- und Ressourcenintensität der Volkswirtschaft könnte dadurch ausgeglichen werden, Tourismus, Nahrungsmittel- und Pharmazeutische Industrie besonders zu fördern. Im Güterexport seien zwar komplexe High-Tech-Produkte zu einem Gutteil vertreten, die Abhängigkeit von Deutschland und seinem Umfeld sei jedoch zu groß.
Hilft angeglichener Mindestlohn?
Die Produktivität lasse sich Studien zufolge auch durch eine Annäherung des Mindestlohns an den Durchschnittslohn verbessern, etwa über eine sinkende Fluktuation. In Ungarn erreicht der Mindestlohn aktuell 43% der regelmäßigen Bruttodurchschnittslöhne – bis 2027 soll eine Quote von 50% erreicht sein. Natürlich müsse jede Lohnerhöhung durch die Fundamente begründet sein, relativierte der Wirtschaftsminister.
MKIK-Präsident Elek Nagy ergänzte, die Produktivität zeige, wie effizient die Unternehmen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wirtschaften können. Die größte Herausforderung der nächsten Jahre sei die Konvergenz zum europäischen Wettbewerb, die zugleich große Chancen eröffne. Know-how, Märkte und Kapital seien die drei Hauptkriterien für den Erfolg der KMU.