Interview mit MOL-Chef Zsolt Hernádi über Sanktionen, Preisdiktate und Sondersteuern
Niemand hat das Recht, Mitteleuropa zu zerschlagen
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Das fragten wir den Vorstandsvorsitzenden des einheimischen Mineralölkonzerns MOL, der uns auch seine Meinung zu den Sondersteuern und zur Preisdeckelung an den Tankstellen verriet.
Das sechste Sanktionspaket der EU wurde so angenommen, dass Ministerpräsident Viktor Orbán wichtige Ausnahmen für Ungarn erstreiten konnte. Die Sanktionen erstrecken sich vorerst nicht auf das Pipeline-Öl, was der MOL ungemein entgegenkommt.
Das war zweifellos ein Erfolg, aber doch nicht zu vergleichen mit dem Triumph über England in der UEFA Nations League. Da wollte die eindeutig als Außenseiter gehandelte Mannschaft den Sieg mehr, als der Favorit. In Brüssel mussten wir den Politikern erklären, was es mit den Realitäten von Physik und Chemie auf sich hat. Die verhielten sich nämlich, wie in einem alten Witz: „Können Sie schwimmen? Nein? Und wenn ich Ihnen gutes Geld zahle?“ Als wir anzudeuten versuchten, welche Probleme Ungarn und die Region mit dem Embargo bekommen würden, schallte es uns entgegen: „Was denn, verurteilt ihr denn nicht die Aggression gegen die Ukraine?“ „Aber ja doch“, antworteten wir und zählten auf, wie wir helfen. Nur könne man die Energiesicherheit eines Landes und einer ganzen Region nicht unbedacht als kurzfristige politische Frage auffassen.
Wir mussten ein Umdenken in den Köpfen erreichen, dass es hier nicht einfach um Ungarn oder die MOL geht, die nur ihre eigenen Profitinteressen verfolgt. Wir haben eine Verantwortung für die Versorgungssicherheit in Mitteleuropa. Tschechien hängt ungefähr zur Hälfte vom russischen Erdöl ab, wir zu 60 Prozent, die Slowakei zu 98 Prozent. Der Kompromiss beim Ölembargo beschränkt Exporte von Raffinerieprodukten aus russischem Öl. Da wird es in Mitteleuropa in einigen Monaten Engpässe geben. Andere aber dürfen aufatmen – wie Deutschland mit seinem Bundesland Brandenburg –, für die wir in Brüssel die Kastanien aus dem Feuer holten.
Immer wieder verwendete die Regierung in ihrer Kommunikation das Wortspiel einer „Atombombe auf die Wirtschaft“. Wäre es wirklich so verheerend geworden?
Natürlich hat die EU alle Rechte, Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs zu verhängen. Nur dürften dabei Mitgliedstaaten ohne Zugang zum Meer nicht mit den anderen gleichbehandelt werden. Mitteleuropa befindet sich in einer speziellen Lage, und niemand hat das Recht, eine ganze Region mit Embargos ohne Sinn und Verstand zu zerschlagen. Wir haben hier eine Transportlogistik aus früheren Zeiten geerbt, als Öl und Gas im Ostblock ausschließlich von Ost nach West flossen. Die damalige Sowjetunion band jedes Land einzeln an sich, es gab keine Querverbindungen. Jene, die heute auf kompromisslose Sanktionen drängen, sollen nicht so tun, als hätten wir damals eine andere Wahl gehabt. Den Hahn drehte schon immer Moskau auf und zu.
Dennoch konnten wir nach der Wende in Mitteleuropa ein System zustande bringen, in dem die Versorgungssicherheit nicht gefährdet war. Allerdings kam bis zur Gas-Krise 2009 auch niemand auf die Idee, sogenannte redundante, also im Grunde überflüssige Kapazitäten zur Absicherung einzubauen. Als die Russen den Ukrainern in einem Abrechnungsstreit die Gaspipeline für mehrere Tage abriegelten, erkannten wir, das könne leicht auch mit dem Öl passieren. Also vernetzten wir Ungarn mit der Slowakei sowie von Süden mit der Adria, um unsere Raffinerien auch im Notfall weiter betreiben zu können. Das wäre zu hundert Prozent möglich, wenn ein Abschnitt in Kroatien erweitert würde und auch in Zukunft russisches Erdöl (mit Tankern) verwendet werden darf. Ohne diese beiden Stellschrauben büßen unsere Raffinerien insgesamt 40-60 Prozent ihres Leistungsumfangs ein. Das kann man schon mit einer Atombombe vergleichen.
Wo käme das Erdöl via Adria denn her?
Weiterhin aus russischen Quellen, nur halt über den Seeweg. Russland transportiert heute rund 3 Millionen Barrel Öl pro Tag über die Weltmeere. Über die Adria-Pipeline holen wir schon heute Öl aus anderen Regionen heran, das wir in der Donau-Raffinerie bei Budapest der Sorte Ural beimischen. Das ist unser Stierblut (ein ungarischer Cuvée-Wein/ Anm. d. Red.), mit einem guten Drittel Fremdanteilen.
Wie wird sich das Ölembargo auswirken? Die IEA zeigt bereits Sorge, ganz Europa könnten die Kraftstoffe ausgehen.
Inflation und Versorgungsengpässe bereiten auf der ganzen Welt Probleme. Alle Energieträger werden teurer, und nicht nur vorübergehend. Europa hat sich ins eigene Bein geschossen mit den Sanktionen, denn seit Jahren wird immer weniger in die Öl- und Gasindustrie investiert. Neben der Corona-Pandemie und den niedrigen Ölpreisen hatte das mit dem – im Übrigen verständlichen – gesellschaftlichen Druck zu tun, der die Politik in der westlichen Welt dazu drängte, von den fossilen Energien systematisch Abstand zu nehmen. Die Wirtschaft reagiert leider auf Negativmeldungen viel schneller. Niemand wollte mehr in eine dem Tod geweihte Branche investieren, während die Alternativen zu langsam Verbreitung finden oder zu teuer sind.
Tun die Sanktionen denn nun den Russen mehr weh, oder doch der EU?
Kurzfristig sicher mehr der EU, als Russland. Unsere Energieabhängigkeit bestand beidseitig. Indem wir Russland den europäischen Markt nehmen, bringen wir es in eine Zwangslage: Es muss sich nach neuen Märkten umschauen und wird diese finden.
Das geschieht bereits.
Und darüber wundern wir uns jetzt? Warum glauben wir denn, andere werden auf unsere Entscheidungen nicht logisch reagieren? In Europa wird seit zwanzig Jahren debattiert, man müsse die Energieabhängigkeit von Russland reduzieren. Aber natürlich wollte niemand dafür Opfer erbringen. Eine Finanzierung durch den Markt war nicht machbar, weil die Banken solche Projekte als nicht lebensfähig einstuften. Denken wir nur an die Nabucco-Gaspipeline oder an das jahrelange Tauziehen zwischen Exxon und OMV mit dem rumänischen Staat um die Gasfelder im Schwarzen Meer. Wir haben unsere Transportkapazitäten Richtung Rumänien ausgeweitet, aber das Projekt wurde bis heute nicht auf den Weg gebracht.
Wenn ich Abhängigkeiten lockern will, sucht auch mein bisheriger Partner nach Alternativen. Nord Stream 1 und 2 waren ja genau solche Antworten der Russen auf die Spannungen mit der Ukraine und Polen. Ich glaube nicht, dass wir die russische Wirtschaft mit unseren Sanktionen in die Knie zwingen können. Es werden neue Prioritäten gesetzt und Prozesse eingeleitet, die sich nur schwer zurückdrehen lassen.
Wann wird MOL denn die Raffinerien in Százhalombatta und Bratislava ohne Ural-Öl betreiben können?
Die verschiedenen Ölsorten weichen in ihren chemischen Eigenschaften voneinander ab; in Nordafrika wird ganz anderes Erdöl gewonnen, als in der Nordsee. Wer behauptet, wir könnten innerhalb weniger Monate auf das Ural-Öl verzichten, der hat keine Ahnung von organischer Chemie. Und da wären noch die vielen Nebenprodukte, die in zahlreichen Industriezweigen benötigt werden. Neben Benzin und Dieselkraftstoff erzeugen Raffinerien mehr als fünfzig weitere Produkte. Die halbe Wirtschaft hat sich auf unsere Rezepturen eingestellt, die können wir nicht so von heute auf morgen über Bord werfen. Wir kalkulieren mit 500-700 Mio. USD und zwei bis vier Jahren, damit uns der vollständige Abschied vom russischen Öl gelingen kann.
Andere Experten meinen, MOL übertreibe hier, das ginge schneller und billiger.
Wer so etwas behauptet, der kann gerne zu uns in die Raffinerie kommen und die Aufgabe selbst in die Hand nehmen. Aus der Ferne lässt es sich leicht reden, doch wir haben die Verantwortung und müssen eine komplexe Frage vom Einkauf über die Transportwege bis hin zu den technologischen Herausforderungen beantworten. Wer glaubt denn, dass das alternative Erdöl plötzlich bei uns an der Tür anklopft? In der benötigten Menge und Qualität?! Die Lebensdauer von Ölfeldern wird im Durchschnitt auf zwanzig Jahre angesetzt. Wer ein solches Feld erschließt, versucht sich abzusichern, indem die Abnehmer bereits am Anfang feststehen. Die nächsten Engpässe bringt die Logistik mit sich, in den Häfen und Pipelines. Es geht immer um Zeit und Geld, und nie reichen diese.
Sind wir mit dem Embargo wieder in den 1970er Jahren angekommen?
Während der großen Ölkrise beschränkten die Ölstaaten ihre Fördermengen, es kam zu Engpässen, immer wieder ging das Benzin aus. Da ist es bezeichnend, wenn die IEA warnt, die Verbraucher sollten sich selbst beschränken. Insofern sind wir wieder in den 1970er Jahren, nur dass es eher noch schlimmer kommen könnte. Denn neben dem Erdöl sind auch Gas und Strom betroffen. Für Erdgas gibt es noch kein Embargo, aber Nord Stream 2 wurde erst gar nicht in Betrieb genommen und die Russen wollen nur jene Mengen liefern, die mit langfristigen Verträgen abgestimmt sind.
ZSOLT TAMÁS HERNÁDI wurde 1960 in Tarján geboren und wuchs in Esztergom auf. Er absolvierte die Budapester Wirtschaftsuniversität (heute: Corvinus). Seine berufliche Karriere begann er im Bankensektor, wechselte 1999 aber zur MOL Nyrt., deren Vorstandsvorsitzender er seit 2001 ist. Heute gehört er zu den einflussreichsten Personen in Ungarn.
Hinzu kommt, dass China seine Corona-Beschränkungen aufhebt und wegen der Klimaziele von der Kohle auf Gaskraftwerke umgestiegen ist. So überholte China bereits 2021 Japan als weltgrößter Importeur von Flüssiggas. Europa besaß schon bislang nur unzureichende Kapazitäten in LNG-Terminals. Mit dem Embargo für Pipeline-Öl hat man die Einfuhr fossiler Energieträger weiter eingeschränkt. Auf der Angebotsseite aber haben wir eine Industrie, die nicht mehr gerne in Projekte ohne Zukunft investiert. Auf lange Sicht könnte daraus eine sehr negative Entwicklung entstehen. Die Gesellschaft könnte im Angesicht ausufernder Energiepreise und womöglich auftretender Versorgungsnöte eine skeptische Position zu den Klimazielen einnehmen. So wie die Bereitschaft der Menschen zur Energiewende sinkt, geben auch die Politiker ihre Entschlossenheit auf. Dabei wollte Europa doch seine Energieabhängigkeit reduzieren und unseren Kindern eine lebenswertere Welt erschaffen. Das Ölembargo geht also weit über die Frage der Versorgungssicherheit hinaus.
Die Ukrainer und nicht wenige EU-Staaten wollen gleich noch ein Gasembargo obendrauf. Wäre das die totale Katastrophe für Ungarn?
Nicht nur für Ungarn. BASF-Chef Martin Brudermüller hat wiederholt gewarnt, mit einem solchen Embargo käme es zum Stillstand der Chemieindustrie. Deutschland würde eine Krise erleben, wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Bei uns werden neunzig Prozent der Haushalte direkt oder indirekt mit Gas beheizt. Dank unserer Gasspeicher befinden wir uns noch immer in einer relativ annehmbaren Lage.
Zu den Kraftstoffpreisen: Wie lange kann die Preisdeckelung von 480 Forint je Liter Benzin oder Diesel aufrechterhalten werden?
Unsere Preise richten sich nach dem Wettbewerb, nicht nach den Kosten. Wenn wir mal augenblickliche Preisverzerrungen außen vor lassen, realisiert jener Marktakteur mehr Gewinne, der effizienter wirtschaften kann. Da ist nicht ausschlaggebend, dass die Preisspanne zwischen Ural und Brent aktuell das Zehnfache des langjährigen Mittels erreicht. Es ist ja auch nicht ausschlaggebend, wie viel Geld die MOL-Gruppe in den letzten Jahrzehnten investierte, um mit ihrer Produktpalette unter die besten Raffinerien aufzusteigen. Grundsätzlich holt man nämlich mit dem Ural gleiche Erträge wie mit dem Brent nur heraus, wenn man viel investiert.
Der bei 480 Forint gedeckelte Preis wirft diese Wettbewerbslogik über den Haufen, indem Importe verdrängt werden und damit das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kippt. Es geht hier bei weitem nicht nur um Übergewinne, die bei MOL anfallen, sondern um einen weiteren Unsicherheitsfaktor am ohnehin labilen europäischen Markt. Die Logik der Wettbewerbspreise verhält sich wie das Wasserglas, das ich auf dem Tisch verschütte. Das Wasser wird dorthin fließen, wohin sich die Tischplatte neigt. Ich kann den Tisch anheben, um das Wasser in eine andere Richtung zu lenken, doch sobald ich ihn wieder auf seinen Platz stelle, fließt das Wasser wie gehabt.
Sagen Sie damit Versorgungsprobleme wegen des Preisdiktats voraus?
So einfach ist das nicht. Der ungarische Markt funktioniert gut, wenn es Importe gibt. Die gedrückten Preise verdrängen die Importe und sorgen ergo für eine Verknappung des Angebots. Natürlich haben die Behörden bei ihren Maßnahmen außerordentliche Vorkommnisse wie jetzt in der Raffinerie Schwechat geschehen gar nicht erst auf dem Schirm. Unter den Importeuren war uns einzig OMV verblieben, nun fallen auch die Österreicher aus.
Ich bin Ökonom und als Topmanager für die Versorgungssicherheit verantwortlich. Beide Stimmen in mir sagen, derart massive Eingriffe in die Preise lassen sich nur kurze Zeit aufrechterhalten. Die gute Nachricht ist, dass die Regierung unsere Argumente anhört. So fanden Korrekturen statt, indem man die Marktpreise für Trucks und schließlich für ausländische Fahrzeughalter wieder herstellte. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wäre es zweckmäßig, die Preise in mehreren Schritten an den Markt anzupassen. Aber das entscheidet die Politik.
Das hört sich nicht gut an für die Autofahrer.
Auch wenn ich mich wiederhole: Es geht hier nicht ums Geld, sondern um die Versorgungssicherheit. Die wird schon sehr bald in ganz Europa zum Problem. Wir tragen die Verantwortung, Mitteleuropa ausreichend mit Kraftstoffen zu versorgen. Die hohen Preise haben auch damit zu tun, dass eine enorme Nachfrage besteht. Die Europäer müssen ihren Bedarf drosseln, das wird auch die Preise wieder drücken. Denken Sie an Vorstöße, den Nah- und Fernverkehr zu unterstützen oder in Großstädten autofreie Wochenenden einzuführen.
Wenn der Benzinpreis doch wieder steigt, wofür hat Orbán dann in Brüssel gestritten?
Um unser Überleben. Bei einem vollständigen Ölembargo würde die Frage heute nicht lauten, wie viel die Kraftstoffe kosten, sondern ob wir überhaupt noch Kraftstoffe herstellen können.
Wird es eine zweite Pressekonferenz geben, auf der Sie gemeinsam mit dem Kanzleramtsminister die Bevölkerung beruhigen müssen?
Es gibt keine Panikstimmung, und das zurecht. Wir kennen den Markt und seine Probleme. Was wir alleine bewältigen können, lösen wir selbst, wo es Hilfestellungen von behördlicher Seite bedarf, informieren wir die Regierung über die Möglichkeiten. Es gibt die besagten Herausforderungen in den Raffinerien, die Erntezeit beginnt und die Zeit des Sommerurlaubs – mit all dem können wir umgehen. Mittelfristig wird sich zeigen, wie sich Angebot und Nachfrage verschieben, welche neuen Prozesse die Sanktionen auslösen.
Zu all dem kommen die neuen Sondersteuern, mit denen die Regierung ungefähr 250 Mrd. Forint an Übergewinnen abschöpfen will. Der Wirtschaftsminister erläuterte, es handle sich praktisch um Gewinne, für die das Unternehmen nicht schwitzen musste.
Der Minister ist ein ausgezeichneter Ökonom; diese Aussage sollten wir besser in die Kategorie politischer Erklärungen einordnen. Wir werden diese Summe wohl aufbringen können, doch ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass die MOL-Gruppe in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als 1.000 Mrd. Forint für Investitionen aufwandte, um die Versorgungssicherheit bei Öl und Gas zu erhöhen. Nicht alle dieser Investitionen haben sich „gerechnet“. Uns kam aber nie in den Sinn, dafür um staatliche Zuwendungen zu bitten. Heute machen wir in der Tat satte Gewinne, in anderen Jahren aber auch gewaltige Verluste. Ich wäre gespannt, ob uns der Staat mal Geld zurückgibt, wenn der Geschäftszyklus gerade wieder schlechter läuft.
Werden Sie deshalb nun weniger investieren?
Die Preisdeckelung und die Sondersteuern sind Eingriffe, die jede Investition infrage stellen. Wie sich der Markt entwickelt, weiß niemand wirklich, aber es lässt sich doch modellieren. Plötzliche Eingriffe von Seiten der Regierung sind hingegen nicht kalkulierbar. Die Wirtschaftspolitik muss Leistung anerkennen, also den Wettbewerb in den Vordergrund rücken. Wir verstehen natürlich, dass für ein nachhaltiges Wachstum in Zukunft zuerst einmal die stabile Basis wiederhergestellt werden muss. Hätte ich an Stelle der Regierung zu entscheiden, würde ich vermutlich ähnliche Schritte einleiten. Man muss nur aufpassen, dass es sich um einmalige Eingriffe handelt, weil ansonsten Vertrauen und Motivation verloren gehen. Die MOL-Gruppe wird ihren Teil der Last tragen, um Ungarn in eine ausgewogene Finanzlage zurückzuführen. Diese Opfer machen aber nur dann Sinn, wenn auf dieser Basis eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft errichtet wird.
Aus dem Ungarischen übertragen von Rainer Ackermann.
Das hier gekürzt wiedergegebene Interview von Dániel Kacsoh und Laura Szalai erschien ursprünglich Anfang Juni im konservativen Wochenmagazin Mandiner.
Wer in den letzten Wochen Brüssel genau beobachtet hat, musste erkennen, dass wir von Stümpern und Verbrechern in den Schwitzkasten genommen werden, weil diese erst Energie-Embargos gegen Russland fordern, um sich dann anschließend darüber zu beklagen, dass Putin die Gas und Öl als politische und wirtschaftliche Waffe verwendet. So blöd können nur Trullas wie die Ursula aus Deutschland sein. Zum Glück gibt es noch Verstand in der Wirtschaft.
Wer nur das heute sehen kann, weiß natürlich nichts vom morgen.
Die EU wird ihre Abhängigkeit von russischen Lieferungen bald überwunden haben. Dann wird sich zeigen, ob die Russen die Rückkehr zur Mangelwirtschaft toll finden werden, denn ohne westliche Technik können die Russen ja nicht einmal ihre Gasleitungen offen halten.
Es gibt natürlich die rechten Penner, die wieder einmal die Entwicklung verschlafen, während sie sich die Geschichte schön träumen. 🙂
Die Franzosen nutzen z.B. ihre eigene Atomtechnik, können aber nicht mal die Hälfte ihrer AKWs am Laufen halten.
Fidesz träumt währenddessen noch immer vom neuen AKW, das mit russischen Krediten von den Russen gebaut wird. Aber schon die Generatoren bekommen sie nicht installiert, denn die müssten von westlichen Firmen kommen, die nun nicht mehr mitspielen wollen.
Am Ende produzieren westliche Firmen Wasserstoff mit erneuerbarer Energie in Australien, während Fidesz-Leute zur Bau(losen)stelle von AKW Paks 2 pilgern.
Die Sanktionen sind einfach westlicher Selbstmord, weil man das dringend Benötigte verwirft; und es gelingt damit nicht, Rußland von der ganzen übrigen Welt zu isolieren, auch nicht mit dem Verbot, daß niemand mehr mit Rußland in Dollar handeln darf. Dann gibt es eben mehr Welthandel ohne Dollar. Denn der größte Teil der Welt sieht sich jetzt nicht mit an, daß der Westen Stück für Stück die ganze Weltherrschaft erringen will.
Etwas mehr Weitsicht und man erkennt, dass die freie Marktwirtschaft (so man sie nicht mit Preisdiktaten und willkürlichen Steuern abschnürt) stellt sich sehr schnell um und geht dann sogar gestärkt aus solchen Krisen.
Nun werden z.B. die erneuerbaren Energien einen Investitionsschub erfahren.
Wer hingegen weiterhin auf alten Gäule setzt, der wird bald nicht mehr ernten.
Russland wird als Pinscher an der Leine der Chinesen enden – das ist dann Putins Vermächtnis.