25 Jahre Swisscham Hungary
Immer offen für neue Kooperationen
Nicht gerade die beste Zeit, um ein rundes Jubiläum zu begehen!
Allerdings. Die Epidemie hat auch die Pläne unserer Kammer stark verändert. Anlässlich des 25. Jubiläums hatten wir eine Reihe von Veranstaltungen, darunter ein Galadinner, geplant. Immerhin ist es uns gelungen, am 3. November aus Anlass unseres Jubiläums im Népliget 25 Bäume zu pflanzen. Wir haben diese Aktion als ein Zeichen für einen Neustart, mehr Nachhaltigkeit und einen geschärften Blick für die Zukunft erlebt und auch so kommuniziert.
Trotz der Epidemie konnte diese Veranstaltung mithilfe der begeisterten Unterstützung unserer Mitglieder stattfinden. 25 Mitglieder haben an diesem Projekt teilgenommen, indem sie die Patenschaft für je einen Baum übernahmen und so ihr Engagement für die Kammer und für Nachhaltigkeit zum Ausdruck brachten.
Wir hoffen, dass wir die Möglichkeit haben werden, einige weitere Veranstaltungen nächstes Jahr nachzuholen. Die größte Veranstaltung, die wir in diesem Jahr organisiert hätten, wäre der fünfte Schweizer Business Day gewesen. Die Schweizer Botschaft und die Ungarische Agentur für Investitionsförderung (HIPA) sind hier unsere Partner. Gerade verhandeln wir darüber, wann wir das Event 2021 abhalten werden.
Wie kamen Sie ausgerechnet auf die Idee, zum Jubiläum Bäume zu pflanzen?
Bereits vor der Corona-Krise beschlossen wir das auf einer Vorstandssitzung. Ursprünglich stand Nachhaltigkeit im Vordergrund des Projekts. Wir wollten unser Engagement für das Thema zum Ausdruck bringen. Damit können sich schweizerische Unternehmen leicht identifizieren, da nachhaltiges Denken und Handeln eine große Rolle in ihren täglichen Abläufen spielen. Doch das Pflanzen eines Baumes kann noch viel mehr symbolisieren, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Epidemie.
Welche Rolle spielen schweizerische Unternehmen derzeit in Ungarn?
Laut offizieller ungarischer Statistik waren im Jahre 2017 in Ungarn 824 schweizerische Unternehmen tätig. Diese beschäftigten zu diesem Zeitpunkt rund 29.000 Arbeitnehmer und erwirtschafteten einen Umsatz von 1.537 Milliarden Forint (rund 4,8 Milliarden Schweizer Franken). Die Schweiz ist die siebtgrößte ausländische Arbeitgebernation in Ungarn.
2019 und 2020 gab es einige größere Erweiterungen bei schweizerischen Unternehmen: Hoffman La-Roche eröffnete im September 2019 einen Pharmakovigilanz-Hub in Budaörs und schuf so 25 hochkarätige Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung. Laurastar hat in Kapuvár eine Fabrik für Bügelsysteme gebaut, und in Újhartyán eröffnete Rehau ein Werk für den Bereich Automotive.
Im April kündigte Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó eine Greenfield-Investition der Flisom AG in Kecskemét an. Für rund 37 Millionen Schweizer Franken schafft das Unternehmen dort eine Produktionsstätte für innovative Solarmodule. Ebenfalls neu in Ungarn ist der Sensorhersteller Sensirion, der eine neue Niederlassung in Debrecen errichtet. So etwas stellt allerdings eher eine Ausnahme dar. Investitionen werden meist von Unternehmen getätigt, die damit ihre bestehenden Engagements ausbauen, wie etwa Nestlé Hungária, die im Oktober 50 Milliarden Forint in die Erweiterung ihrer Purina-Haustierfutterfabrik in Bük investiert hat.
Wie hat sich die Zahl und Art der Mitgliedsunternehmen verändert?
Wir verzeichnen derzeit knapp über 100 Mitglieder. Diese Zahl ist trotz einer jährlichen Fluktuation stabil. Die Kammer wächst zwar, aber das Ziel war nie, eine Sammelkammer zu werden, sondern sich speziell auf schweizerische Unternehmen zu konzentrieren, die unseren Service benötigen. Nach der Gründung im Jahr 1995 wurde relativ bald der Status einer mittelgroßen Kammer erreicht, da in den 1990er-Jahren zahlreiche schweizerische Unternehmen nach Ungarn kamen.
Die Kammer arbeitet ausgewogen und im stabilen Rahmen, derzeit mit zwei Mitarbeitern. Unsere strategischen Anweisungen werden vierteljährlich von einem 15-köpfigen Präsidium genehmigt. Der Finanzbericht der Kammer wird jährlich von einem Aufsichtsrat überprüft. Beide Gremien wurden in diesem Jahr von unserer Generalversammlung wiedergewählt. Das haben wir diesmal online gemacht.
Unser ständiger Partner ist seit 25 Jahren die schweizerische Botschaft und der jeweilige Botschafter. Gemeinsam haben wir viele Veranstaltungen und Projekte organisiert. Doch auch die ungarische Botschaft in Bern arbeitet mit uns zusammen.
Wir möchten auch unsere Kooperation mit der HIPA hervorheben, die uns in unseren Aktivitäten unterstützt. Seit einigen Jahren unterhalten wir zudem eine Partnerschaft mit Switzerland Global Enterprise, einer Organisation, die Schweizer Exporteure und Investitionen fördert.
Kurz gesagt: Wir sind von Akteuren umgeben, mit denen wir erfolgreich zusammenarbeiten, damit sich schweizerische Investoren hier noch wohler fühlen können.
Wie hat sich das Profil der Kammer in Abhängigkeit von den Bedürfnissen der Mitglieder im Laufe der letzten 25 Jahre gewandelt?
In den 1990er-Jahren war der Informationstransfer von großer Bedeutung. Groß angelegte Geschäftsessen dienten dazu, Geschäftsleute aus erster Hand über wirtschaftliche Fragen zu informieren. Schon damals waren diese Ereignisse aber auch für die Erweiterung der Netzwerke der Unternehmen von großer Bedeutung. Im Laufe der Jahre änderten sich die Bedürfnisse, wir mussten also unseren Tätigkeitsbereich erweitern.
Einerseits versuchen wir heute verstärkt, auf die individuellen Anfragen unserer Mitgliedsunternehmen einzugehen, andererseits haben wir auch das Profil unserer Veranstaltungen geändert. Wir organisieren weniger Business-Lunch-Events. Stattdessen haben wir unser Veranstaltungsspektrum in zwei Bereiche unterteilt: Zum einen halten wir thematische Veranstaltungen wie Konferenzen und Seminare ab, und zum anderen laden wir zu gesellschaftlichen Events ein, bei denen es in erster Linie ums Networking geht. Wir sehen, dass die Nachfrage hier sehr hoch ist.
Was sind seitens der Unternehmen heute die Motive für eine Mitgliedschaft in der Kammer?
Unseren Mitgliedern kommt es nicht auf die Größe an, sondern auf die Qualität. Das trifft auf uns genauso zu, wie auf die Schweiz im Allgemeinen. Die schweizerische Wirtschaft ist in Ungarn mit Unternehmen aus diversen Branchen sehr gut vertreten. Sie alle sind Hersteller, Vertreiber und Qualitätsbotschafter von Weltklasse-Produkten. Dafür stehen wir auch mit unserer Kammer.
Einige unserer Mitglieder waren von Anfang an bei uns, daher stellt die Kammer für sie auch einen Club von Freunden dar. Aber unsere Gemeinschaft ist immer offen für neue Kooperationen. Dabei sind insbesondere unsere ältesten Mitglieder Botschafter der Kammer. So ist es schon oft passiert, dass ein Mitglied einem Unternehmen empfohlen hat, sich uns anzuschließen, weil wir eine so gute Gemeinschaft sind. Wir möchten, dass das erhalten bleibt. Daran arbeiten wir jeden Tag.
Was planen Sie, um Ihre Kammer in Zukunft noch attraktiver zu machen?
Natürlich ist es gerade schwierig zu planen, aber wenn die Umstände es zulassen, möchten wir sobald wie möglich zu persönlichen Begegnungen zurückkehren. Wir können es kaum erwarten, wieder persönlich mit unseren Mitgliedern zu sprechen. Da sie sich gut bewährt haben, werden wir aber auch Online-Events beibehalten.
Oft bekommen wir Ideen von unseren Mitgliedern, manche thematische Veranstaltung organisieren wir daher in Zusammenarbeit mit ihnen. Auf dieser Grundlage planen wir mit unseren Unternehmen, das 2019 erstmals abgehaltene schweizerisch-ungarische Gesundheitsforum fortzusetzen. Selbiges gilt für den Swiss Business Day. Für das Jahr 2021 haben wir auch eine Reihe von Plänen im Rahmen der Initiative Netzwerk Digital, beginnend mit Veranstaltungen zu den Themen E-Health und E-Government.