Interview mit Gábor Jenei, Chef der Exportförderagentur HEPA
Auf der Jagd nach neuen Märkten
Ihre HEPA wird leicht mit der Investitionsagentur HIPA verwechselt; wie sind die Aufgaben verteilt?
Es handelt sich in der Tat um Schwesteragenturen, wobei wir für jedes Land gesondert entscheiden, ob wir die Exportförderung und die Stimulierung von Investitionen in einer Hand konzentrieren wollen. Die HIPA ist als staatliche Investitionsförderagentur dafür zuständig, Zuschüsse für Großunternehmen zu organisieren, die Kapital investieren beziehungsweise Kapazitäten erweitern wollen. Hier dreht es sich in der Regel um Gesellschaften mit ausländischem Hintergrund, denen Ungarn für Großprojekte schmackhaft gemacht werden soll. Die HEPA hingegen ist dafür gedacht, den Horizont für Exportmärkte einheimischer Unternehmen auszuweiten. Diese Agentur steht also nicht Pate bei Investitionen in Ungarn, sondern bei der Lenkung ungarischer Kapitalströme ins Ausland. Unsere staatliche Agentur bietet den ungarischen Firmen quasi Dienstleistungen an, mit denen sie das Erobern neuer Märkte flankierend unterstützt und koordiniert.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Die Tätigkeit der HEPA stützt sich auf drei Grundpfeiler. Zuerst einmal gewähren wir Informationen über Außenmärkte. Deren Tiefe hängt davon ab, wo das hilfesuchende Unternehmen selbst steht und inwieweit es bereit exportfähig ist. Zweitens bringen wir potenzielle Geschäftspartner zusammen, wofür wir ein breites Spektrum im Networking mit unterschiedlichsten Veranstaltungen, Börsen und Messen anbieten. Ergänzt werden diese Tätigkeiten um Präsentationen, wie sich die Unternehmen um Finanzbeihilfen bewerben können.
Welche Formen der Förderung gibt es?
Besonders erfolgreich waren zuletzt spezielle Konstruktionen, die das Erschließen von Außenmärkten und das Wachstum auf diesen fördern. Dabei geht es um Unterstützung beim Außenmarketing, bei der Aufnahme von Exporttätigkeiten oder für eigenständige Auftritte auf Messen. Mit unserer Hilfe konnten ungarische Firmen bisher an 128 Messen und anderen Veranstaltungen im Ausland teilnehmen, so bei der Hannover Messe, der Construma, der Weltausstellung in Dubai oder der Internationalen Wirtschaftsmesse von Mostar.
Die spezielle Förderung für Exportwachstum führten wir nach der ersten Welle der Corona-Pandemie ein. Bisher erhielten 43 Unternehmen insgesamt 64,2 Milliarden Forint, um unter Beibehaltung ihrer hierzulande errichteten Kapazitäten auch Fertigungskapazitäten im Ausland zu errichten. Auch 2023 konnten wir wieder erfolgreich Projekte dieser Art abschließen. So investierte Masterplast unterstützt von der HEPA 5 Milliarden Forint auf der grünen Wiese in Serbien, um in Szabadka (Subotica) ein Werk zu errichten, in dem Dämmstoffe aus Polystyrol für das Bauwesen hergestellt werden. Ein großer Erfolg ist auch die Investition von Medicor in der Türkei. Unter Einbeziehung ungarischer Baufirmen entstand in der türkischen Hauptstadt ein Werk, das medizintechnische Geräte für Babys und speziell für Frühgeburten fertigt. Obendrein wurde an dem Standort gleich noch ein Forschungszentrum eingerichtet.
Welche Branchen sprechen Sie mit Ihren Förderprogrammen an, und was sind die Zielregionen?
Bewerben um die Fördermittel können sich Firmen der unterschiedlichsten Wirtschaftssegmente. Die HEPA hat schon Zuschüsse für die Errichtung eines Verarbeitungsbetriebs der Nahrungsmittelindustrie gewährt, ebenso wie für die Anlage eines Solarparks oder Investitionen in Immobilienprojekte. Zielregionen sind unter anderen Serbien, der Nahe Osten, Zentralasien, aber auch Lateinamerika.
Wie finden die Unternehmen zu Ihnen?
Unsere Datenbank umfasst 6.315 ungarische Unternehmen, und wir arbeiten daran, diese Zahl weiter zu erhöhen. Um das zu erreichen, versuchen wir über eigene Plattformen und in den ungarischen Medien, den Bekanntheitsgrad unserer Dienstleistungen zu steigern. Darüber hinaus sind wir auf zahlreichen Veranstaltungen präsent, die sich ideal eignen, um Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. Natürlich empfehlen uns auch vorhandene Partner häufig weiter.
Im Falle von Firmen, die noch als weniger exportreif angesehen werden können, erhalten die Vorbereitung auf die Erschließung von Außenmärkten und die Schulung von auf den Außenhandel spezialisierten Kaufleuten eine besondere Betonung. Unternehmen, die bereits Erfahrungen auf Exportmärkten gesammelt haben, können wir über unser Netz an Wirtschaftsattachés in 90 Ländern mit zielgerichteten Erhebungen und Analysen des jeweiligen Marktes sowie bei der Suche nach lokalen Partnern zur Seite stehen.
Verfügen Sie auch über ein eigenes internationales Netzwerk?
Wir sind in fünf Ländern mit eigenen Büros vertreten. In China sind es gleich acht verschiedene Orte, von Kanada aus decken wir den nordamerikanischen Markt ab. Unser Büro in der Türkei versieht auch die Vertretung von Angelegenheiten in Griechenland und auf Zypern, das Büro in Belgrad hat den Fokus auf der Region des Westbalkans. Erst kürzlich haben wir unser fünftes Landesbüro in Bukarest eröffnet.
Unsere Partnerbüros sind aktiv, um den Auftritt ungarischer Unternehmen auf den dortigen lokalen Märkten so effizient wie möglich zu unterstützen. In diesem Jahr konnte zum Beispiel unser Partnerbüro in Toronto bedeutende Erfolge bei der Popularisierung ungarischer Produkte der Nahrungsmittelindustrie in Kanada erzielen. Auf der Messe SIAL Canada 2023 waren mit Hilfe der HEPA gleich mehrere Unternehmen der ungarische Nahrungsmittelbranche vertreten.
Welche internationalen Verbindungen gibt es noch?
Die HEPA ist der ungarische Partner des Netzwerks für Geschäftsentwicklungen, Enterprise Europe Network. Dabei handelt es sich gewissermaßen um einen EU-„Geschäftsklub“, eine Initiative für Geschäftsanbahnungen. Da werden nicht nur Veranstaltungen organisiert und Kurse angeboten, das Netzwerk betreibt auch einen Online-Marktplatz. Hier suchen neben den EU-Mitgliedstaaten auch Unternehmen aus zwei Dutzend weiteren Staaten Möglichkeiten für Geschäftskooperationen.
In welchen Regionen sehen Sie noch Potenzial, das ausgeschöpft werden sollte?
Die EU-Länder sind unsere natürlichen Wirtschaftspartner, aber auch in zahlreichen Ländern Zentralasiens und Afrikas ist Ungarn schon seit Jahrzehnten präsent – denken wir nur an die Ikarus-Busse, Projekte der Ölförderung oder zur Entwicklung der Infrastruktur. In Usbekistan, Aserbaidschan, Ägypten und Serbien gibt es spezielle Gewerbeparks, die auf die Ansiedlung ungarischer Unternehmen vorbereitet sind. Die einheimische Wasserwirtschaft ist quasi überall auf der Welt präsent, beispielsweise mit Techniken zum Wasserrückhalt auf Feldern in Indien oder dem Ausbau von Kläranlagen in Ghana. Die HEPA unterstützt die betreffenden Anbieter beim Suchen und Finden geschäftlicher Möglichkeiten und bei der Vernetzung mit potenziellen Partnern. Unsere jüngste Aktivität in dieser Richtung war die Teilnahme an einer Messe in Kairo.
Nach Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise erschwert nun ein erstarkender „Kalter Krieg“ die Expansion auf Außenmärkten, die Welt teilt sich wieder in Blöcke auf. Wie wirkt sich das auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit aus?
Wir leben in Zeiten multipler Krisen, Unternehmensführer müssen sich auf den Überlebensmodus konzentrieren, aber gleichzeitig auch in die Zukunft blicken. Die Unternehmen müssen flexibel auf die rasanten Veränderungen an den Märkten reagieren und für diese Fähigkeit entsprechende Rücklagen bilden. In derart turbulenten Zeiten ist es ausgesprochen schwer abzuschätzen, wohin die Reise in den nächsten Jahren oder auch nur in einigen Monaten gehen wird. Deshalb braucht es mehr Mut als gewöhnlich, bestehende Kapazitäten auszuweiten. Für erfolgreiche Unternehmen ist es dennoch wichtiger als je zuvor, ihr Exportpotenzial zu stärken. Denn die Präsenz auf Außenmärkten verspricht mehr Standbeine und erhöht somit die Widerstandskraft des betreffenden Unternehmens in Krisenzeiten. Da die schwankenden Energiepreise die Kosten in Produktion und Logistik erhöhen, macht es häufig Sinn, Fabriken oder Montagewerke näher an den Absatzmärkten zu positionieren.
Das Gespräch führte Gábor Halaska, Analyst des Wirtschaftsforschungsinstituts Makronóm.
Aus dem Ungarischen übertragen von Rainer Ackermann.
Das hier leicht gekürzt wiedergegebene Interview erschien ursprünglich Ende November im konservativen Nachrichtenmagazin Mandiner.
Ausländische Investoren zweifeln zunehmend an Chinas Wirtschaftspotenzial und ziehen massiv Gelder ab.
Fast 90 Prozent des ausländischen Geldes, das 2023 in den chinesischen Aktienmarkt floss, wurde bereits wieder abgezogen, berichtet die „Financial Times“. Gründe dafür seien zunehmende Zweifel an der Bereitschaft Pekings, ernsthafte Maßnahmen zur Ankurbelung des schwächelnden Wachstums zu ergreifen.
Die Nettoauslandsinvestitionen in China gelisteter Aktien seien seit ihrem Höchststand von umgerechnet 33 Milliarden US-Dollar (rund 29.8 Mrd. Euro) im August um 87 Prozent auf derzeit nur noch etwa 4,3 Milliarden US-Dollar (3,9 Mrd. Euro) gesunken, so die „Financial Times“ unter Berufung auf Daten des Hongkonger Börsenhandelssystems Stock Connect.
Händler und Analysten sehen in diesem Trend einen wachsenden Pessimismus hinsichtlich der Aussichten der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.
Quelle: Finanzen 100
Die Wirtschaft Chinas hat Schwierigkeiten, ein überzeugendes Comeback einzuleiten. Jetzt bekannte sich sogar der chinesische Staatschef Xi Jinping zu den vielen Herausforderungen, mit denen die Wirtschaft im Jahr 2023 konfrontiert war. „Einige Unternehmen hatten eine schwere Zeit. Einige Menschen hatten Schwierigkeiten, Arbeit zu finden und ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen“, sagte Xi in einer Sonntagsrede zur Eröffnung des Jahres 2024, wie aus einer offiziellen Niederschrift hervorgeht.
Eine Umfrage unter chinesischen Herstellern ergab, dass die Produktionstätigkeit im Dezember den dritten Monat in Folge rückläufig war.
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/chinas-wirtschaft-sogar-xi-jinping-raeumt-probleme-ein/
Die Frage ist, wie geht es weiter?
Das sind die zehn größten Rüstungskonzerne der Welt
Vier der zehn größten Rüstungskonzerne der Welt stammten zuletzt aus China und 5 aus den USA. Es liegen aktuell Zahlen für 2021 vor.
China dominiert die untere Hälfte der aktuellen Top 10 mit 4 Unternehmen, ein britisches Unternehmen belegt Platz 6 und die USA haben weiterhin die Spitzenplätze 1 bis 5 inne. Kein einziges Unternehmen aus der EU oder aus Russland schafft es unter die ersten 10.
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/ruestungsindustrie-die-groessten-ruestungskonzerne-der-welt-31093340.html
Insbesondere die Rüstungsindustrie in China scheint im Gegensatz zur restlichen Wirtschaft immer noch zu boomen. Wenn man sich die weltweiten Krisen anschaut, ist das sicher keine Überraschung. Der Bereich wird noch für viele Jahre ein Wachstumsmarkt bleiben.