CATL
Zahlen und Fakten gegen Gerüchte
Wie der Leiter Öffentlichkeitsarbeit von CATL Magyarország in einem Hintergrundgespräch verriet, wird die Investition in die Gigafabrik in drei Abschnitten verwirklicht. Die Chinesen haben zunächst 110 ha Gewerbeflächen erworben, auf denen sich die ersten zwei Bauphasen umsetzen lassen. Für das Gesamtprojekt im Südlichen Gewerbepark von Debrecen seien jedoch rund 220 ha erforderlich, erklärte Balázs Szilágyi. Wie das Wirtschaftsportal portfolio.hu berichtet, werden die Erdarbeiten bis Ende April abgeschlossen. Um den Hochbau in Angriff nehmen zu können, brauche es komplexere Genehmigungen. Die Einsprüche von Gegnern der Investition vor Gericht seien den Fachbehörden bekannt, hinderten CATL aber momentan nicht, sich weiterhin um die Baugenehmigung zu bemühen. Szilágyi rechnet nach der erfolgreichen Bauausführungsphase noch 2024 mit der Installation von Maschinen und Ausrüstungen sowie der Inbetriebnahme. Nach Probeläufen und einer langwierigen Testphase dürfte die Serienfertigung der Batteriezellen 2025 beginnen. Sobald das der Fall ist, wird der zweite Abschnitt der Großinvestition in Angriff genommen; die drei Phasen dürften bis Ende des Jahrzehnts zur Realisierung gelangen.
Elektromobilität als Priorität
CATL habe nach Deutschland deshalb Ungarn als zweiten Standort eines europäischen Werks gewählt, weil hier starke Positionen der Automobilindustrie aufgebaut wurden, die geographische Nähe zu Kunden und Zulieferern gewährleistet ist und die Elektromobilität in der gesamten Region als Zukunftspriorität betrachtet wird. Debrecen als zweitgrößte Stadt des Landes verfüge über ein ausgezeichnetes Investitionsumfeld und beste Voraussetzungen in Bezug auf die Infrastruktur. Szilágyi hob auch die Zusammenarbeit mit Stadt und Regierung als wichtiges Kriterium für die Standortentscheidung hervor.
Der Wasserbedarf des Werks erreiche in der 1. Phase keine 3.400 m3/Tag und wird im endgültigen Ausbau rund 10.000 m3 betragen. Da etwa 70% des Wassers für die Kühlprozesse benötigt werden, brauche es einerseits Rohrleitungen, die einen stark schwankenden Bedarf von max. 18.000 m3 am Tag befördern können, andererseits genüge dafür aufbereitetes Grauwasser. Der Energiebedarf der Gigafabrik bewege sich anfänglich um 80 MW, im Endausbau in der Spitze um 300 MW. Mit Solar-Aufdachanlagen wolle CATL rund 18 MW selbst erzeugen und sich an grünen Projekten außerhalb des Werkgeländes beteiligen.
Chinesen anzuwerben lohnt sich nicht
Sorgen, die Chinesen würden keine einheimischen Arbeitskräfte beschäftigen, zerstreute der Leiter Öffentlichkeitsarbeit mit dem Hinweis auf die Karriereseite des angelaufenen CATL-Werks in Arnstadt, wo es jede Menge offene Stellen gebe, welche Angebote sich ergo an örtliche Arbeitskräfte richten. „Wir können die Entwicklung des ungarischen Arbeitsmarktes auf so lange Sicht nicht abschätzen, aber chinesische Arbeitskräfte anzuwerben lohnt sich nicht“, stellte Szilágyi klar. Abschließend zerstreute er Befürchtungen, wegen der IRA-Rechtsnorm würden die Investoren reihenweise in die USA gehen. CATL plane langfristig und sei zuversichtlich, dass die EU entsprechende Antworten im Standortwettbewerb geben wird. Außerdem seien die Vorteile der US-Gesetzgebung nicht so gewaltig, dass sich der europäische Markt aus Übersee preisgünstiger bedienen ließe.

In Deutschland eröffnete der Ministerpräsident die Fabrik. Also reine Herze in Ungarn.