Mit diesen Fotos versuchte HIPA-Chef István Joó die Falschmeldungen über die BYD-Projekte in Ungarn und der Türkei zu dementieren. Fotos: Facebook/ HIPA-István Joó

BYD

„Wir stehen zum Standort Ungarn!“

Noch am Dienstag dementierte die staatliche Investitionsagentur HIPA Hiobsbotschaften bezüglich des BYD-Werks in Szeged, am Mittwoch meldete sich der chinesische Investor selbst zu Wort.

BYD plant langfristig in Europa, die Bauarbeiten am Standort des ungarischen Werks gehen planmäßig voran, hieß es in einer offiziellen Presseverlautbarung der BYD Hungary an die amtliche Nachrichtenagentur MTI. Man halte an einem Produktionsstart zum Jahresende fest, fügte aber vielsagend hinzu: „Wir werden in Kürze in Europa Autos für den europäischen Markt produzieren.“ Auch die endgültige Kapazität des Werks in Szeged von 300.000 Elektroautos im Jahr sei unverändert; derzeit arbeite man an der Zertifizierung von 150 Zulieferern aus Ungarn und ganz Europa.

HIPA: „Das sind Fake News!“

HIPA-Chef István Joó hatte zuvor in seiner Entgegnung der gestützt auf die Nachrichtenagentur Reuters gestreuten Gerüchte betont, BYD errichte seit der im Dezember 2023 getroffenen Investitionsentscheidung das erste europäische Automobilwerk in Szeged und stehe auch weiterhin zum Standort Ungarn. Das werde durch die kürzliche Entscheidung untermauert, das operative Zentrum für Europa – vom Marketing über HR bis zur Datenanalyse – aus den Niederlanden nach Budapest zu verlegen, wo mindestens 2.000 hochqualifizierte Jobs entstehen. Darüber hinaus starten zwei F+E-Projekte im Volumen von ca. 250 Mio. Euro in Kooperation mit ungarischen Universitäten. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der Technologien des Antriebsstrangs bzw. um Fahrassistenzsysteme auf KI-Basis. Joó hatte die Informationen, wonach Szeged dem parallel entstehenden türkischen BYD-Werk den Vortritt lassen müsse, geradeheraus als „Fake News“ tituliert.

Hier sind die Baufortschritte in Szeged nicht zu übersehen…
… und hier soll das Gelände des zukünftigen Werks in der türkischen Provinz Manisa zu sehen sein.

(West-) Europäer mit höheren Ansprüchen?

Unterdessen sagte der Automobil-Experte Gábor Várkonyi dem Info-Radio, hinter der Meldung von Reuters müsse man sehen, dass die Chinesen in Europa vorerst kleinere Brötchen als erhofft backen. „BYD wird versuchen, den Produktionsanlauf in den Werken außerhalb Chinas zu verzögern. Das erscheint nur zu logisch, wenn man die gigantischen Überkapazitäten überblickt, die angelegt wurden, um eine globale Offensive zu starten.“ In Westeuropa habe man nicht die erwünschten Verkaufszahlen und Marktanteile erreicht, weil hier ein ausgereifteres Verhalten der Kunden anzutreffen sei, die nicht nur auf den Preis schauen, sondern auf die Zuverlässigkeit der seit eh und je bekannten Marken vertrauen. Der Planungsirrtum der Chinesen könnte daher rühren, dass man in anderen Regionen binnen vier, fünf Jahren beträchtliche Positionen erobern konnte. Várkonyi sieht das größte Problem für die „Eroberer“ aus China im eigenen Hinterland, wo angesichts der enormen Überkapazitäten ein tödlicher Preiskrieg ausgebrochen ist. Diesen werden die wenigsten Automobilhersteller des Landes überleben – BYD sieht er als die mit Abstand kapitalstärkste Marke jedoch mittelfristig auf der Sonnenseite.

3 Antworten auf “„Wir stehen zum Standort Ungarn!“

  1. Man darf diese Aussage des HIPA-Chef István Joó nicht allzu ernst nehmen. Sollte es strategische Änderungen bei BYD geben, werden sie Ungarn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel – sofern dies dem Firmeninteresse dient.
    Offenbar hat BYD die Bereitschaft der Europäer für eMobilität überschätzt und legt jetzt erst mal eine Verschnaufspause ein. Hoffen wir, dass dies der wahre Grund ist und die Produktion bei BYD im nächsten Jahr tatsächlich beginnt.

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  2. Die Förderung von Elektro-Mobilität dient dem Umwelt- und Ressourcenschutz so wenig wie die Unterstützung der Ukraine dem Frieden in Europa.

    Leider setzt auch die ungarische Regierung auf dieses falsche Pferd (besser: die falsche Pferdestärke). Mir wäre es lieber, wenn in Ungarn Fahrzeuge mit herkömmlicher Antriebstechnik, aber geringem Verbrauch produziert würden.

    Bis sie so viel Dreck in die Luft gepustet haben wie die Panzer und anderen Militärgeräte in der Ukraine, können Privatleute noch viele Jahrzehnte Diesel fahren.

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  3. Gewinneinbruch bei VW

    “Niemand verdient an Elektroautos Geld” – Motoren-Experte zur neuen Auto-Realität

    Professor Fritz Indra sorgt immer wieder für seine harsche Kritik am Elektroauto für Aufsehen. Die aktuellen Desaster-Zahlen bei VW verwundern ihn nicht: Das Geschäftsmodell E-Auto sei einfach nicht so gewinnträchtig zu betreiben wie beim Verbrenner.

    Video-Interview:

    https://www.focus.de/auto/beruehmter-auto-entwickler-rechnet-gnadenlos-mit-e-auto-und-wasserstoff-ab_9f935d89-8bb2-49ff-9898-5d268f970c1d.html

    Alles, was Kritiker vor vielen Jahren bereits vorausgesagt haben, ist eingetreten, doch die Politik stört sich nicht daran. Ideologen waren schon immer der Grund für den Untergang einer Gesellschaft. Da hat sich nichts geändert.

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